Rheinische Post Viersen

„Für uns alle ist das eine Therapie-Stunde“

So macht das Aufregen und Ärgern wenigstens Spaß: Am Freitag, 23. Februar, kommt Kaya Yanar mit seinem neuen Solo-Programm „Ausrasten! für Anfänger“nach Nettetal

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NETTETAL Kaya Yanar regt sich gern auf und immer öfter – über öffentlich­e Toiletten, Staus, Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger, alte Leute, junge Leute, Kinder, Babys, Fernseh-Sender, Ausländer, Inländer. Mit zwei Stunden Lebenshilf­e im Gepäck kommt der Träger des Deutschen Comedy-Preises am Freitag, 23. Februar, mit seinem neuen LiveProgra­mm in die bereits ausverkauf­te Werner-Jaeger-Halle nach Nettetal. Im RP-Interview spricht Kaya Yanar darüber, warum Nettetal am Anfang seiner Tournee steht und was ihn wirklich ärgert.

Sie gehen jetzt mit ihrem Solo-Bühneprogr­amm auf Tour und starten ebenfalls am 23. Februar das neue SAT.1.-Format „Guckst du?! Kayas große Kinoshow“. Haben Sie überhaupt noch Zeit, um auszuraste­n?

YANAR Ja, weil ich keine Zeit habe! Das Showbusine­ss ist echt zum Mäusemelke­n, entweder es passiert nichts oder alles auf einmal.

Nettetal liegt ziemlich am Anfang Ihrer neuen Live-Tour. Düsseldorf, Berlin, Essen, Frankfurt kommen später. Probieren Sie das Programm erst in der Provinz aus?

YANAR Ich war ja schon mal in Nettetal, das war 2001 oder 2002… ein schönes Theater, und die Einnahmen gingen damals an einen zweisprach­igen Kindergart­en. Ich hatte mich damals über mein Management aufgeregt, das war eine Frau, die sich in mich verknallt hatte, obwohl ich nichts von ihr wollte. Sie war bei jedem Auftritt dabei und das hat mich ziemlich fertig gemacht...

Waren Sie schon mal in Nettetal? Und wenn ja, worüber haben Sie sich da geärgert?

YANAR Es ist irgendwie Tradition, dass man sein Programm in der Provinz ausprobier­t, damit man den Städtern ein gutes Programm hinlegt… eigentlich ziemlich diskrimini­erend für Provinzler! Ich denke das liegt daran, dass man im Rahmen einer eng gesteckten Tour gar nicht in die Provinz kommt, deswegen ist man dort dankbarer.

Bringen Sie Hakan und Ranjid mit nach Nettetal?

YANAR Na klar! Allerdings nicht im Kostüm und Maske, das finde ich altbacken auf der Bühne, außerdem sehen wir die beiden wieder im TV.

Worüber ärgern Sie sich eigentlich wirklich?

YANAR Politiker, Kriminelle, Nazis, Raser, Gaffer, Kofferband­steher. Über den Menschen im Allgemeine­n, so wie wir den Planeten, unsere Mitmensche­n oder alle Lebewesen behandeln. Wir sind die Idioten der Galaxie.

Können Sie sich über die AfD aufregen?

YANAR Auch. Ich rege mich über jede Partei auf. Unser System funktionie­rt einfach nicht. Da lobe ich mir die Schweiz, die hat eine funktionie­rende direkte Demokratie. Die stimmen bald über die Rundfunkge­bühren ab! In Deutschlan­d undenkbar! Weil jeder wüsste, wie es ausgehen würde...

Wie rastet man denn richtig aus?

YANAR Mit Witz, Charme und Humor. Ich raste vor meinem Publikum möglichst witzig aus, das bringt die Leute zum Lachen, weil sie Humor haben, und das Ganze ist doch sehr charmant oder? Für uns alle ist das eine große Therapie-Stunde. Es hilft, sich gemeinsam aufzuregen und zu lachen, und es ist billiger als beim Seelenklem­pner.

Als Kultusmini­ster der Comedy: Gibt es nationale Unterschie­de beim Ausrasten?

YANAR Ja klar, der Orientale wird gerne schnell laut und auch mal handgreifl­ich, das gehört da zum guten Ton. In Deutschlan­d hat man eine Handbremse angezogen, da ist man maximal empört. Der Schweizer flucht in sich hinein… schon deftige Schimpfwör­ter, aber eher zu sich. Der Amerikaner bombardier­t einfach mal ein anderes Land. SABINE JANSSEN STELLTE DIE FRAGEN.

 ?? FOTO: NADINE DILLY ?? Comedian Kaya Yanar lädt zur gemeinsame­n Therapie-Stunde ein: Am Freitag, 23. Februar, rastet er gepflegt in der WernerJaeg­er-Halle in Nettetal aus.
FOTO: NADINE DILLY Comedian Kaya Yanar lädt zur gemeinsame­n Therapie-Stunde ein: Am Freitag, 23. Februar, rastet er gepflegt in der WernerJaeg­er-Halle in Nettetal aus.

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