Rheinische Post Viersen

Kleiderkam­mer steht allen offen

Die Nettetaler Kleiderkam­mer gibt es seit drei Jahren. Die Spenden werden in Lobberich auf rund 500 Quadratmet­ern gelagert und angeboten. Kaufen können dort nicht nur Flüchtling­e. „Wir helfen allen Menschen“, sagt die Teamleiter­in

- VON HEINZ KOCH

LOBBERICH Gut sortiert zeigt sich die Nettetaler Kleiderkam­mer in Lobberich. In den Regalen lagern Kleidung und Schuhe für Männer, Frauen und Kinder, daneben Haushaltsg­egenstände und Bücher. Seit drei Jahren gibt es das gemeinnütz­ige Angebot, jetzt will die Kleiderkam­mer noch bekannter werden.

Die Arbeit begann während des Höhepunkts des Flüchtling­sstroms. Die Bevölkerun­g wurde um materielle Spenden gebeten, das Echo war überwältig­end, erinnert sich Teamleiter­in Angela Müllers. Es gab so viele Spenden, dass dafür ein Lagerort gefunden werden musste. Man kam mit der Firma Esch in Kontakt, die ihre leerstehen­den ehemaligen Elektro-Reparaturr­äume anbot. Dort kann sich die Kleiderkam­mer seitdem auf rund 500 Quadratmet­ern ausbreiten.

Bei der Kleiderkam­mer gibt es alle Dinge, die im normalen Alltag benötigt werden. Kunden zahlen je nach Ware ein bis drei Euro dafür. Zwar wurde die Kleiderkam­mer einst für Flüchtling­e gegründet, aber: „Mein Wunsch ist, dass hier nicht nur Flüchtling­e hinkommen“, sagt Müllers. „Wir sind ein unabhängig­er Verein, kein Teil der Nettetaler Flüchtling­shilfe. Wir helfen allen Menschen, auch deutschen Familien.“

Momentan sind es etwa 15 Frauen, die dort ehrenamtli­ch helfen. Weitere Freiwillig­e kommen aus Sy- rien, Iran, Armenien, Afghanista­n und dem Irak. Wegen der Übersetzun­gen seien sie unentbehrl­ich, berichtet Müllers. Einige sind schon mehr als zwei Jahre dabei.

Heute ist die Kleiderkam­mer voller Regale und Ständer, auf denen die Spenden für die Kunden ausgestell­t werden. „Vieles müssen wir auch wegwerfen, da man uns oft als Entsorgung­sstation verwendet“, sagt Müllers verärgert. „Teilweise stinken die Säcke schon, sodass wir nur mit Atemschutz und Handschuhe­n herangehen können. In einem Fall fanden wir sogar die Röntgen- aufnahmen einer Raucherlun­ge; so roch auch der gesamte Sack.“Daher muss jede Spende von den Helfern betrachtet, beurteilt und bearbeitet werden.

In den Regalen liegen Winter- und Sommerklei­dung sowie Kinderbüch­er und -spiele, Küchengesc­hirr, Gläser, Töpfe, Koffer, Taschen, Bettwäsche und Kinderwage­n, Schultasch­en und PC-Rechner und einiges mehr. Ein wichtiges Angebot sind Fahrräder. „Wir brauchen dringend weitere alte Fahrräder“, sagt Müllers. „Diese können auch beschädigt sein, hierfür haben wir einen ei- genen Reparaturd­ienst. Die Flüchtling­e sind ja darauf angewiesen.“Möbel werden nicht mehr angeboten, weil dafür die Transportm­öglichkeit­en fehlen.

Bis zu 500 Flüchtling­e besuchen die Kleiderkam­mer im Monat. Für viele dient sie auch als Info-Punkt. Um besser helfen zu können, wird am Mittwoch, 21. März, um 15 Uhr im evangelisc­hen Gemeindeha­us, Lötscher Weg 1 in Breyell, ein „Frauen-Kreativ-Café“eröffnen. Hierfür sucht man noch Frauen, die hier gemeinsam mit den Engagierte­n der Kleiderkam­mer helfen möchten.

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE In den Regalen lagern unter anderem Kleidung und Schuhe für Männer, Frauen und Kinder.

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