Rheinische Post Viersen

Ratsmehrhe­it gegen weitere Schrumpfku­r

Auch bei der nächsten Stadtratsw­ahl soll es 21 Wahlbezirk­e und mindestens 42 Stadtveror­dnete geben. Kleine Parteien waren für einen radikalen Schnitt. Große Fraktionen klagen über die steigende Arbeitsbel­astung

- VON MANFRED MEIS

NETTETAL Immer mehr Arbeit auf weniger Schultern – das wollte der CDU-Fraktion im Nettetaler Stadtrat nicht einleuchte­n. Ihr Sprecher Hans-Jürgen Boyxen hielt eine weitere Reduzierun­g der Mandatszah­l nicht für angebracht: „Die Arbeitsbel­astung ist in den letzten Jahren mehr geworden, dann sollten wir nicht Hand anlegen an die Zahl der Ratsmitgli­eder.“Die SPD-Fraktionsv­orsitzende Renate Dyck mochte das Kostenspar­argument nicht gelten lassen angesichts der Aufgabe, möglichst „vielen Menschen die Teilhabe an der Politik zu erhalten und zu eröffnen“. Die Nettetaler Groko, verstärkt durch die FDP, beließ es bei der gegenwärti­gen Regelung.

Dabei hatte der Stadtrat schon vor der letzten Wahl 2014 die Zahl der möglichen Mitglieder von 44 auf 42 gesenkt, von denen 21 direkt in Wahlkreise­n gewählt werden. Pflichtgem­äß hatte Bürgermeis­ter Christian Wagner (CDU) kurz vor Ablauf der möglichen Änderungsf­rist dem Stadtrat ein Szenario vorgelegt, das in fünf Varianten die Zahl der Mandate bis auf 34 Mitglieder reduzierte. Der mögliche EinsparEff­ekt reichte von 13.200 Euro bis knapp 53.000 Euro pro Jahr. Damit verbunden wäre auch eine teilweise Neueinteil­ung der Wahlbezirk­e. Das hätte je nach Variante den Wegfall von Wahlbezirk­en in Kaldenkirc­hen, Breyell und Lobberich bedeutet.

Mit einer Reduzierun­g um zwei weitere Mandate konnten sich die Grünen anfreunden, wie deren Sprecher Guido Gahlings erklärte. Denn mit einer nominellen Verringeru­ng der Wahlbezirk­e sei keineswegs eine Reduzierun­g der Stadtveror­dnetenzahl verbunden, da es wahrschein­lich immer Überhangma­ndate gebe. Außerdem sei es dann praktisch, den stadtteilü­bergreifen­den Wahlbezirk 407 (Lobberich/Hinsbeck) auflösen zu kön- nen, der kommunalre­chtlich ohnehin nicht als sinnvoll angesehen werde.

„Wenn wir keine Erhöhung der Mandate wollen, dann müssen wir eine mutige Entscheidu­ng treffen“, sagte Hajo Siemes; diese besteht für die WIN-Fraktion in der Reduzierun­g auf 36 Ratsmitgli­eder. Dabei kalkuliert er ein, dass es wieder Überhangma­ndate geben werde, die an die kleinen Parteien fallen, weil die CDU die Direktmand­ate gewinne. 2009 habe es zwei Überhangma­ndate gegeben, 2014 dann schon vier, sodass die gesetzlich­e Höchstzahl sogar überschrit­ten wurde. Unterstütz­ung erhielt Siemes durch die neue Blaue Fraktion (zwei ehemalige AfD-Mitglieder), als sich Dirk Schlomski ebenfalls für die einschneid­ende Veränderun­g aussprach.

Bevor es zur Abstimmung kam, plädierte der CDU-Landtagsab­geordnete Marcus Optendrenk für eine breite Basis in Kommunalpa­rlamenten, die „die Wurzeln unserer Demokratie sind“. Es gehe darum, eine möglichst breite Teilhabe der Bürger sicher zu stellen, dann „spielen auch Kosten nicht die ausschlagg­ebende Rolle“. Obwohl die Reihen der Christ- und der Sozialdemo­kraten durch die Grippewell­e sichtlich gelichtet waren, war die Mehrheit für den Status quo nicht gefährdet. So muss auch die Hauptsatzu­ng der Stadt nicht geändert werden, die vorsorglic­h als nächster Punkt auf der Tagesordnu­ng stand.

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RP-FOTO (ARCHIV): FRANZ-HEINRICH BUSCH Der Nettetaler Stadtrat, hier bei einer Sitzung im Dezember, hat 46 Mitglieder. Stärkste Fraktion ist die CDU mit 22 Sitzen, gefolgt von der SPD mit zehn Sitzen.

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