Rheinische Post Viersen

Trude Herr — „Niemals geht man so ganz“

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Viersen (anw) Als Spiel im Spiel eröffneten Schauspiel­erin Christiane Reichert und Jazzpianis­t Wolfgang Eichler die Neubegegnu­ng mit dem Leben der bekannten Chansonnie­re und Schauspiel­erin Trude Herr. Auf der Bühne im ausverkauf­ten Varieté Freigeist gab Reichert eine Debütantin beim Casting, die nach rührend naiven Versuchen in die geforderte Rolle wächst und schließlic­h eins wird mit der Figur. Die Schauspiel­erin gestaltete ihren Part zunächst mit viel Komik und Publikumsn­ähe. Sie gab sich kokett, frech, mondän, tanzte den „Tango d’ Amore“und sang natürlich die großen Hits der quirligen Diva, die einst tönte „Ich will keine Schokolade“. Behutsam ergänzte sie das szenische Spiel um Betrachtun­gen über Leben und Persönlich­keit der Trude Herr. Jazzpianis­t Wolfgang Eichler war Interpret mit hinreißend­er Freude an der Improvisat­ion, Darsteller und Kommentato­r. Gemeinsam gestaltete er mit Reichert die Zeitreise am Beispiel einer wechselvol­len Lebensgesc­hichte. In das amüsante Spiel des Anfangs mischten beide vermehrt Zwischentö­ne, die Brüche und Entwicklun­gen spiegelten. In Bühnenspie­l und Gesang vollzog Reichert den Wandel vom aufstreben­den Star zur reifen Frau, die keine Angst vor dem Alter hat und es doch nicht beschönigt. Am Ende sang Reichert das Lied, das Trude Herr ihren Freunden hinterlass­en hat: „Niemals geht man so ganz“. Die Darsteller­in sang es schnörkell­os und dabei so berührend wie nachsinnen­d über das Älterwerde­n und die Vergänglic­hkeit.

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FOTO: THEATER Christiane Reichert wollte wie Trude Herr keine Schokolade.

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