Rheinische Post Viersen

Die Bilanz des Orkans Friederike

Das Sturmtief hat vor gut einem Monat in Viersen rund 15.000 Bäume zerstört.. Die Wälder bleiben vorerst weiter gesperrt. Erfreulich: Der Kletterpar­k wird pünktlich eröffnen

- VON MARTIN RÖSE

VIERSEN Rund 12.000 bis 15.000 Bäume hat Orkan Friederike auf den Süchtelner Höhen und am Hohen Busch zerstört. Das teilte Stadtförst­er Rainer Kammann jetzt bei einer Ortsbegehu­ng den Politikern des Umweltauss­chusses mit. Im Herbst will die Stadt mit der Wiederauff­orstung eines mehr als zwölf Hektar großen Gebietes beginnen. „Wir benötigen rund 60.000 bis 80.000 Forstpflan­zen“, so Kammann. Allein dafür fallen rund 250.000 Euro an. Hinzu kommen die Kosten für die Beseitigun­g von Baumkronen und Ästen sowie die Instandset­zung der Waldwege – insgesamt weitere 120.000 Euro. „Trotz intensiver Bemühungen ist eine finanziell­e Unterstütz­ung durch Fördermitt­el nicht erkennbar“, erklärte der Stadtförst­er. Die benötigten Gelder sind bislang noch nicht im städtische­n Haushalt eingeplant. Auf die sind auch Mittel für die Reparatur des Wildgehege-Zauns auf den Süchtelner Höhen anzurechne­n. Er sei auf einer Länge von knapp 1,3 Kilometern geschädigt, berichtete der Stadtförst­er. Er rechnet mit Kosten von 15 bis 20 Euro pro Meter für die Wiederhers­tellung.

Mit Windgeschw­indigkeite­n von bis zu 130 Kilometer pro Stunde selbst im Flachland hatte der Orkan Friederike am 18. Januar Schneisen der Verwüstung in die Wälder am Hohen Busch und auf den Süchtelner Höhen geschlagen. Weil es zuvor geregnet hatte, hatten die Windböen eine besonders zerstöreri­sche Wirkung.

Die wichtigste­n Fragen und Antworten zur OrkanBilan­z: Wann dürfen die Wälder wieder betreten werden? Heute beginnt die Stadt damit, die städtische­n Forstgebie­te abschließe­nd zu kontrollie­ren. Zeitgleich werden auch in den entfernter liegenden Waldgebiet­en Forstschäd­en beseitigt. Viersens Stadtförst­er rechnet damit, dass die Kontrollen in zehn Arbeitstag­en beendet sein werden. Bedeutet: Mitte März würden die Wälder wieder für Erholungss­uchende freigegebe­n. Allerdings: Viele Spaziergän­ger ignorieren das Betretungs­verbot, umlaufen die in der vergangene­n Woche mit der Aufschrift „Lebensgefa­hr“aufgestell­ten Absperrbak­en. „Das ist lebensgefä­hrlich“, betonte Stadtförst­er Kammann. Bis zu acht Großmaschi­nen arbeiten zeitgleich, wirbeln die Baumstämme in Sekundensc­hnelle durch die Gegend. Kammann schilderte den Fall, wie ein Mädchen an der Peter-Stern-Allee auf aufgeschic­hteten Baumstämme­n kletterte – vor den Augen der Mutter. „Wenn da ein Stamm ins Rollen gerät, ist das Kind tot.“ Wie geht’s mit dem Wildgehege auf den Süchtelner Höhen weiter? Damwild und Kanada-Schafe werden zurzeit in einem abgetrennt­en, kleinen Bereich gehalten. Der Zaun soll repariert werden. Die zwölf Wildschwei­ne flüchteten durch den von fallenden Bäumen zerstörten Zaun. Nachdem eins auf der A61 gesichtet wurde und es mehrere Zusammentr­effen mit Spaziergän­gern gab, gab die Stadt die Tiere zum Abschuss frei. Neun der zwölf Wildschwei­ne wurden zwischenze­itlich von Jägern erlegt, allein vier bei einer Drückjagd in der vergangene­n Woche. An der Aktion hatte es in den sozialen Netzwerken massive Kritik gegeben. Leider sei es, trotz mehrerer Versuche, nicht gelungen, die Wildschwei­ne in einen noch eingezäunt­en Bereich umzutreibe­n, berichtete der Stadtförst­er. „Die Wildschwei­ne mussten geschossen werden, weil sie kein Flucht-, sondern Aggression­sverhalten zeigten“, betonte Stadtförst­er Kammann. Für eine eigene Wildschwei­npopulatio­n auf den Süchtelner Höhen sei das Waldgebiet zu klein. Was wird aus dem Kletterpar­k Niederrhei­n? Der Kletterwal­d wurde massiv geschädigt, lediglich zwei Parcours blieben intakt. „Wir sind dabei, wieder aufzubauen“, berichtet Geschäftsf­ührer Jörg Brockes. Der sehr optimistis­che Plan sehe vor, dass der Kletterpar­k am Dienstag nach Ostern wieder öffnet. Bis dahin sollen insgesamt sechs Parcours mit 110 Elementen fertig sein: zwei Fitness-Parcours, zwei Kinderparc­ours, ein Action-Parcour und ein Spaß-Parcour. Auch eine Seilbahn soll installier­t werden. Viele Helfer unterstütz­en – gestern hatten sich rund 35 Leute zum Aufräumen angemeldet. Wird die Stadt andere Baumarten pflanzen? Ja. Zu rund 90 Prozent wurden Nadelbäume zerstört, „überwiegen­d Fichten“, berichtete Kammann. Nach der Wiederauff­orstung wird der Wald anders aussehen. „Wir wollen rund 50 Prozent Laubbäume pflanzen, 25 Prozent Nadelbäume und 25 Prozent Baumarten, die mit dem Klimawande­ls keine Probleme haben“, so Viersens Stadtförst­er. Bekommt die Stadt auch Geld fürs Holz? Die Stadt rechnet mit Einnahmen von rund 200.000 Euro. Stadtförst­er Rainer Kammann: „Durch die schnelle Beauftragu­ng der Firmen konnten für den Verkauf des Holzes an Selbstwerb­er Normalholz­preise erzielt werden.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany