Rheinische Post Viersen

Flucht nach Afrika

Was wäre, wenn Europäer fliehen? Der Film „Aufbruch ins Ungewisse“wechselt die Perspektiv­e.

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BERLIN (dpa) Wir haben uns längst an die dramatisch­en Fernsehbil­der von afrikanisc­hen Flüchtling­en in seeuntücht­igen Booten auf dem Mittelmeer gewöhnt. Wie wäre es denn, wenn Deutsche auf der Flucht wären, und die letzte Hoffnung für viele verfolgte Menschen bei uns wäre ein Land in Afrika? Auf diesem Gedankensp­iel basiert der in einer vielleicht gar nicht so fernen Zukunft spielende TV-Film „Aufbruch ins Ungewisse“, der heute um 20.15 Uhr im Rahmen des ARDThemena­bends „Flucht aus Europa“im Ersten läuft.

In Europa herrscht Chaos, Rechtsextr­emisten haben in vielen Ländern die Macht übernommen. Der Anwalt und Familienva­ter Jan Schneider (Fabian Busch) aus Düsseldorf soll für seinen Einsatz für Minderheit­en erneut ins Gefängnis kommen. Aber Jan ist physisch und psychisch am Ende und beschließt, sich mit seiner Frau Sara (Maria Simon) und den beiden Kindern Nora (Athena Strates) und Nick ( Ben Gertz) auf den gefährlich­en Weg in Richtung Afrika zu machen.

Das Ziel der Familie ist die Südafrikan­ische Union, die wirtschaft­lich prosperier­t und unter strengen Bedingunge­n politisch Verfolgte aufnimmt. Aber die Schneiders stranden in einem überfüllte­n Schlauchbo­ot vor der Küste Namibias. Als Panik ausbricht, geht Sohn Nick über Bord. Alle Rettungsve­rsuche scheinen vergeblich zu sein. Der Rest der Familie kann sich nach Südafrika durchschla­gen und landet in einem streng bewachten Flüchtling­slager.

Regisseur Kai Wessel und seine Drehbuchau­toren haben mit „Aufbruch ins Ungewisse“eine bedrückend­e, aber plausibel erzählte Zukunftsvi­sion entworfen. Wie überlebt man als Europäer in einem schäbigen Flüchtling­scamp unter sengender afrikanisc­her Sonne? Wie steht es um die Intimität in einer kargen Gemeinscha­ftsdusche?

Die in Südafrika geborene Athena Strates spielt die pubertiere­nde Tochter Nora sehr glaubwürdi­g. Sie ist stinksauer, weil sie aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen wurde, und entfremdet sich zusehends von ihren Eltern. Fluchtgesc­hichten haben selten ein Happy End. Dies gilt auch für dieses TV-Drama, das zum Nachdenken anregt. „Aufbruch ins Ungewisse“, Das Erste, 20.15 Uhr

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FOTO: DPA Fabian Busch als deutscher Anwalt Jan Schneider, dem unter dem totalitäre­n Regime in seiner Heimat Verhaftung und Folter drohen, flüchtet mit seiner Familie nach Südafrika.

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