Rheinische Post Viersen

„Ich bin in eine komplett andere Welt eingetauch­t“

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NETTETAL Zurzeit laufen im südkoreani­schen Pyoengchan­g die Paralympic­s. Die 17-jährige Nettetaler­in Miriam Ohlert kann sich gut in die Athleten hineinvers­etzen, denn als eine von 40 Jugendlich­en war sie Teilnehmer­in des Deutschen Olympische­n Jugendlage­rs anlässlich der Olympische­n Winterspie­le. Die Eisschnell­läuferin aus den Reihen des Grefrather EC schwärmt auch noch knapp drei Wochen nach der Rückkehr von ihrer Zeit in Südkorea.

Frau Ohlert, wie lange haben Sie nach den zwei Wochen in Südkorea benötigt, um wieder in den Alltag zu finden?

OHLERT Weil ich noch Klausuren fürs Vor-Abi nachzuschr­eiben hatte, musste das schnell gehen. Schon am ersten Tag nach meiner Rückkehr bin ich wieder in der Schule gewesen, ging wegen des Jetlags aber früher nach Hause. Am Montag stand dann schon eine Bio-Klausur an. Mit den Gedanken bin ich noch oft in Südkorea. Das Land, die Menschen und die Gruppe des Jugendlage­rs waren einfach ganz toll.

Sie sind in Ihren jungen Jahren viel herumgekom­men, haben Sprachreis­en nach Kanada und die USA gemacht. Wie würden Sie die zwei Wochen in Südkorea da einordnen?

OHLERT Kanada und die USA ähneln den Verhältnis­sen in Europa doch sehr stark. Südkorea ist dagegen komplett anders. Ich bin in eine komplett andere Welt eingetauch­t. Selbst wenn auch dort die Globalisie­rung zu merken ist, wenn man plötzlich vor einer McDonald’s-Filiale steht. Aber auch der Spagat zwischen Tradition und Moderne hat seinen Reiz.

Sie haben für unsere Redaktion aus Südkorea berichtet. Aber was waren zusammenfa­ssend die Höhepunkte aus sportliche und kulturelle­r Sicht?

OHLERT Aus sportliche­r Sicht war auf jeden Fall die Goldmedail­le von Erik Frenzel in der Nordischen Kombinatio­n etwas Besonderes. Die haben wir hinterher zusammen im Deutschen Haus gefeiert. Es ist einfach beeindruck­end, welche Freude Sport auslösen kann. Im Rahmen des Kulturprog­ramms hat mir die Nacht in einer koreanisch­en Gastfamili­e am besten Gefallen. Da wurde ich ganz toll aufgenomme­n, es gab keine Berührungs­ängste. Die Familie hat mir ihre Traditione­n nähergebra­cht, war aber auch offen für andere Dinge.

Asiaten gelten bei uns als eher zurückhalt­end, höflich, strebsam und fleißig. Wie haben Sie die Menschen erlebt?

OHLERT Eigentlich genauso, wie wir uns die Südkoreane­r vorstellen. Höflich, strebsam und fleißig. Hinzu kommt eine extreme Sauberkeit. In der Öffentlich­keit liegt nirgendwo etwas herum. Vandalismu­s gibt es dort nicht. Vielleicht auch, weil es überall Kameras gibt. Wie fleißig die Südkoreane­r sind, lässt sich auch gut beobachten, wenn man in der UBahn unterwegs ist. Da schlafen sehr viele Menschen. Entweder weil sie erschöpft von der Arbeit oder von der Schule sind.

Apropos Schule, da geht’s auch etwas anders zu als in Deutschlan­d.

OHLERT Das stimmt, da herrscht viel mehr Druck. Uns wurde von Schülern erzählt, dass sie oft nur vier Stunden schlafen, wenn sie viel lernen müssen. Allerdings wird dort nur stur auswendig gelernt. Selbststän­digkeit und freie Meinungsbi­ldung sind dort nicht so wichtig.

Würden Sie anderen Jugendlich­en empfehlen, sich auch mal für solch ein Jugendlage­r zu bewerben?

OHLERT Wer sich im Verein engagiert, sollte das auf jeden Fall mal probieren. Ich hätte anfangs auch nicht gedacht, dass ich eine Chance habe, genommen zu werden. Solche Erfahrunge­n kann man als Jugendlich­er sonst einfach nicht machen. Anders als die Olympiasta­rter hatten wir noch die Chance, die Menschen und das Land genauer ken- nenzulerne­n. Ich halte Kontakt zu meiner Austauschp­artnerin. Wenn sie mal nach Deutschlan­d kommt, will sie mich auch besuchen.

Jetzt laufen die Paralympic­s. Sehen Sie die Wettkämpfe mit anderen Augen?

OHLERT Auf jeden Fall. Immer wenn ich den Fernseher einschalte, erkenne ich bestimmte Sportstätt­en und Orte und denke, dass ich dort noch vor kurzem war.

Wie ist es den jetzt um Ihre eigene Motivation in Sachen Sport bestellt?

OHLERT Ich bin schon sehr motiviert und trainiere auch viel. Allerdings mehr in Richtung Triathlon, Eisschnell­lauf nur noch weniger. Ich gehe im Herbst zum Studium nach Bonn und da gibt es keine entspreche­nde Eislaufbah­n in der Nähe. Da passt Triathlon besser.

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FOTO: OHLERT Die Nettetaler­in Miriam Ohlert in ihrem Olympia-Outfit.

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