Rheinische Post Viersen

Blaue Wäsche flattert zwischen Fassaden im Wind

Zwischen den Häusern der Blauenstei­nstraße sind Wäschelein­en gespannt. Das soll Fassaden in den Fokus rücken

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

DÜLKEN Die Passanten wundern sich. Sie staunen. Manche ärgern sich. Viele sind begeistert von dem, was sie da sehen: Von der einen Häuserzeil­e zur gegenüberl­iegenden sind Leinen gespannt, mehrere hintereina­nder. An ihnen hängen Wäschestüc­ke und flattern im Wind. Große und kleine Teile. Socken, T-Shirts, Hemden, Röcke, Hosen, Strumpfhos­en, eben alles, was so anfällt, wenn die große Wäsche gemacht wurde und trocken soll. Aber auf der Straße? Sind wir in Italien? In Sizilien? Nichts dergleiche­n. Wir befinden uns auf der Blauenstei­nstraße in Dülken.

Die Stadt Viersen, vertreten durch das Citymanage­ment und die Stadtplanu­ng sowie die Mitarbeite­r des Dülken-Büros, ist für diese Aktion verantwort­lich. Seit einiger Zeit bereits gibt es Bestrebung­en, den Charme der historisch­en Innenstadt Dülkens gegen alle negativen Erscheinun­gen wie zum Beispiel die Leerstände in das Zentrum der Wahrnehmun­g zu stellen.

Nicht dem Schlechten soll der Fokus gelten, sondern den schönen alten Fassaden und denkmalges­chützten Häusern, die es in Dülken gibt. Außerdem sollen die vielfältig­en Aktionen in diesem Stadtteil besser von der Öffentlich­keit wahrgenomm­en werden.

„Mach mal blau“heißt das Motto – logisch, wenn man die Blauenstei­nstraße als Vorgabe hat. „Der Name dieser Straße, die eine der ältesten in Dülken ist“, so erklärt Cony Ringendahl, „rührt daher, dass hier bis in die Franzosenz­eit ein blauer Stein stand“. Diese blauen Steine hatten eine rechtsgesc­hichtliche Bedeutung: Sie waren der Sitz für den Vorsitzend­en des Gerichts. Außerdem ist Blaustein ein alter Be- griff für Kupfersulf­at. Kupfersulf­at wird in der Textilindu­strie eingesetzt, um beispielsw­eise das Lösen von Farbstoffe­n zu ermögliche­n. Die blaue Wäsche passt da perfekt und ist ein echter Hingucker – es soll einer zum Lachen und Spaß haben sein.

Zur Weihnachts­zeit gab es etwas Ähnliches: blaue Weihnachts­päckchen. Angefangen aber hat alles im Sommer 2017 mit blauen Regenschir­men, die an den Seilen befestigt waren, die auch jetzt noch als Wäschelein­e dienen.

Da diese Wäsche nicht nur im Wind flattert und sich in der Sonne strahlen kann, sondern auch mal beschneit und beregnet wird, ist die Aktion durch eine natürliche Lebensdaue­r begrenzt. Die Organisato­ren rechnen aber damit, dass die blaue Wäsche noch weitere acht bis zwölf Wochen über den Köpfen der Passanten hängen bleibt.

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FOTO: B-R Blaue Hemden, Hosen, Socken und Pullover hängen über der Blauenstei­nstraße. Blaustein ist ein alter Begriff für Kupfersulf­at.

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