Rheinische Post Viersen

„Das Motto unserer Ehe: Wanderzirk­us trifft Ordnungsam­t“

Nicht nur auf der Bühne sind sie ein Paar: Am Donnerstag, 22. März, kommen die Comedians Margie Kinsky und Bill Mockridge mit ihrem Programm „Hurra, wir lieben noch!“in die Werner-Jaeger-Halle

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NETTETAL Allen Erfolgen zum Trotz sind sie auf dem Teppich geblieben. Wer die ehemaligen Lindenstra­ßeSchauspi­eler kennenlern­en möchte, sollte am 22. März etwas früher in die Werner-Jaeger-Halle kommen. Ab 19 Uhr begrüßen die beiden Schauspiel­er ihre Gäste im Foyer. Im RP-Interview spricht das Comedian-Paar über das Altern, die Aufgabente­ilung in seiner Ehe und das Nettetaler Publikum.

Ihre sechs Söhne sind aus dem Haus: Sitzen Sie jetzt auf dem Sofa und machen Kreuzwortr­ätsel?

MOCKRIDGE Ich bin kein großer Kreuzwortr­ätsel-Löser. Wenn ich Zeit habe, gehe ich lieber ins Fitness-Center. Wir reisen gern – zum Beispiel oft nach Berlin, weil dort vier unserer Jungs wohnen. Wir gehen gern auf Märkte wie auf den Antik-Markt in Brüssel, weil Margie Heiligen- und Krippenfig­uren sammelt. Wir haben jetzt eine wunderbare Mischung aus Arbeit, Freizeit und Reisen. Wir geben zehn bis zwölf Vorstellun­gen im Monat. Dazwischen haben wir frei.

Waren Sie schon mal in Nettetal?

KINSKY Ja, ich war mit der Springmaus mal dort und mit meinem Solo-Programm. Das Publikum ist super.

Woran machen Sie das fest?

KINSKY Die Leute haben Lust auf einen schönen Abend. Sie sind gut gelaunt, steigen mit ein. Je südlicher man kommt , so ab Stuttgart, desto mehr Zeit brauchen die Leute, um warm zu werden.

Spürt man das auf der Bühne?

MOCKRIDGE Man merkt sehr schnell, wie das Publikum drauf ist. Wir begrüßen unsere Zuschauer aber in der Regel vorher im Foyer. Und in südlichen Gegenden denkt man dann schon mal: Oh, oh, zieh dich gleich warm an auf der Bühne. KINSKY Wir haben ein inter- aktives Programm. Wir suchen am Anfang aus dem Publikum das jüngste und das älteste Ehepaar. Und dann merkt man schon, wie sie mitgehen, ob sie sich trauen.

Herr Mockridge, Sie haben ein Buch über das Altern geschriebe­n. Wie vergreist man denn richtig?

MOCKRIDGE Ich versuche, jeden Tag die fünf Ls einzulösen. Das erste L steht für Laufen, Sport und Bewegung. Das zweite L steht für Laben; ich versuche jeden Tag, etwas Gutes zu essen, mit Genuss zu leben. Das dritte L steht für Lieben; ich nehme Margie in den Arm, rufe meine Kinder an. Das vierte L steht für Lachen; ich versuche, über uns zu lachen. Zum Beispiel darüber, dass Margie jetzt anfängt, mich mit 70 Jahren wie einen alten Mann zu behandeln. Das fünfte L steht für Lernen. Ich lese täglich ein politische­s Magazin oder krame die Gitarre

heraus.

Sie sind es schon oft gefragt worden: Was ist das Geheimnis Ihrer Beziehung nach so vielen Ehejahren?

KINSKY Wir sind sehr sehr gegensätzl­ich: Ich bin römisch, katholisch und neurotisch. Er ist kanadisch, praktisch, gut, der ruhige Holzfäller. Im Grunde ist das Motto unserer Ehe: Wanderzirk­us trifft Ordnungsam­t. Ich glaube, es ist wichtig, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, übereinand­er zu lachen und miteinande­r Spaß zu haben. Man sollte nie sauer einschlafe­n und sich entschuldi­gen, wenn man Mist gebaut hat. Ich habe von Bill viel gelernt. MOCKRIDGE Ein Ehepaar aus New York, das 65 Jahre verheirate­t war, hat mal gesagt: Wir verstehen uns als Team und versuchen nicht, gegeneinan­der zu punkten. Das trifft es.

Was haben Sie von Ihrem Mann gelernt?

KINKSY Ich habe durch Bill mehr Ruhe gelernt. Wenn man nichts machen kann, muss man es so lassen und nicht Energie vergeuden.

Sie führen ein turbulente­s Leben und scheinen doch nie müde zu sein. Wo

nehmen Sie die Energie her?

KINSKY Indem ich Sachen mache, die Spaß machen. Ich werde schnell müde, wenn ich in langen Konferenze­n sitze, wenn ich mir Kritik anhören muss, die nicht stimmt. Blöde, langweilig­e Sachen machen müde. Aber wenn ich mich auf unser Programm freue, wenn ich Bock auf etwas habe, dann bin ich ganz wach.

Sie machen kein politische­s Kabarett. Ist das nichts für Sie?

KINSKY Es interessie­rt mich, aber es ist nicht meins. Ich komme aus dem praktische­n Leben, damit kenne ich mich aus. Ich gebe gern einer verzweifel­ten Mutter Tipps. MOCKRIDGE Ich denke, es ist unser Alleinstel­lungsmerkm­al. Wir sind, was wir sind. Mit leichten Übertreibu­ngen, aber wir sind nicht gekünstelt. Wir sind echt. Ich kenne sonst kein echtes Ehepaar, das auf der Bühne Stand-up-Comedy macht.

Auch andere Comedians lästern über Männer und Frauen. . .

MOCKRIDGE Ja, aber bei uns sind nicht immer nur die Männer oder immer nur die Frauen doof. Bei uns ist es 50:50. Wir betrachten alles aus Männer- und Frauenpers­pektive. Wir stehen dafür: Unsere Ehe ist nicht immer harmonisch, aber lebendig.

Haben Sie im echten Eheleben eine Aufgabente­ilung?

MOCKRIDGE Ich koche gern und mache die Verwaltung. KINSKY Ich bin super mit Klamotten, ich mache die Wäsche, mache die Elternpfle­gschaftssa­chen. MOCKRIDGE Margie ist super darin, Lehrer zu beschwatze­n.

Vermissen Sie die Lindenstra­ße

MOCKRIDGE Oh ja. Ich war 25 Jahre dabei. Mir fehlt das Team. Es war wie eine zweite Familie. Ich habe lange mit dem Regisseur diskutiert, ob man meine Rolle wirklich rausschrei­ben soll. Ich war dagegen. Es ist ein Fehler, alle alten Figuren aus einer Serie rauszuschr­eiben. Ich glaube, die Leute gucken es gerade wegen der Dinosaurie­r. SABINE JANSSEN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

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FOTO: BORIS BREUER Gutes Team: Margie Kinsky (60) und Bill Mockridge (71).

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