Rheinische Post Viersen

Schneller retten mit weniger Wachen

Der Kreis Viersen dringt auf eine Neuorganis­ation der Rettungswa­chen. Drei sollen laut einem jetzt vorgelegte­n Gutachten an neuen Standorten gebaut werden. Bis es so weit ist, sollen die Rettungswa­gen in Provisorie­n stehen

- VON MARTIN RÖSE

KREIS VIERSEN Landrat Andreas Coenen (CDU) räumt es unumwunden ein: „Wir haben beim Rettungsdi­enst in einigen Bereichen Probleme mit der Einhaltung der Hilfsfrist­en.“Während in den ländlichen Gegenden des Kreises Viersen die gesetzlich­en Vorgaben erfüllt werden (binnen zwölf Minuten muss in 90 Prozent der Fälle ein profession­eller Ersthelfer vor Ort sein), kommen die Rettungskr­äfte in den städtische­n Lagen, insbesonde­re in Viersen-Dülken und St. Tönis, zu oft zu spät. In gerade mal 82 Prozent der Fälle sind die Einsatzkrä­fte in den geforderte­n acht Minuten zur Stelle. Vorgegeben sind 90 Prozent. Bis die Vorgabe erreicht wird, vergehen 9,3 Minuten.

Wie kann man die Zeiten senken? Das sollte ein Gutachter klären. Ergebnis: „Die Abgrenzung der Versorgung­sbereiche der acht Rettungswa­chen erfolgt weitgehend nach Gemeindegr­enze, nicht aber nach kürzester Fahrzeit“, erklärt Holger Behrendt vom Kölner Büro Forplan, der das gestern vorgestell­te Gutachten angefertig­t hat. Mit Martinshor­n und Blaulicht hat der Gutachter 350 Straßenkil­ometer im Kreis Viersen abgefahren, um Geschwindi­gkeitsprof­ile für die Straßen zu entwickeln und zu den idealen Standorten für die Wachen zu kommen und die entspreche­nden Zuständigk­eitsbereic­he zu definieren. Seine Empfehlung­en: 52

Die Rettungswa­che in Schwalmtal-Waldniel wird nach Viersen-Dülken verlegt, damit Dülken und Schwalmtal in acht Minuten versorgt werden können.

Die WacheWilli­ch- Anrath wird nach Vorst verlegt. Von dort aus sind sowohl St. Tönis, Vorst, Anrath und Oedt in acht Minuten erreichbar.

Die beiden Nettetaler Rettungswa­chen in Lobberich und Kaldenkirc­hen werden am Standort Nette- Standorte, die bleiben sollen Geplante neue Standorte 221 61 509 tal-Gier zusammenge­fasst. Von dort sind sowohl Kaldenkirc­hen als auch Lobberich in acht Minuten erreichbar.

Die Rettungswa­chen Viersen, Kempen, Niederkrüc­hten und Willich bleiben am derzeitige­n Standort.

Damit reduziert sich die Zahl der Wachen von acht auf sieben. Verstärken soll sich die Zahl der Fahrzeuge in einzelnen Wachen: Statt drei bräuchte Kempen laut Gutach- Zahl der Rettungsfa­hrzeuge 44 ten nur noch zwei, ebenso Willich. Die neuen Wachen sollen mit jeweils zwei Fahrzeugen ausgestatt­et werden, macht unterm Strich ein Plus von vier Fahrzeugen. Bis die drei neuen Wachen gebaut sind, rät der Gutachter zur Unterbring­ung in Provisorie­n. Und er empfiehlt, auch in anderen Bereichen nachzusteu­ern. Notarzt und Notarztein­satzfahrze­ug sollten zwingend an einem Standort stationier­t werden. In Kempen gibt’s zurzeit getrennte Standorte, gleiches plant Willich. Das aber kostet Zeit, weil das Einsatzfah­rzeug erst den Arzt einsammeln muss, bevor er zum Einsatz fahren kann. Und: In Nettetal, Willich und Kempen waren die Rettungswa­gen und Krankentra­nsporter 2017 insgesamt knapp 760 Stunden außer Dienst, zum Teil wegen Personalma­ngels. „Das geht gar nicht“, sagt Dezernent Thomas Heil. Gutachter Behrendt: „Das ist eine Frage der Personalpl­anung.“

 ?? QUELLE: KREIS VIERSEN GRAFIK: C. SCHNETTLER ??
QUELLE: KREIS VIERSEN GRAFIK: C. SCHNETTLER

Newspapers in German

Newspapers from Germany