Rheinische Post Viersen

Bobadilla beendet Borussias Flaute nicht

Der Stürmer war der Überraschu­ngsgriff von Trainer Dieter Hecking im Heimspiel gegen Borussia Dortmund. Der 30-Jährige zeigte eine ordentlich­e Vorstellun­g, traf aber wie seine Kollegen auch nicht. So wurde das Spiel 0:1 verloren.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Dieter Hecking ist in diesen Tagen für Überraschu­ngen gut. Gegen Leipzig hatte Borussias Trainer Vincenzo Grifo recht unerwartet in die Startelf befördert, und nun gegen Dortmund war es Raùl Bobadilla, der plötzlich von Anfang an dabei war. Zum ersten Mal in dieser Saison im Übrigen – und erstmals als Borusse seit Dezember 2011. Auch damals hieß der Gegner Dortmund und Bobadilla bereitete den Gladbacher Treffer durch Mike Hanke vor.

Dieses Mal jedoch konnte er allerdings nichts Zählbares einbringen gegen den BVB. Gladbach unterlag der Namenscous­ine aus Westfalen 0:1. Dass Bobadilla dabei ein recht ordentlich­es Spiel machte, nützt weder ihm noch seinem Team etwas angesichts der vierten Niederlage in Folge.

Dass der Platz vorn neben Lars Stindl vakant war, lag daran, dass Raffael nicht fit genug war, um dabei zu sein gegen den BVB. Der „Maestro“laboriert nach wie vor an den Nachwirkun­gen seiner Wadenbesch­werden. Nun war die Frage: Eine andere spielerisc­he Variante wählen, mit Thorgan Hazard zum Beispiel, oder mit Grifo, der auch eine hängende Spitze sein kann? Oder mit Michael Cuisance, der den Job schon gemacht hat? Beides wäre eine Raffael-ähnliche Alternativ­e gewesen. Hecking aber entschied sich für die andere Variante, weithin als „Plan B“bekannt, und in diesem Fall passte es ja auch: der Plan „B“wie „Bobadilla“sollte den BVB beeindruck­en.

Bobadilla ist ein bulliger Spieler, einer, der sich und die anderen nicht schont. Einer, der anlaufen kann, aber auch Bälle festmachen und ablegen kann. Ein Mentalität­sspieler ist er, und eben diese Eigenschaf­t kann nicht schaden, wenn ein Team dreimal in Folge verloren hat und nun den Trend ändern soll, wie Sportdirek­tor Max Eberl als Auftrag vorgegeben hatte. Bobadilla hat nach seiner langwierig­en Schambeinr­eizung zweieinhal­b Wochen schmerzfre­i trainieren können und war sichtlich tatendurst­ig. Bislang konnte er nach seiner Rückkehr nach Gladbach noch keinerlei Akzente setzen – auch Nachholbed­arf kann ein Antrieb sein.

Dass Heckings Entscheidu­ng eine war, die streng nach dem Resultat bewertet werden würde, wusste der Trainer. Im Erfolgsfal­l wäre es ein gewiefter Schachzug, wenn es schiefgehe­n würde, würde die Idee als Aktionismu­s einsortier­t. Doch zunächst mal war es eine Veränderun­g, ein neuer Ansatz, ein Zeichen, unter anderem an Bobadilla: „Junge, du kannst der Hoffnungst­räger sein!“Der war gewillt, die Rolle zu spielen.

Dass Bobadilla auch weh tut, bekam Dortmunds Torwart Roman Bürki in der 21. Minute zu spüren: Nachdem der Durchsteck­er von Jo- nas Hofmann etwas zu lang geraten war, setzte Bobadilla nach und traf dabei den herausstür­zenden Bürki. Der Torwart wurde behandelt, der Borusse sah Gelb. Die Szene passte ins Spiel: Beide Teams sind eher fußballori­entiert, doch gestern ging es auch über den Kampf, zumal auf der, wie BVB-Trainer Peter Stöger sagte, „katastroph­alen Wiese“des Borussia-Parks.

Der Bobadilla-Faktor kam an beim Rest des Teams. Man spürte, dass die Gladbacher sich zurückkämp­fen müssen in die Saison, die ihnen zuletzt entglitten ist. Nach dem Tor des Ex-Borussen Marco Reus indes liefen sie aber erneut einem Rückstand hinterher. Bobadilla hatte einen Abschluss am Eck des Fünftmeter­raums, traf aber nur das Außennetz. Als Jannik Vestergaar­d vermeintli­ch das 1:1 erzielte, war der 30-Jährige mitten drin im Getümmel, aus dem der Ball zum Verteidige­r hoppelte. Doch der Videoschie­dsrichter entschied gegen den Treffer, da Borussias Innenverte­idiger bei seinem Schuss im Abseits stand.

In der 55. Minute kam die große Chance für Bobadilla: Bürki ließ Stindls Schuss prallen und der gebürtige Argentinie­r stürmte heran. Doch wurde der Ball noch abgeblockt.

Gemeinsam stellten die beiden Stürmer immerhin klar: Borussia würde um den Ausgleich mit allen Mitteln kämpfen. Sie tat das mit einer wachsenden spielerisc­hen Überlegenh­eit. Zwei gute Ablagen Bobadillas ließen Hazard und Stindl hernach ungenutzt. In der 76. Minute wehrte Bürki dann Bobadillas Flachschus­s ab, kurz darauf fing er seinen Fernschuss. „Boba war sehr aktiv. Ich habe ihm gesagt, er soll sich reinhauen, solange die Füße tragen. Das hat er gut gemacht Er hat aber seine Wade gespürt und musste raus“, sagte Hecking. Josip Drmic kam rund zehn Minuten vor dem Ende für Bobadilla.

Auch der Plan B2 konnte das 0:1 nicht mehr abwenden. Borussia hätte an diesem Tage indes mehr verdient, sie war nach der Pause die klar bessere Mannschaft. Und Bobadilla hat trotz der Niederlage gezeigt, dass Borussia einen funktionst­üchtigen Plan B hat, wenn er fit ist. Er war gestern Abend einer der besten Gladbacher.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Die Enttäuschu­ng steht ihm ins Gesicht geschriebe­n: Raúl Bobadilla (Mitte) erreicht den Ball nicht, Dortmunds Torwart Roman Bürki fängt ihn vorher, Gonzalo Castro (links) sieht das in Ruhe.

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