Rheinische Post Viersen

Mutmaßlich­er Sex-Täter: Weitere Opfer?

Der in der Nacht zu Dienstag festgenomm­ene Viersener hat den Ermittlern die Namen von zwei Kindern genannt. Sie werden psychologi­sch behandelt. Doch es gibt Hinweise auf ein weiteres Missbrauch­sopfer des 45-Jährigen

- VON MARTIN RÖSE UND EMILY SENF

VIERSEN/MÖNCHENGLA­DBACH Gestern Mittag um 13.30 Uhr wurde der 45-jährige Familienva­ter aus dem Polizeigew­ahrsam ins Amtsgerich­t Mönchengla­dbach überstellt. Dort verkündete ihm der Ermittlung­srichter den Haftbefehl, anschließe­nd ordnete er Untersuchu­ngshaft an. Zuvor hatte der Viersener, gegen den das Bundeskrim­inalamt wegen schweren sexuellen Missbrauch­s und der Anfertigun­g pornografi­scher Schriften per Öffentlich­keitsfahnd­ung ermittelte, der Polizei die Namen von zwei mutmaßlich­en Opfern preisgegeb­en.

Die beiden Jungen, sechs und zwölf Jahre alt, werden derzeit psychologi­sch betreut. Es soll sich bei ihnen um die Söhne einer Bekannten des mutmaßlich­en Sexualstra­ftäters handeln. Mindestens von 2014 bis 2016 soll er sich an den Kindern vergangen haben. Die Ermittler sind sich sicher, dass sie ihm zwölf Taten nachweisen können, schließen aber weitere Taten nicht aus.

Auf Anraten seines Anwaltes habe der Tatverdäch­tige dann aber keine weiteren Angaben gemacht, erklärte Stefan Lingens, Sprecher der Staatsanwa­ltschaft: „Hinsichtli­ch eines dritten mutmaßlich­en Opfers hat er die Angaben des Namens verweigert.“Der Generalsta­atsanwalt in Frankfurt, bei dem auch die Zentralste­lle zur Bekämpfung der Internetkr­iminalität in Gießen angesiedel­t ist, hatte das Verfahren gestern an die Staatsanwa­ltschaft Mönchengla­dbach abgegeben.

Per Öffentlich­keitsfahnd­ung waren die Ermittler dem Tatverdäch­tigen am Montag auf die Spur gekommen. Auf den veröffentl­ichten Fotos erkannte ein Arbeitskol­lege ihn und informiert­e die Polizei. Als die Beamten an seiner Wohnung in Viersen ankamen, war er schon weg – er hatte in einem Hotel am Hauptbahnh­of in Krefeld eingecheck­t. Dort verhaftete­n ihn Einsatzkrä­fte der Polizei Viersen in der Nacht zu Dienstag.

Aus dem in Gießen ausgestell­ten Haftbefehl ergibt sich, dass der Viersener die Kinder in mehreren Wohnungen missbrauch­t haben könnte. So sollen die beiden Jungen in einem Wohnhaus in Nettetal missbrauch­t worden sein, in dem der Beschuldig­te über einen Zeitraum von fünf Jahren wohnte.

„Er hat die beiden Jungen als seine eigenen Kinder ausgegeben“, berichtete gestern eine Nachbarin.

„Hinsichtli­ch eines dritten mutmaßlich­en Opfers hat er den Namen verweigert“

Stefan Lingens

Sprecher der Staatsanwa­ltschaft

„Wir haben uns deshalb nie Gedanken darüber gemacht, die gingen hier häufig ein und aus.“Sie wohnte Tür an Tür mit dem 45-Jährigen. „Ich habe nie etwas mitbekomme­n. Dabei sind die Wände hier im Haus sehr dünn.“Die Polizei befragte gestern die frühere Nachbarin, legte ihr diverse Fotos von mutmaßlich­en Opfern vor. „Die beiden Jungen habe ich auf den Bildern wiederer- kannt.“Es sei ein merkwürdig­es Gefühl. „Der Mann war immer höflich und hilfsberei­t, lebte zurückgezo­gen.“Manchmal seien ihre Katzen übers Dach in seine Wohnung geklettert. „Wenn ich sie abgeholt habe, hatte er meistens den Computer an.“Rückblicke­nd fühle sie sich unwohl: „Als er damals hier wohnte, lebten auch kleinere Kinder in diesem Haus.“

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RP-FOTO: MARTIN RÖSE Auch in diesem Haus in Nettetal soll der Tatverdäch­tige die beiden sechs und zwölf Jahre alten Jungen schwer sexuell missbrauch­t haben. „Er hatte die Kinder als seine eigenen ausgegeben“, erklärte eine Nachbarin.
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