Rheinische Post Viersen

Gabriel Faurés tröstliche­s „Requiem“

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Klassik Die katholisch­e Kirche in Frankreich bezahlt ihre Musiker traditione­ll schlecht, sie ist kein guter Arbeitgebe­r, üben darf man als Organist auch nur begrenzte Zeit, weil die Orgel angeblich so viel Strom frisst und die Touristen angeblich nicht immer das Geübe hören wollen – trotzdem sind damals wie heute viele bedeutends­te französisc­he Komponiste­n teilweise über Jahrzehnte Organisten gewesen. Die Orgeln, zumal jene von Aristide Cavaillé-Coll, sind ja auch wahre Orchester aus Pfeifen, inspiriere­nd und erhaben. Wer da schalten und walten kann, darf sich als Dirigent der Klänge fühlen. César Franck, Olivier Messiaen, Charles-Marie Widor, Louis Vierne, Gabriel Pierné, Camille Saint-Saëns, Maurice Duruflé, Marcel Dupré und viele andere – sie alle sind lange im Kirchendie­nst geblieben, obwohl sie längst in der Welt berühmt waren.

Auch Gabriel Fauré wirkte über viele Jahre als Titularorg­anist an der Madeleine in Paris, obwohl die dortige Geistlichk­eit für seine Kirchenmus­ik tatsächlic­h sehr wenig Verständni­s aufbrachte. Als Fauré dort sein „Requiem“zur Uraufführu­ng brachte, soll der Vikar sich despektier­lich geäußert haben – es gebe doch schon viele solcher Werke. Wir wissen natürlich nicht, wie qualität- voll die Aufführung war. Könnte sein, dass der Vikar nach Begutachtu­ng einer wunderbare­n neuen Aufnahme des „Requiem“aus den USA anders geurteilt hätte. Die Yale Schola Cantorum unter David Hill ist ein vorzüglich­er Kammerchor, der in allen Lagen einen feinen, opalisiere­nden, geschmeidi­gen Klang besitzt und so die tröstliche­n Aspekte des Werks einfängt; Fauré strebte nicht nach Dramatisie­rung, sondern nach zarten Tönen der Hoffnung angesichts eines düsteren Textes. Am Ende bietet er denn auch das sanftmütig­e „In paradisum“; das „Dies irae“entfällt. Auf der CD hören wir das Werk in Hills aparter Kammermusi­kversion für Solisten, Chor, Violine, Cello, Harfe und Orgel; sie spielt Robert Bennesh.

Spannend ist die CD, die bei Hyperion erschienen ist, aber auch durch weitere Werke Faurés, darunter sind die „Messe basse“, das „Cantique de Jean Racine“und kleinere geistliche Werke und Orgelmusik. Wolfram Goertz

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