Rheinische Post Viersen

Tischler zeigt Kunst rund ums Ei

Mit zwei Keramik-Eiern begann Norbert Optenplatz’ Sammlung. Heute sind es etwa 1200 ovale Kunstobjek­te aus Eierschale­n, Holz und Stein. Viele hat er selbst gestaltet und gebaut — darunter auch eins, das größer ist als er selbst

- VON JULIA ZUEW

BRÜGGEN Es sind die 1980er-Jahre. Norbert Optenplatz sieht einer Frau auf einem Markt in der Türkei zu, wie sie Geschirr und Gefäße töpfert. Auch Eier formt sie aus Ton, die sie mit Glasur verziert. „Für ein paar hundert türkische Lira habe ich zwei Stück gekauft“, sagt Optenplatz. Das war der Beginn einer Jahrzehnte währenden Liebe zum „Ei als Kunstobjek­t“, wie die Ausstellun­g im Café Bürger-Amt an der Marktstraß­e 1 in Bracht heißt.

„Zunächst lagen die Toneier von damals eigentlich nur in der Schub- Norbert Optenplatz lade“, sagt der 64-Jährige. „Ich wollte sie sogar wegwerfen.“Doch die Idee vom Ei als Dekoration und Kunst packte ihn. Er begann, HolzEier zu drechseln: „Ich bin Tischler, ich hatte daher Werkzeug und Werkbank da.“Bei der simplen Ausführung blieb es aber nicht lange: Auf den Regalen, Tischen und Fensterbän­ken des Cafés gibt es verschacht­elte, aufwendig gestaltete und zusammenge­setzte Eier mit Schubladen und unterschie­dlichen Holzarten.

Prunkstück der Ausstellun­g ist ein Ei, das größer als der Schöpfer selbst ist: Knapp 2,30 Meter misst das Holz-Ei, das auf einem Platz vor dem Gebäude des Cafés steht. Im Holzgerüst des Eis sind große Bildertafe­ln eingefasst mit biblischen Christus-Szenen. Um das Kunstwerk unter freiem Himmel zeigt sich Optenplatz nicht besorgt. Ein leichter Stoß durch Passanten oder Regen sind keine Probleme: „Das kann das Ei ab“, sagt er und klopft mit der Handfläche auf das dunkle, lackierte Holz.

Nahezu alle Eier sind nicht bemalt, sondern haben ihre unterschie­dlichen Muster und Farben durch Intarsien erhalten. Bei der Technik, die auch bei der Gestaltung von Möbeln früher sehr beliebt war, werden Hölzer mit unterschie­dlicher Färbung in das Ei eingelasse­n und anschließe­nd abgeschlif­fen. „Bei einem Tisch funktionie­rt das vergleichs­mäßig einfach“, sagt Optenplatz. „Beim Ei ist es schwierige­r, da es gewölbt ist.“Mithilfe dieser Technik ist beispielsw­eise ein ganz spezielles Ei für Bracht entstanden: In Ebenholz geschnitzt ist die Brachter Dohle ins Holz-Ei eingelasse­n. Elfenbeinä­hnlich sehen Details wie das Auge des Vogels aus: „Das ist aus der Taguanuss gemacht“, sagt Optenplatz. Die Nüsse der Steinnussp­alme, die unter anderem in Zentral- und Südamerika verbreitet ist, entwickeln beim Trocknen eine elfenbeina­rtige Färbung und werden hart wie Knochen. „50 bis 55 Arbeitsstu­nden stecken in so einem Ei drin“, sagt der Tischler.

Die rund 55 Eier, die im Café von Silke Beckstedde ausgestell­t werden, sind zum Teil funktional, mit Schubladen oder als Sparbüchse mit einem Schloss, aber auch künstleris­cher Natur. Es gibt mehrere Eier zu sehen, die mit abstrakten Motiven verziert sind, wie zum Beispiel einem stilisiert­en Gesicht. Eine Kreation erinnert an die Formen eines Rennwagens: In dem knallroten Ei aus Sperrholz sind zwei lackierte Straußenei­er in Rot und Weiß eingebette­t.

In einer Vitrine sind Einzelteil­e aus dem Sammler-Fundus von Optenplatz zu sehen. Aus verschiede­nen Ländern, unter anderem Russland, Indien und der Türkei, stammen die ungewöhnli­chen Stücke. Wie zum Beispiel ein fast 30 Zentimeter hohes Gebets-Ei: „Darauf sind Inschrifte­n aus dem Koran“, sagt Optenplatz. Muslime würden das Ei – ähnlich wie Christen den Rosenkranz – zum Gebet verwenden. Auch geschnitzt­e Gänse- und Hühnereier, manche sogar koloriert, schmücken die Glasregale.

Zu Hause bewahrt der EierKünstl­er seine rund 1200 Kreationen und Sammlerstü­cke im „Eierzimmer“auf. Seine Frau habe zwar seine skurrile Freizeitbe­schäftigun­g am Anfang kritisch betrachtet, „Nach 20 Jahren gibt’s da aber keinen Ärger mehr drum“, sagt Optenplatz und lacht. Das Staubwisch­en und Polieren in der Schatzkamm­er übernehme er aber selbst.

„Mit einem Ei fing es an, das ließ mich dann nie mehr los“ Sammler

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Zum Osterfest hat Norbert Optenplatz ein Holz-Ei mit Osterlamm gestaltet. Ebenfalls österlich ist sein 2,30 Meter hohes Ei mit Christus-Motiven auf dem Platz vor dem Café Bürgermeis­ter-Amt von Silke Beckstedde.
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ARCHIVFOTO: BUSCH Optenplatz’ größtes Ei: die Laube im eigenen Garten.

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