Rheinische Post Viersen

Panna Cotta und neue Ideen zur Kirche

Bischof Helmut Dieser kam in der Generatore­nhalle mit mehr als 100 Gläubigen bei einem Drei-Gänge-Menü ins Gespräch. Er verteidigt­e Veränderun­gen innerhalb der Kirche: So sollen aus Pfarreien Kirchorte werden

- VON EVA-MARIA GEEF

VIERSEN Der Bischof lud ein und mehr als 100 Gäste kamen: Helmut Dieser machte bei seiner Tour „Heute bei dir“durch das Bistum jetzt in der Viersener Generatore­nhalle Station. Die Idee dahinter: „Wir gehen dahin, wo die Gläubigen hingehen, verstecken uns nicht, sondern möchten erfahren, wie die Seelsorge den aktuellen Anforderun­gen gemäß geändert werden muss“, so der Aachener Bischof.

Dieser hatte in seiner Silvesterp­redigt einen synodalen Gesprächsu­nd Veränderun­gsprozess für das Bistum Aachen angekündig­t. Und dieser könne nur durch einen gemeinsame­n Dialog gelingen. Bei den „meet & eat“-Veranstalt­ungen in wechselnde­n Städten will er bei einem Essen mit den Menschen ins Gespräch kommen.

Besucherin Angelika Röllen ist neugierig: „Ich habe die Ankündigun­g in der Zeitung gelesen und finde die Idee sehr gut.“Sie sei in der Pfarre St. Remigius aktiv, arbeite bei der Caritas, im Liturgie-Kreis und bei der Katholisch­en Frauengeme­inschaft Deutschlan­ds: „Bischof Dieser ist ja noch nicht so lange im Amt und war noch nicht in Viersen, es ist also die erste Gelegenhei­t, ihn persönlich kennenzule­rnen.“Ihr Mann Peter ist kritisch: „Mich stört, dass durch die Zusammenle­gungen aktuell große Gemeinden die kleinen kaputt machen. Da geht viel verloren.“Darüber will er mit dem Bischof sprechen. Auch Rainer Gitmans, Mitglied im Kirchenvor­stand der St.-Remigius-Gemeinde, findet die Idee eines Essens sehr gut. Sein Wunsch: „Ich hoffe, dass Bischof Dieser so seinem Ziel näherkommt, auch Kirchenfer­ne zu erreichen.“

Lange Tische sind in der Generatore­nhalle eingedeckt, es gibt ein Fingerfood, Fleisch mit Kartoffelg­ratin, danach Panna Cotta. Der Bischof geht von Tisch zu Tisch und hat laut Ablaufplan je zehn Minuten Zeit. Dezente Musik soll ihn nach Ablauf der Zeit erinnern. Dies gelingt selten, meistens muss er nochmals erinnert werden, den Platz zu wechseln. Der Bischof nimmt sich Zeit, stellt Fragen und hört zu. „Es geht an jedem Tisch direkt in die Vollen“, sagt er schmunzeln­d. Denn sein Plan, an diesem Abend auch kritische Dinge zu besprechen, geht auf: „Es ist wichtig, dass wir die ‚Geh hin‘-Idee ernst nehmen. Die heutigen Pfarren sind bunter geworden“, so der Bischof. Die Kirche müsse zweigleisi­g fahren, Katholiken und Nicht-Katholiken ansprechen, um zu erfahren, wie sie Menschen konkret unterstütz­en könne.

In den wenigen Minuten der Gespräche mit je vier bis fünf Men- schen wird etwa die zukünftige seelsorger­ische Arbeit besprochen. Die Meinung über die künftigen Pfarreien und die häufigen Wechsel der Pfarrer gehen am Tisch der Röllens klar auseinande­r. „Wir freuen uns, dass wir einen guten Pastor haben. Den möchten wir nicht nach wenigen Jahren wieder verlieren“, erklärt Peter Röllen. „Hirt und Herde immer an einem Ort: Das geht zukünftig nicht mehr“, hält Dieser dagegen. „Was heute Pfarrei ist, wird künftig mehr Kirchort sein.“Ihm sei klar, dass dieser Prozess viele Veränderun­gen mit sich bringen werde. „Wir brauchen viel Geduld.“

Nach dem Gespräch ist Angelika Röllen zufrieden: „Ich fand ihn sehr offen und unkomplizi­ert, es gab keinerlei Sperre.“Ihr Mann ergänzt: „Es war besser als erwartet. Ich empfinde seine Art als sehr positiv. Wenn sich dies so weiter entwickelt, ist das sehr gut.“Auch der Bischof zieht ein positives Fazit: „Kritik, auch scharfe Kritik, ist immer ein Zeichen der Loyalität.“

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Der Aachener Bischof Helmut Dieser lud 140 Gläubige zu einem Drei-Gänge-Menü ein. In der Generatore­nhalle unterhielt er sich unter anderem mit Angelika und Peter Röllen.

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