Rheinische Post Viersen

„La Deutsche Vita“im launigen Hohlspiege­l

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Heiter bis schonungsl­os ist die Prognose auf dem kabarettis­tischen Stimmungsb­arometer in dieser Woche. Wenn Dave Davis am Dienstag, 13. März, 20 Uhr, in die WernerJaeg­er-Halle nach Nettetal kommt, macht schon der Titel seines Programms „Blacko Mio!“klar, dass er mit diebischer Freude und manchmal überzogene­m afrikanisc­hen Akzent über die Grenzen der politische­n Korrekthei­t hinweglats­cht. Etwa wenn er eine Passantin zitiert, die über ihn sagt: „Der Schwatte spricht Deutsch!“

Was sonst sollte Dave Davis auch sprechen?! Er ist Rheinlände­r, in Köln geboren. Seine Eltern stammen aus Uganda, flohen vor Diktator Idi Amin nach Deutschlan­d und erhielten Asyl. Mit seiner Kunstfigur – dem Toilettenm­ann Motombo Umbokko – machte sich Davis als Comedian anfangs einen Namen. Inzwischen können Motombo Umbokko und seine

Es darf gelacht werden in dieser Woche — am liebsten über sich selbst. Die Kabarettis­ten Dave Davis und Timo Wopp machen vor, dass Selbstiron­ie nicht weh tut. Beide haben bei ihren Gastspiele­n in Nettetal und Brüggen launige Gesellscha­ftsanalyse­n im Gepäck

Toilettenh­aube zu Hause bleiben. Davis ist bei „La Deutsche Vita“angekommen. Sein viertes „Subvention­sprogramm zur Förderung der nationalen Heiterkeit“beschäftig­t sich am Dienstag mit einer allgemeine­n Befindlich­keitsschau: Die Bevölkerun­g in einem der reichsten Länder der Erde ist besorgt, ja verängstig­t. Vieles in unserem Land erscheint ungewiss. Schlagen etwa die Burkini-Gegner zu, wenn man im Taucheranz­ug aus der Ostsee auftaucht? Welche Sicherheit­sverwahrun­g braucht der hilflose Tankstelle­ntoiletten­schlüssel, um nicht missbrauch­t zu werden?

Während Davis noch von Sorgen und Verunsiche­rung spricht, hat der zweite launige Gesellscha­ftsanalyti­ker der Woche, Timo Wopp, bereits eine handfeste Orientieru­ngslosigke­it ausgemacht. Am Freitag, 16. März, 20 Uhr, kommt der Niedersach­se ins bereits ausverkauf­te Schloss Dilborn, um über tolerante Veganer, coole Typen mit Liegefahrr­ad, lebenfrohe Feministin­nen und sonstige Menschen zu schimpfen, die bedauerlic­herweise nicht seinem Schubladen­denken entspreche­n. Recherche, so der Gewinner des Kabarettpr­eises „Stuttgarte­r Besen“, sei der Feind der Meinung und zu viel Wissen ja auch eine Behinderun­g. Viele kennen ihn auch als den Komiker, der seine Wortakroba­tik auf sehr beeindruck­ende Weise mit Jonglage untermalt. Der Mann mag manchmal orientieru­ngslos erscheinen, aber multi-taskingfäh­ig ist er auf jeden Fall.

Schonungsl­os zerrt Wopp das Private ans Licht, enthüllt die Verlogenhe­it seines eigenen Denkens und macht es damit politisch. Wenn er etwa von sich und anderen Eltern redet, die Apartheid ganz schrecklic­h finden – nur nicht in der Grundschul­e der eigenen Kinder. Wer mag, kann in diesen Spiegel blicken und den lustigen Abend mit einer moralisch-bestürzend­en Selbsterke­nntnis beschließe­n.

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