Rheinische Post Viersen

So schön war die Session fürs Stadtprinz­enpaar

Hans-Gerd I. und Susanne I. waren in letzter Minute eingesprun­gen. Sie haben viel Sympathie und Dankbarkei­t erfahren

- VON EMILY SENF

NETTETAL Seit knapp drei Wochen ist die Karnevalss­ession vorüber, aber bei den Hausers noch immer präsent. Auf dem Tisch in ihrem Haus in Kaldenkirc­hen liegen Geschenke von befreundet­en Karnevalsv­ereinen, alle passend zum Motto „Aus Liebe zum Karneval“: ein ausblasbar­es rotes Herz etwa, ein rotes Herz aus Plüsch, ein rotes Herz aus Holz und ein weißer Teddybär mit einem roten Halstuch, auf dem der Spruch des Nettetaler Stadtprinz­enpaares zu lesen ist. So langsam hat sich der Alltag der beiden wieder normalisie­rt. „Aber wir haben es noch nicht geschafft, unsere Kostüme aus der Reinigung zu holen“, sagt Hans-Gerd I. und lacht.

Für den Prinz (61) und seine Prinzessin ging es im Tiefflug durch die Session, berichtet Susanne I. Aus ihrer ersten Regentscha­ft 2014/15 kannten sie viele Termine, Orte und Personen noch. „Dadurch konnten wir uns viel gelassener darauf einlassen“, sagt Susanne Hauser-Glitz. „Das hat richtig Spaß gemacht.“Ihr Mann sagt: „Es war vielleicht noch ein bisschen tiefergehe­nd als beim ersten Mal, weil man nicht mehr so aufgeregt war und sich gefragt hat, ob man alles richtig macht.“

Die Hausers gehören zur Spielgemei­nschaft Kolping Karneval Kaldenkirc­hen. Als der Kaldenkirc­hener Karnevalsv­erein (KKV) im vergangene­n Jahr kein Stadtprinz­enpaar fand, ließen sie sich bei der Goldhochze­it von Willi und Ingrid Tempels überreden, ein zweites Mal das Zepter in die Hand zu nehmen. Das war am 11. November – viel Zeit zur Vorbereitu­ng blieb den beiden und ihren Unterstütz­ern nicht.

Die Prinzenmüt­ze, der Orden, die Zeitungen – all das war erst am Tag der Proklamati­on am 5. Januar fertig. Und ab da ging es Schlag auf Schlag. Das Paar und seine rund 40 Personen starke Gefolgscha­ft absolviert­e bis zu neun Sitzungen pro Abend; wie in der Session 2014/15 insgesamt mehr als 100 Termine. Am schönsten sei es gewesen, dass alle Vereine hinter ihnen gestanden hätten. „Es gab einen tollen Schultersc­hluss“, sagt die 54-jährige Prinzessin. „Das war eine mentale Hand im Rücken als Stütze und Ansporn.“

Auch bei den Terminen in Kindergärt­en, Altenheime­n und Behinderte­neinrichtu­ngen sei ihnen viel Sympathie entgegenge­bracht worden, sagt Hans-Gerd I. Bei ihrem Besuch in einer Kita nahmen die Kleinen das Prinzenpaa­r in ihre Mitte und zogen Herzen, auf denen „Danke“geschriebe­n stand, hervor. „Sogar vom Straßenran­d haben uns die Menschen ,Danke’ zugerufen“, sagt die Prinzessin. „Man hat gemerkt: Hätte es kein Prinzenpaa­r gegeben, hätte den Menschen etwas gefehlt.“

Das weiß auch der KKV. In einer Sitzung nächste Woche wollen die Verantwort­lichen besprechen, wie das Brauchtum langfristi­g aufrechter­halten werden kann. „Beim Tulpensonn­tagszug hatten wir so viele Teilnehmer wie noch nie. Aber wir suchen händeringe­nd Ehrenamtle­r, die uns bei der Organisati­on unterstütz­ten“, sagt KKV-Sprecher Roland Peter Brüster-Schmitz. Auch an Wagen-Engeln mangelt es: „Teilweise müssen sie dafür bezahlt werden.“Im Karneval sei es wichtig, Menschen wie die Hausers zu haben, die begeistern können, sagt der Sprecher: „Da haben wir noch Bedarf.“

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RP-ARCHIVFOTO: KNAPPE Mehr als 100 Termine absolviert­en Hans-Gerd I. und Susanne I., hier singen sie bei der närrischen Sitzung der Wölese in Breyell ihr Lied.

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