Rheinische Post Viersen

Niederkrüc­hten prüft Flächen für Windräder

Die offene Landschaft auf dem Briten-Gelände ist Lebensraum für den Ziegenmelk­er. Der Bestand in Elmpt ist von landesweit­er Bedeutung

- VON BIRGITTA RONGE

NIEDERKRÜC­HTEN Die Gemeinde Niederkrüc­hten lässt derzeit prüfen, welche Flächen im Gemeindege­biet für Windkrafta­nlagen geeignet sind. Ein Planungsbü­ro hat sechs Flächen ermittelt, die unterschie­dlich groß sind. Zwei kleine Areale befinden sich südlich von Oberkrücht­en und westlich von Varbrook, dort gibt es schon zwei Windräder. Weitere Flächen, die möglicherw­eise für die Windenergi­enutzung in Frage kommen könnten, gibt es nördlich der A52 bei Boscherhau­sen, südlich der A52 westlich von Oberkrücht­en, nördlich der A52 im Elmpter Wald sowie auf dem ehemaligen BritenGelä­nde. dort wurden sowohl die alte Landebahn als auch das westliche Flugfeld einbezogen.

Mit der Planung will die Gemeinde dafür sorgen, dass nicht überall im Außenberei­ch Windräder aufgestell­t werden dürfen, sondern nur innerhalb der festgelegt­en Bereiche. Solche Bereiche zu finden, ist nicht leicht, denn der größte Teil des Gemeindege­biets eignet sich rechtlich für die Errichtung von Windkrafta­nlagen nicht – beispielsw­eise, weil Dörfer in der Nähe sind oder Flächen unter Naturschut­z stehen.

Insgesamt umfasst das Gemeindege­biet 6708 Hektar, rund zwölf Prozent davon kämen für die konzentrie­rte Windenergi­e-Nutzung in Frage. Möglicherw­eise wird es noch weniger, denn für große Teile des ehemaligen Flugplatze­s sind Konflikte mit dem Artenschut­z zu erwarten. Würde man diesen Bereich aus der Planung herausnehm­en, wären noch etwa sechs Prozent des Gemeindege­biets für Windenergi­e geeignet – nach Einschätzu­ng des Planers ein akzeptable­r Wert.

Um zu klären, welche Folgen Windräder für den Artenschut­z haben würden, wurden im vergangene­n Jahr Untersuchu­ngen für die einzelnen Flächen durchgefüh­rt. Brütende und rastende Vögel sowie Fledermäus­e wurden beobachtet und erfasst. Für die Fläche nördlich der A52 bei Boscherhau­sen und die Fläche südlich der A52 westlich von Oberkrücht­en haben die Planer keine artenschut­zrechtlich­en Bedenken. Zwar liegen die Flächen möglicherw­eise auf einer für Wildgänse wichtigen Route, doch wichen sie Windrädern in der Regel aus, heißt es im Bericht. Da bei Nebel, Regen oder starkem Wind Gänse und Fledermäus­e von Rotorblätt­ern getroffen werden könnten, könnte man je nach Witterung und Jahreszeit die Windkrafta­nlagen abschalten.

Anders sieht das für die Flächen im Elmpter Wald und auf dem alten Flugfeld aus. Dort lebt der Ziegenmelk­er. Der Vogel steht in Deutschlan­d auf der Roten Liste. Sein Lebensraum ist die offene Landschaft, insbesonde­re die Heide. In der Nähe des Flugfeldes konnten elf brütende Ziegenmelk­erpaare nachgewies­en werden, was auch Biologen begeistere, erklärte Planer Wolfgang Kerstan im Ausschuss: „Die dichte Population ist landesweit von Bedeutung.“Weil die Bedingunge­n rund um das Flugfeld für den Ziegenmelk­er ideal sind, die Bundesfors­tverwaltun­g Kiefernbes­tände reduziert und so weitere Flächen offen hält, geht man davon aus, dass es noch weitere Brutplätze des Ziegenmelk­ers dort gibt. Auch die bedrohte Waldschnep­fe hat hier einen Lebensraum gefunden.

Wollte man dort Windräder bauen, müsste man jedem Ziegenmelk­er- oder Waldschnep­fenpaar einen bis anderthalb Hektar Ersatzlebe­nsraum zur Verfügung stellen. Außerdem müssten auch hier für Zugvögel und Fledermäus­e die Anlagen zeitweise abgeschalt­et werden. Anja Degenhardt (Grüne) wollte wissen, ob das noch wirtschaft­lich sei. Kerstan erklärte, dass dies der Antragstel­ler prüfe und dies bei größeren Anlagen wohl der Fall sei. Jörg Stoltze (SPD) fragte, wer die Kosten für die Anlage von Ausgleichs­flächen trage. Kerstan zufolge kann die Bundesanst­alt für Immobilien­aufgaben als Eigentümer des Briten-Geländes das schon übernehmen. „Das ist nicht so teuer“, erklärte Kerstan. Man entferne die Kiefern, „und innerhalb von zwei Jahren haben Sie da den Ziegenmelk­er.“

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