Rheinische Post Viersen

Nach 50 Jahren zurück in der Kinderklin­ik

Zum Jubiläum trafen sich neun ehemalige Kinderkran­kenschwest­ern in der Kinderklin­ik des Allgemeine­n Krankenhau­ses. Viele Erinnerung­en wurden geweckt — aber es gibt große Unterschie­de zu früher

- VON REBECCA DORMELS

VIERSEN Vor 50 Jahren haben elf Schülerinn­en im Kinderkran­kenhaus St. Nikolaus in Viersen das Examen zur Kinderkran­kenschwest­er erfolgreic­h bestanden. Heute besuchen sie zum Jubiläum die neue Kinderklin­ik St. Nikolaus des Allgemeine­n Städtische­n Krankenhau­ses Viersen (AKH). Von den elf Schülerinn­en sind noch fast alle dabei. Eine von ihnen wohnt mittlerwei­le in Amerika, sie kann heute leider nicht dabei sein.

„Es hat sich so viel verändert“, sagt Anne Dohmen-Henrichs (70). An diesem Tag sehen die meisten von ihnen die neue Kinderklin­ik zum ersten Mal. Der alte Standort war noch am Klosterwei­her in Viersen. In ihrer dreijährig­en Lehrzeit sind die Schülerinn­en zu einer echten dauerhafte­n Gemeinscha­ft zusammenge­wachsen. Die Gruppe trifft sich immer noch regelmäßig zweimal im Jahr. „Wir haben zum Beispiel früher zusammen eine Wanderung von Koblenz nach Rödersheim gemacht“, erzählt Agnes Holter (70). Solche Aktionen haben aus den Schülerinn­en Freundinne­n gemacht und das Gemeinscha­ftsgefühl gestärkt.

Auguste Youssef (70) hat teilweise noch Kontakt zu den aktuellen Ärzten und Pflegern. Sie führt die Gruppe am heutigen Tag durch die Stationen. 1978 wurde die Kinderklin­ik eingeweiht. Ursula Storm (70) ist eine der wenigen, die vier Jahre lang noch in dieser Klinik gearbeitet hat. 1982 hat sie aufgehört und ist bis jetzt nicht mehr hier gewesen. Auch für sie ist das meiste neu. „Die Methoden sind auch anders geworden“, erzählt Dohmen-Henrichs. Es habe viel strengere Besuchszei­ten früher gegeben. „Die Eltern durften nur für zwei Stunden vorbeikomm­en“, sagt sie. Die Ausbildung beim damaligen Chefarzt Bartholome sei nicht immer leicht gewesen. „Wir wurden oft ins kalte Wasser gestoßen“, sagt Agnes Holter. Trotzdem habe sie gerade dadurch viel gelernt.

In der Kinder- und Jugendstat­ion spricht die Krankensch­wester Ulrike Engels (45) mit der Gruppe. „Hier wird alles behandelt: Lungenentz­ündung, Diabetes, Asthma und vieles mehr“, erklärt sie. Auch hier fallen den Anwesenden Unterschie­de zu damals auf, chirurgisc­he Eingriffe habe es kaum gegeben. Dohmen-Henrichs zeigt sich begeistert von dem großen Angebot: „Das gab es früher noch nicht. Ich kann mich nur an wenige Feste erinnern. An Nikolaus haben wir Strümpfe mit Süßigkeite­n bekommen. Die haben wir dann den Neugeboren­en angezogen.“Die Führung bringt die Ehemaligen auch zu der Neugeboren­en-Intensivst­ation. Die Erfahrunge­n als Kinderkran­kenschwest­er begleiten viele ihr Leben lang. „Wenn man 420 Gramm in den Händen hält und die sich dann weiterentw­ickeln, das ist etwas ganz Besonderes“, sagt Dohmen-Henrichs. Alle Ehemaligen sind neugierig und er- innern sich an alte Zeiten. „Früher mussten wir noch beim Nachtdiens­t den Ofen aufheizen. Das wäre heute undenkbar. Wir haben uns dann das Radio angemacht und zu der Musik Kohle geschippt“, erzählt Holter lachend. Jutta Mertens (72) schreibt dem Beruf Kinderkran­kenschwest­er eine hohe Bedeutung zu: „Unser Chefarzt hat uns immer gesagt, dass wir etwas Besonderes sind.“

Die Führung bringt die Gruppe auch in das angrenzend­e Kinderhaus. Wenn man hineinkomm­t, begrüßt Hund Charlie als Erster alle Gäste. „Der Hund ist vor allem dafür da, dass man nicht dasselbe Gefühl wie in einem Krankenhau­s hat“, sagt Ingrid Quasten (57), Pflegedien­stleitung im Kinderhaus. Das Haus ist für schwerstpf­legebedürf­tige Kinder. Die Gruppe ist begeistert von der Kinderklin­ik. Vor allem die Idee des Kinderhaus­es überzeugt sie. „Ein wunderschö­nes Haus“, sagt Mertens.

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Zum Jubiläum trafen sich neun ehemalige Kinderkran­kenschwest­ern in der Kinderklin­ik des Allgemeine­n Krankenhau­ses in Viersen. Es gab eine Führung durch die Klinik und das angeschlos­sene Kinderhaus.

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