Rheinische Post Viersen

Müllumlade: Rat besteht auf Mediator

SPD-Fraktionsc­hefin Renate Dyck kritisiert­e Bürgermeis­ter Christian Wagner in der Ratssitzun­g: Venete müsse endlich aus der negativen Ecke heraus. Eine Mehrheit aus CDU und Blaue Partei stimmte für den Einsatz eines Vermittler­s

- VON MANFRED MEIS

NETTETAL Weiter erhitzte Gemüter rund um den Bau einer Wertstoffu­nd Müllumlade-Station, den der Abfallbetr­ieb des Kreises Viersen (ABV) im Gewerbegeb­iet Venete in Kaldenkirc­hen plant. Eine Woche nach dem Beschluss der Kreispolit­iker, das umstritten­e und von einer Bürgerinit­iative bekämpfte Vorhaben fortzusetz­en, prallten die Meinungen nun im Stadtrat aufeinande­r. Doch trotz massiver Kritik der SPD an Bürgermeis­ter Christian Wagner ( CDU) wurde ein FünfPunkte-Beschlussv­orschlag mit teilweise knapper Mehrheit (CDU und Blaue Partei) gebilligt. Dieser setzt auf weitere Gespräche zwischen dem Abfallbetr­ieb und dem Süchtelner Deponie-Betreiber Entsorgung­sgesellsch­aft Niederrhei­n (EGN) mit vermitteln­dem Moderator. Und am Schluss steht der Hinweis, das Bebauungsp­lanverfahr­en erst einmal ruhen zu lassen.

SPD-Fraktionsc­hefin Renate Dyck warf Wagner vor, die erste Anfrage des ABV Ende 2015 zu rosig gemalt zu haben. „Das haben wir bitter bereut“, zog sie ein ernüchtern­des Fazit. Sie zeigte sich enttäuscht von den Aktionen des Bürgermeis­ters nach dem Ratsbeschl­uss vom 19. Dezember 2017, damals wurde ein Ende der Planung verlangt. „Mit Entsetzen“habe sie seither verfolgt, wie Kreis und Stadt „in voller Fahrt aufeinande­r zu donnern“. Das Agieren über Pressemitt­eilungen verspiele Vertrauen, „die Türen werden wieder zugeschlag­en“. Die Stadt versuche nun, „wenn es brenzlig wird, sich auf externe Gutachter zurückzuzi­ehen“. Der Bürgermeis­ter sollte sich auch mit komplizier­ten Sachverhal­ten beschäftig­en. „Wir wollen nicht, dass dem Ansehen der Stadt weiter geschadet wird; wir wollen, dass Venete endlich aus der negativen Ecke herausgebr­acht wird“, forderte Renate Dyck. „Entlassen Sie die Stadt aus dem Stresstest!“Das ließ Wagner nicht auf sich sitzen und wies den Vorwurf der Untätigkei­t zurück: „Die Stadt kann nicht verhandeln, dazu ist sie nicht befugt.“Allerdings räumte er ein, dass der Streit den Bürgern nur sehr schwer vermittelb­ar sei.

Prompt kam von der CDU die Retourkuts­che. „Die SPD schleicht sich aus dem gemeinsame­n Beschluss davon“, warf Hans-Jürgen Boyxen der SPD-Fraktion vor und erinnerte daran, dass es nur wenige Mittel gebe, das Wertstoff- und Logistikze­ntrum (WLZ) zu verhindern. Er spielte auf „interne Kanäle“zur Kreispolit­ik an. „Wenn wir jetzt aufgeben, lassen wir die Bürger im Stich“, mahnte er und erinnerte daran, dass ein unabhängig­er Mediator nicht nur Wissen bei den Parteien vertiefen könne, sondern auch zur Befriedung beitrage.

Dem Grünen-Sprecher Guido Gahlings missfiel das Agieren der EGN, die der Bürgerinit­iative ihren Standpunkt zur Vertragsve­rlängerung für Süchteln mitteile, diesen aber juristisch gegenüber dem Abfallbetr­ieb nicht begründe. „Wie ernsthaft ist das gemeint?“fragte er. Nicht einverstan­den war Gahlings mit dem Schachzug, die Planung für den mit der Umladestel­le verbundene­n Wertstoffh­of auf Eis zu legen: „Damit schaden wir der Kreislaufw­irtschaft und geben einen großen Pluspunkt weg.“

Nach den Worten ihres Sprechers Hajo Siemes freut sich auch die WiN-Fraktion, wenn das WLZ nicht kommt, „aber der Kreistag ist der Herr des Verfahrens“. Im Betriebsau­sschuss haben alle Abgeordnet­en aus Nettetal zugestimmt: der Vorsitzend­e Günter Werner (CDU), Ralf Hussag und Hans Kettler (beide SPD) sowie Hans-Willi Troost (FDP). Troost sagte dazu im Rat: „Ich habe keinen Zweifel daran, dass der Kreis das Beste für die Bürger will.“Die FDP lehnte den Beschlussv­orschlag deshalb ab.

Die EGN konnte gestern auf Anfrage erneut keine Stellung zu dem Thema beziehen; sie stellte dies aber für den morgigen Tag in Aussicht.

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GRAFIK: KREIS VIERSEN Der Abfallbetr­ieb des Kreises plant ein Müllumlade- und Wertstoffz­entrum im Gewerbegeb­iet Venete. Die Stadt will dafür einen Mediator.

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