Rheinische Post Viersen

Kletterwal­d wird neu aufgebaut

In wenigen Wochen soll der Kletterwal­d wieder Besucher empfangen – mit weniger Attraktion­en, aber am gleichen Standort. Die Waldwege auf den Süchtelner Höhen und am Hohen Busch werden in den nächsten Tagen freigegebe­n

- VON JULIA ZUEW

VIERSEN Seilbrücke­n- und bahnen, Leitern und Plateaus werden gebaut und an den Bäumen angebracht: Nach anfänglich­en Zweifeln, es überhaupt wieder zu versuchen, hat Jörg Brockes, Geschäftsf­ührer des Kletterwal­des Niederrhei­n, sich zu einem Wiederaufb­au der Anlage auf den Süchtelner Höhen entschloss­en. „Ich bin froh, dass Herr Brockes überhaupt so weit gekommen ist“, sagt Sabine Anemüller (SPD), Bürgermeis­terin der Stadt Viersen.

Bis zum 3. April sollen 70 der ehemals 110 Elemente wiederherg­estellt sein. Auf dem bisherigen Grundstück des Kletterwal­des fehlen allerdings nach dem Sturm viele Bäume. Den Kletterpar­k nachzubaue­n, wie er vorher war, ist dadurch unmöglich. Für die weiteren 40 Kletteratt­raktionen müsste die Fläche des Parks erweitert werden. „Wir haben die Bürgermeis­terin direkt angesproch­en, der Stadt wird ein Konzept vorgelegt“, sagt Brockes. Inwiefern dies jedoch überhaupt möglich ist, könne sie „gar nicht einschätze­n“, sagt Anemüller. „Ich unterstütz­e den Aufbau im Rahmen meiner Möglichkei­ten.“An erster Stelle stehe aber der Wald als Grünfläche und somit auch der Aufwand beim Aufforsten. Die Entscheidu­ng über eine Erweiterun­g des Kletterwal­des liege außerdem nicht nur bei der Stadt Viersen, sondern auch bei der Kreisverwa­ltung. Anemüller: „Dabei müssen viele unter- schiedlich­e Interessen unter einen Hut.“Das Ergebnis und auch die Dauer der Verhandlun­gen seien zurzeit nicht abzusehen. „Ich verstehe aber auch, dass die Betreiber mehr Anlagen anbieten möchten, auch, um weiterhin konkurrenz­fähig zu bleiben“, sagt die Bürgermeis­terin.

Dabei bleibt jedoch die wichtigste Aufgabe am Hohen Busch und auf den Süchtelner Höhen die Erneuerung der geschädigt­en Bestände. „Die Flächen werden erst gesäubert, um einen Befall mit Borkenkäfe­rn zu verhindern“, sagt Stadtförst­er Rainer Kammann. Das Holz wird weitervera­rbeitet, beispielsw­eise zu Mulch. Aus Reisig werden im Wald Wälle aufgeschic­htet, die unter anderem neuen Pflanzen Schutz bieten sollen.

Die Vorbereitu­ngsarbeite­n werden bis in den Herbst hinein dau- Jörg Kammann ern, schätzt der Stadtförst­er. Erst dann kann mit dem Pflanzen begonnen werden.

Die Bepflanzun­g und auch die Auswahl der neuen Bäume bedarf viel Planung, Zeit und vor allem geeigneter Quellen: „Es wird extern ein zehnjährig­er Plan für die Forsteinri­chtung erstellt“, sagt Kammann. Es folgen weitere Planungen und Abstimmung­en unter allen Beteiligte­n, bis die Umsetzung beginnt. „Die neuen Bäume dürfen wir nur von zugelassen­en Stellen beziehen“, betont der Stadtförst­er. Der Bedarf im gesamten Stadtgebie­t liegt nach dem Sturm im Januar bei 60.000 bis 80.000 Pflanzen. „Wir möchten den neuen Wald möglichst als Mischwald aufbauen und mit unterschie­dlichen Arten arbeiten“, sagt die Bürgermeis­terin.

Bis der Wald sich jedoch von den Sturmschäd­en gänzlich erholt, wird es Jahre dauern. „Für den vorherigen Stand brauchte es Jahrzehnte.“Anemüller selbst ist das Waldstück „gut vertraut und sehr lieb“, mit ihrem Lauftreff ist sie dort regelmäßig unterwegs.

Auch die Kosten müssen kalkuliert werden – zwar konnte die Stadt durch den Verkauf von Sturmholz Geld einnehmen, die Ausgaben für die Aufräumarb­eiten und die Neugestalt­ung sind jedoch enorm. Fördergeld­er gebe es keine, sagt Kammann. „Wir haben alle möglichen Anträge gestellt,“sagt Kammann, „aber ohne Erfolg.“Bereits Mitte dieser Woche sollen die Waldwege wieder freigegebe­n werden. „Wir brauchen noch etwa einen Arbeitstag oder etwas mehr, um noch Äste in den Kronen zu entfernen“, sagt Kammann. Bei manchen Anwohnern und Spaziergän­gern hatten die Absperrung­en Verwirrung gestiftet. „Als es wirklich gefährlich war, direkt nach dem Sturm, war nichts abgesperrt“, sagen Elisabeth Gilleßen (56) und Matthias Zerreßen (80). Auch Wolfgang Bojahra (53) zeigt sich verwundert: „Zuerst konnte man überall durch, erst später wurde abgesperrt. Im Hohen Busch waren die entwurzelt­en Bäume da schon abgesägt.“

Stadtförst­er Rainer Kammann sagt, dass eine Sperrung des Waldes mündlich unmittelba­r nach dem Sturm über mehrere Medien mitgeteilt worden sei. „Viele haben sich nicht daran gehalten, aber auch mündliche Anweisunge­n sind ernst zu nehmen.“Die Stadtverwa­ltung sah daher Handlungsb­edarf und sperrte auch mit sichtbaren Hinweisen das Gebiet ab.

„Wir brauchen noch etwas Zeit, um Äste in den Kronen zu entfernen“ Stadtförst­er

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RP-FOTO: KNAPPE Sturmtief „Friederike“ist längst abgezogen, die Verwüstung aber ist geblieben. Am 3. April soll der Kletterpar­k wieder geöffnet werden.
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