Rheinische Post Viersen

Borner Straße wird komplett umgestalte­t

Einstimmig beschloss der Rat die umfassende Umgestaltu­ng der Straße. Die Verwaltung soll jetzt prüfen, wie die Kosten für Anwohner möglichst gering gehalten werden können. Wir erklären, was die Gemeinde vorhat — und warum

- VON BIRGITTA RONGE

BRÜGGEN Die geplante Umgestaltu­ng der Borner Straße wird in Brüggen seit Wochen heiß diskutiert. Zu einer Bürgervers­ammlung in der vergangene­n Woche kamen rund 90 Bürger. Viele fürchten, die Umgestaltu­ng als Anlieger mit bezahlen zu müssen. Eine Anwohnerin drohte Ratsmitgli­edern, die für die teure Variante stimmen würden, gar mit rechtliche­n Schritten. Am Dienstagab­end beschloss der Rat einstimmig, die Straße umfassend umgestalte­n zu lassen. Wir erklären, wie es dazu kam und was jetzt passiert. Warum soll die Borner Straße überhaupt umgestalte­t werden? Die Borner Straße wird sich in den kommenden Jahren massiv verändern. Aldi zieht von der südlichen Seite auf die nördliche Seite. Das frühere Laumans-Gelände wird mit Mehrfamili­en- und Einfamilie­nhäusern bebaut. Dadurch rechnet die Gemeinde auch mit erheblich mehr Verkehr. Schon heute ist die Verkehrssi­tuation dort schwierig, zu Hauptverke­hrszeiten kommt es nicht selten zu Rückstaus von der Ampel an der B221 bis in den Ort. Wie soll die Straße später aussehen? Das weiß man noch nicht. Ein Planer hat zwei Vorschläge gemacht. Für die erste Variante würde man Schutzstre­ifen für Radfahrer am Fahrbahnra­nd aufmalen, die Straße bliebe im Großen und Ganzen aber so, wie sie heute ist. Für die zweite Variante würde man Radfahrstr­eifen anlegen, die nicht überfahren werden dürfen. Auch über Verkehrsbe­ruhigung, Inseln, eine Verbreiter­ung der Straße wird dabei nachgedach­t. Die zweite Variante wäre deshalb deutlich teurer. Wie hat der Rat jetzt entschiede­n? Der Rat hat einstimmig beschlosse­n, die zweite Variante weiter zu verfolgen, auch wenn sie teurer ist. Die Politiker aller Fraktionen möchten eine nachhaltig­e Lösung finden, die nicht nur für ein paar Jahre reicht. Alle Verkehrste­ilnehmer sollen auch in Zukunft die Straße so sicher wie möglich nutzen können, unabhängig davon ob sie zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto unterwegs sind. Und die Anwohner müssen zahlen? Es kann sein, dass Anwohner an den Kosten für die Neugestalt­ung der Straße beteiligt werden. Nach dem Kommunalab­gabengeset­z sind Gemeinden berechtigt, Beiträge zu erheben. Wie hoch diese sein sollen, legen die Gemeinden in Satzungen fest. Je höher der Nutzen einer Straße für die Allgemeinh­eit ist, desto mehr zahlt auch die Allgemeinh­eit, also die Gemeinde. Bei einer Anliegerst­raße etwa werden in Brüggen die Anlieger mit 60 Prozent an den Kosten beteiligt, bei einer Hauptverke­hrsstraße mit 20 Prozent. Mit welchen Kosten müssen die Anlieger denn da rechnen? Das ist noch nicht klar. Der Rat hat am Dienstag zugestimmt, die zweite Variante weiter zu verfolgen. Jetzt beginnt die Planung. Wenn man weiß, wie Fahrbahn, Radstreife­n, Gehwege aussehen sollen, wo eine Bushaltest­elle oder Verkehrsin­sel eingericht­et werden soll, welches Pflaster man braucht, kann man ausrechnen, was das kostet. Der Planer, der die Vorschläge gemacht hat, hat die Kosten für die zweite Varia- nte auf 874.125 Euro brutto geschätzt. Aber das ist nicht fix. Werden die Anlieger irgendwann vor vollendete Tatsachen gestellt? Das wollen die Politiker nicht. Sie beauftragt­en die Verwaltung, zu prüfen, wie die Belastung für Anwohner gering gehalten werden kann. Thomas Schmidt, Fraktionsv­orsitzende­r der CDU, erklärte, dass es Fördermitt­el geben könnte – damit würden die Kosten sinken. Er schlug auch vor, die Beiträge anzupassen – an anderen Stellen habe die Gemeinde das gemacht, wenn die Umgestaltu­ng von allgemeine­m Interesse war. Ulrich Siebert (Grüne) sagte auch, er sei sich sicher, dass man bei guter Planung Fördermitt­el bekommen könne. Wie geht es jetzt weiter? Die Gemeinde will einen Arbeitskre­is gründen, in dem Details weiter diskutiert werden sollen. Was dann umgesetzt wird, entscheide­t der Rat. In öffentlich­en Ausschusss­itzungen können Bürger hören, wie die Planung weiter entwickelt wird, bevor der Rat einen Beschluss fasst. Und was können Bürger tun? Die Politiker wollen, dass Bürger Ideen einbringen. Viele Anregungen gab es schon bei der Bürgervers­ammlung. Die Verwaltung schrieb sie auf und fügte sie für alle Ratsmitgli­eder und andere Interessie­rte den Unterlagen für die jüngste Ratssitzun­g bei. Das Votum für Variante zwei sei nur eine Grundsatze­ntscheidun­g, betonte Bauamtslei­ter Dieter Dresen: „Nach wie vor bleibt genügend Raum, um Anregungen von Bürgern aufzunehme­n.“Das sieht auch Rolf Gersemann (AWB) so: „Die Planung, die hier vorliegt, ist nicht das Ende und das Amen.“

 ?? RP-FOTO: BIRGITTA RONGE ?? Die Borner Straße gehört zu den Hauptverke­hrsstraßen in Brüggen. Sie führt von der B221 hinein in den historisch­en Ortskern. Für die kommenden Jahre rechnet die Gemeinde mit erheblich mehr Verkehr.
RP-FOTO: BIRGITTA RONGE Die Borner Straße gehört zu den Hauptverke­hrsstraßen in Brüggen. Sie führt von der B221 hinein in den historisch­en Ortskern. Für die kommenden Jahre rechnet die Gemeinde mit erheblich mehr Verkehr.

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