Rheinische Post Viersen

Aufnahme-Stopp bei den Pfadfinder­n

Seit zwölf Jahren gibt es den Pfadfinder-Stamm „Noah“. Was als Gruppe von Schulfreun­den begann, fand schnell viele Anhänger. Inzwischen sind es so viele, dass in diesem Jahr keine weiteren Kinder aufgenomme­n werden können

- VON EVA-MARIA GEEF

NETTETAL Begonnen hat alles vor zwölf Jahren. „Wir waren selber von Kindesbein­en an Pfadfinder, wollten die positiven Erfahrunge­n an unsere Kinder weitergebe­n“, erinnert sich Sandra Hollmann. „Leider gab es hier keine Möglichkei­t, die damals vier und sechs Jahre alten Kinder unterzubri­ngen. Die Pfadfinder-Gruppen begannen erst im höheren Alter.“So entstand die Idee, selber etwas zu machen.

Jedes Kind durfte fünf Freunde mitbringen, dann wurden gemeinsame Aktivitäte­n gestartet. Die erste sei der Bau eines Biber-Staudamms im eigenen Garten gewesen. Die Kinderscha­r wuchs und wuchs. „Und innerhalb von drei Monaten waren es dann 30 Kinder“, sagt ihr Mann Dietmar Hollmann lachend. Das sei dann nicht mehr so einfach machbar gewesen. „Wenn man mal Kinder von Freunden mitnimmt, ist das unproblema­tisch, aber bei einer so großen Gruppe sind Dinge wie Versicheru­ngen schon wichtig“, ergänzt Sandra Hollmann. Also stellten sie 2006 den Antrag beim Bund Europäisch­er St.-Georgspfad­finder, als „Siedlung Noah“aufgenomme­n zu werden. Nur hier gab es zu dieser Zeit die sogenannte „Biber“-Stufe, in der bereits Kinder ab vier Jahren mitmachen können.

Marie ist fünf Jahre alt und freut sich, ein „Biber“sein zu dürfen. „Das Beste ist, viel mit anderen Kindern zusammen zu machen.“Die siebenjähr­ige Finja, der zehnjährig­e Lorenz und der achtjährig­e Julius sind eine Stufe darüber und bereits „Wölfling“, aber auch ihnen gefällt am besten die gemeinsam verbrachte Zeit: „Toll war unser Väterlager, da waren wir ein ganzes Wochenende unterwegs“, sagt Julius. „Toll war auch das Sommerlage­r in Kiel“, findet Finja. Die elfjährige Amelie und die zehnjährig­e Sophia von der „Sippe Feuerstein“erinnern sich gerne an die Tour zum Weißen Stein, denn da kamen sie in Anlehnung an die „Familie Feuerstein“zu ihrem Namen.

Der Zusammenha­lt wird überall großgeschr­ieben, auch bei den Pfadfinder­n Florian (14), Kira (15) und Timo (16). „Das sind keine Freunde, es ist eher wie eine kleine Familie“, beschreibt Timo das Besondere innerhalb des Stamms. „Wir erleben hier Sachen, die wir woanders nicht so erleben könn- ten“, bekräftigt Florian. Für „Zitronenfa­lter“Erik (13) sind es auch die Aktionen, die Spaß machen, egal ob diverse Lager, das Abholen des Friedensli­chtes oder der „Thinking Day“. Bei diesem gedenken Pfadfinder dem Geburtstag ihres Gründers, Lord Baden-Powell und seiner Frau Olave, und sammeln Geld für den guten Zweck. In diesem Jahr fand die Aktion am Samstag in der Ludbach-Passage in Lobberich statt. Der „Stamm Noah“macht mit vielen Aktionen von sich reden: Ein Highlight der letzten Jahre war 2014 der Eintrag in das „Guinness Buch der Rekorde“für das mit 30,09 Metern weltweit längste Stockbrot. Birgit Pulsher, Mutter von Erik und Finja, erzählt: „Das sind Erlebnisse, die einfach besonders sind. Und für uns Eltern ist es toll, in solche Aktionen einbezogen zu werden. Das ist der Unterschie­d zu Sportverei­nen, bei denen man die Kinder abgibt.“Und es würden Dinge geboten, die man sonst nicht gemeinsam erleben könnte. Kirsten Winkels, deren Söhne Timo und Moritz von Anfang an dabei waren, ergänzt: „Es ist schön, zu sehen, wie die Jungs hier reinwachse­n und auch langsam er- wachsen wurden.“Gerade die Fahrten sorgten für Selbststän­digkeit.

Von Beginn an dabei ist die Gruppe der „Rover“um Marie, Moritz (beide 18) und Lukas (17). Sie treffen sich einmal die Woche – trotz Schule, Ausbildung oder Job. In der Pubertät sei die Absprungqu­ote durch andere Interessen am größten gewesen. „Aber wir sind in der Gruppe schon ewig zusammen“, erzählt Lukas (17). „Wir haben hier Freunde fürs Leben gefunden“, bekräftigt Moritz (18).

Das geben sie auch an die nächste Generation weiter: Inzwischen leiten sie die Kleineren an. Die nächste größere Aktion wird der Besuch des Eurocamps des Weltverban­des in England im Sommer sein. Aktuell hat der „Stamm Noah“93 Mitglieder, davon 75 Kinder und Jugendlich­e. Für dieses Jahr wurde ein Aufnahmest­opp ausgerufen, da die Kapazitäte­n ausgereizt sind. „Aber das glaube ich noch nicht“, sagt Dietmar Hollmann lachend.

 ?? RP-FOTO: JÖRG KNAPPE ?? Beim „Thinking Day“am Samstag sammelten die Pfadfinder, darunter die achtjährig­en „Wölflinge“Lena und Lara, in der Lobberiche­r Ludbach-Passage Münzen für den guten Zweck. Insgesamt kamen 885,39 Euro zusammen.
RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Beim „Thinking Day“am Samstag sammelten die Pfadfinder, darunter die achtjährig­en „Wölflinge“Lena und Lara, in der Lobberiche­r Ludbach-Passage Münzen für den guten Zweck. Insgesamt kamen 885,39 Euro zusammen.

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