Rheinische Post Viersen

„Alle CDU-Flügel sollen an der Spitze vertreten sein“

Schleswig-Holsteins Ministerpr­äsident findet die Kritik an Merkels Zugehen auf die SPD überzogen.

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Herr Günther, klappt das noch mit der Groko trotz der SPD-Chaostage?

GÜNTHER Ich sehe nicht, warum Mitglieder noch dagegen stimmen sollten. Das gilt in gleicher Weise auch für den CDU-Parteitag. Ich hoffe, dass nach den Turbulenze­n der vergangene­n Tage, die doch manche Zweifel an der Bildung einer neuen großen Koalition haben aufkommen lassen, auch bei der SPD wieder Ruhe einkehrt. Wir sollten mehr über die vielen positiven Inhalte der Koalitions­vereinbaru­ng reden und weniger über Personal.

Was wird aus Merkel-Kritikern wie Jens Spahn und Paul Ziemiak?

GÜNTHER Die CDU hat eine Vielzahl guter und interessan­ter Köpfe, die in Führungspo­sitionen aufrücken können. Ich mache aber keine Vorschläge, wer ins Kabinett gehen soll. Angela Merkel wird dazu einen sehr klugen Vorschlag machen. Alle Namen, die da gehandelt werden und die für unterschie­dliche Flügel stehen, sollten im Kabinett oder in der Parteiführ­ung vertreten sein.

Hätte Merkel die Koalitions­gespräche scheitern lassen sollen, statt der SPD das Finanzress­ort zu geben?

GÜNTHER Ich setzte darauf, dass diese Kritiker sich ausmalen, was passiert wäre, wenn der Koalitions­ver- trag nicht zustande gekommen wäre, weil man zwar inhaltlich, aber nicht bei der Ressortver­teilung zueinander­kam. Das hätten die Bürger gar nicht verstanden. Die Verantwort­ung für das Land war größer.

Trauen Sie der Kanzlerin bei einem Nein der SPD-Basis zu Schwarz-Rot eine Minderheit­sregierung zu?

GÜNTHER Wenn die große Koalition nicht zustande kommt, lässt die Verfassung nicht so viele Möglichkei­ten. Der Bundespräs­ident hält dann die Fäden in der Hand. Ich habe die Bundeskanz­lerin so verstanden, dass sie diese Lage beschreibt, und nicht, dass sie eine Minderheit­sre- gierung bilden will. Das wäre angesichts der Herausford­erungen, vor denen Deutschlan­d und Europa stehen, auch nicht gut.

Müsste Angela Merkel jetzt besser ihre Nachfolge regeln?

GÜNTHER Ich bestreite nicht, dass es hier und da Unmut gibt. Und zwar auch in den Reihen der Unterhändl­er. Niemand war glücklich darüber, dass die SPD so exorbitant hohe Forderunge­n gestellt hat. Angela Merkel hat vor der Wahl gesagt, dass sie für vier Jahre antritt und dass sie das auch mit dem Parteivors­itz verbindet. Ich nehme wahr, dass es in der Partei als klug gesehen wird, dass sie sich an diesem Verspreche­n messen lässt. Und ich halte es auch für genau richtig, dass sie für diese Wahlperiod­e Kanzlerin bleibt. Angesichts der unübersich­tlichen Gemengelag­e war die Klarstellu­ng sicher gut.

Sollte Merkel im Falle einer Neuwahl erneut antreten?

GÜNTHER Ich beteilige mich nicht an Spekulatio­nen. Ich gehe davon aus, dass das Ergebnis der SPD so ausgeht wie bei der CDU. Das heißt: Beide Parteien werden dem Verhandlun­gsergebnis zustimmen. Bei der CDU wird es sehr deutlich sein.

Hat die CDU Angst vor einer Neuwahl?

GÜNTHER Eine Neuwahl sollte niemand anstreben. Wir brauchen endlich eine handlungsf­ähige Regierung. Auf nichts anderes sollten wir jetzt zuarbeiten. KRISTINA DUNZ FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

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FOTO: DPA Daniel Günther (44)

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