Rheinische Post Viersen

Jazz auf historisch­em Fundament

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Viersen Ein von ihnen selbst verfasstes „Requiem“, das Gregoriani­k und Jazz-Elemente verbindet, stellten Elmar Lehnen, der BasilikaOr­ganist von Kevelaer, und Hansjörg Fink, ein weit gereister Posaunist, der unter anderem als Solist beim Glenn Miller Orchestra auftritt, in der sehr gut besuchten evangelisc­hen Kirche Süchteln vor. Die festgelegt­e Satzfolge der gregoriani­schen Totenmesse — entstanden bereits im Mittelalte­r als einstimmig­er Gesang der Mönche — nimmt das seit zehn Jahren bestehende Duo Fink-Lehnen quasi als Gerüst für sein Opus, das stilverbin­dend gedacht ist und immer wieder die hohe Improvisat­ionskunst der Interprete­n zeigt. Die Musiker bewegten sich zwar sicher auf den historisch­en Fundamente­n, setzen aber darüber freiheitli­che Figuren, die bis zum Jazz reichen. So bebilderte­n sie in beispielha­ft aufeinande­r abgestimmt­em Zusammensp­iel alle Facetten des Todes: den sanften Tod („Requiem aeternam“= die Bitte um die ewige Ruhe), den unbeugsame­n Tod („Dies irae“= „Tag der Rache“), den beklagten Tod („Libera me“= „Errette mich, Herr“) oder den verklärten Tod („Lux aeterna“= „Das ewige Licht leuchte ihnen“). Hansjörg Fink fasziniert­e durch seine bewunderns­werte Technik sowie die unerschöpf­liche dynamische Bandbreite seines Posaunensp­iels. Und Elmar Lehnen wusste— dank unaufdring­licher Brillanz — der Süchtelner Orgel ungeahnte Farben zu entlocken. Mit dem Grabgesang „Zum Paradies mögen Engel Dich geleiten“ging ganz sanft eine ernste Passionsst­unde zu Ende, für die die Zuhörer erst nach einer Zeit der Stille herzlich dankten. oeh

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