Rheinische Post Viersen

Stindl bleibt weiter glücklos

Der Kapitän wollte gegen Bremen unbedingt seine Torlosigke­it beenden, doch das gelang ebenso wenig wie ein Sieg.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Der Logik des Fußballs zufolge wäre es in Hannover passiert. Denn dort spielte Lars Stindl, bevor er 2015 Borusse wurde. Tore gegen den „Ex“sind die typischen „Ausgerechn­et“Geschichte­n, sie gehören quasi zum guten Ton. Stindl jedoch blieb weiter enthaltsam in Hannover, seine Torlosigke­it wuchs auf 1165 Minuten an. Immerhin aber brachte der Kapitän den ersten Assist des neuen Jahres ein bei Christoph Kramers Siegtor zum 1:0.

Nun stand gestern Abend die nächste „Ausgerechn­et“-Chance. an. Denn Werder Bremen ist der Klub, der Stindl besonders liegt. In 16 Pflichtspi­elen gegen die Norddeutsc­hen schoss er acht Tore, sieben in der Liga und eines im Pokal. Zudem leitete er drei Tore ein. Auch im Hinspiel, beim 2:0-Erfolg an der Weser hatte Stindl getroffen zum 1:0 – mit einem Kunstschus­s.

In der aktuellen Phase indes ging es nicht um die Qualität von Toren, sondern nur darum, dass sie fallen. „Ich bin mir sicher: So, wie sich die Mannschaft in Hannover mit einem Sieg belohnt hat, wird sich auch Lars Stindl bald mit einem Tor belohnen“, hatte Manager Max Eberl vor dem Spiel gesagt, und die Frage war: Würde „bald“gestern Abend sein? Die Antwort: Nein. Und es gab auch nicht den erhofften zweiten Sieg in Folge. Aus einem 2:0-Vorsprung wurde noch ein für Borussia ärgerliche­s 2:2.

Vorerst jedoch gab der Kapitän den fleißigen Arbeiter. Er hatte das Team vor dem Sieg in Hannover eingeschwo­ren auf die kommenden Wochen, der Effekt war da in Form des Sieges, nun wollte Stindl sein Team zum nächsten Erfolg führen, um aus dem einen Sieg einen Trend zu machen. Dass der Weg dahin auf dem schneebede­ckten Rasen an diesem bitterkalt­en Abend zunächst mal über den Kampf führen würde, war absehbar.

Also ging Stindl mit gutem Beispiel voran. Er rannte viel und war präsent, er grätschte an der Seitenlini­e weit in der Bremer Hälfte und klärte Bälle im eigenen Strafraum. In der 20. Minute stand er auch in Mittelstür­merpositio­n vor dem Bremer Tor, doch Torwart Jiri Pavlenka schnappte ihm den Ball weg. In der 32. Minuten bediente Stindl Hazard, der aber nicht richtig an den Ball kam.

1:0 stand es da längst, weil Denis Zakaria nach wenigen Minuten erst den Ball erobert hatte und dann auf der linken Seite durchgebro­chen war, um in bester Torjägerma­nier den Ball ins Tor zu schießen (5.). In der 35. spielte dann Stindl auf rechts den Sechser an, der flankte und Bremens Niklas Moisander lenkte den Ball ins eigene Tor zum 2:0. Stindl steuerte den Assist-Assist bei, keiner im Gladbacher Team ist in dieser Statistik so gut wie er.

Doch ist das ein Trost für einen Stürmer? Ansatzweis­e, zumal, wie Eberl sagte, Stindls Wert für das Team nicht nur an Toren gemessen werden kann. Dennoch wirkte der 29-Jährige sehr entschloss­en, als er aus der Kabine kam nach der Halbzeitpa­use. Er klatschte in die Hände und tuschelte auf dem Weg zum Anstoßkrei­s mit Raúl Bobadilla, der Yann Sommer Reece Oxford Matthias Ginter Jannik Vestergaar­d Nico Elvedi Christoph Kramer Denis Zakaria Jonas Hofmann Thorgan Hazard Lars Stindl Raúl Bobadilla Michael Cuisance Tony Jantschke Patrick Herrmann Note 3+ Note 4 Note 3Note 3 Note 3Note 2Note 2 Note 3Note 3+ Note 3 Note 3+ Note 3Ohne Note Ohne Note Mehr zu Borussia online unter www.rp-online.de/fohlenfutt­er zum dritten Mal in Folge Stindls Sturmpartn­er war. Bobadilla wollte ebenfalls unbedingt treffen, vor acht Jahren hatte er gegen Werder mal zwei Tore und zwei Assists eingesamme­lt, auch bei ihm hätte es also gepasst. Er war in der ersten Halbzeit auch näher dran als Stindl, seinen Schuss wehrte Pavlenka ab, sein zweiter Versuch wurde abgeblockt.

Engagiert waren Stindl und Bobadilla auch nach dem Seitenwech­sel, nun war das Tor vor der Südkurve das Objekt der Begierde. Nach dem Bremer Anschlusst­reffer wäre ein eigener dritter Treffer hilfreich gewesen, um die Geschichte wieder zu beruhigen. Bobadialla tankte sich durch nach 66 Minuten, doch bekam er nicht genug Wucht in den Schuss, Pavlenka wehrte ab. So war es auch zwei Minuten später, als Bobadilla es mit links versuchte und der Bremer Torwart so gerade noch zur Ecke klärte.

Die Erlösung blieb also aus für die Borussen. Das hatte Folgen, denn Werder glich aus. So war es ein Abend, an dem Stindl nicht nur weiter torlos blieb, sondern auf den Sieg ein unbefriedi­gendes Ergebnis folgen ließ. Das hatten sich Stindl und die anderen Borussen ganz anders vorgestell­t.

 ?? FOTO: JANA BAUCH ?? Die Verzweiflu­ng des Kapitäns: Lars Stindl blieb auch gegen Werder Bremen ohne eigenen Treffer, Borussia ging trotzdem 2:0 in Führung, verspielte den komfortabl­en Vorsprung aber noch beim letztendli­chen 2:2.
FOTO: JANA BAUCH Die Verzweiflu­ng des Kapitäns: Lars Stindl blieb auch gegen Werder Bremen ohne eigenen Treffer, Borussia ging trotzdem 2:0 in Führung, verspielte den komfortabl­en Vorsprung aber noch beim letztendli­chen 2:2.
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