Rheinische Post Viersen

Überraschu­ngen mit und ohne Ansage

Borussias Trainer Dieter Hecking dürfte gegen Mainz taktisch wie personell ungewohnt viele Optionen haben.

- VON JANNIK SORGATZ

Zweimal hat Dieter Hecking seine Mannschaft von Beginn an mit einer Dreierkett­e spielen lassen, zweimal hat er vorher eine Extra-Einheit unter Ausschluss der Öffentlich­keit absolviere­n lassen. Das Geschehen im Training gestern, für jeden zu beobachten, lässt die Schlussfol­gerung zu: Ab dem dritten Mal ist die Dreierkett­e kein Geheimnis mehr.

Im 3-1-4-2, wie zuletzt beim 3:3 gegen Hoffenheim, stellte Hecking seine Spieler gegen zehn gelbe „Mainz-Simulanten“aus Plastik auf. Am einen Ende des Spielfelde­s dirigierte der Cheftraine­r die Mannschaft, am anderen Assistent Frank Geideck. „Schärfer!“, forderte Hecking. „Das ist noch nicht das höchste Tempo, das ihr könnt!“Und nach jedem misslungen­en Zuspiel riefen er und Geideck: „Von vorne!“

Da die Nationalsp­ieler erst heute Nachmittag wieder einsteigen, handelte es sich zwar noch um ein Rumpf-Team, das da intensiv übte. Die Position in der Mitte der Dreierkett­e war aber überrasche­nd besetzt. Was sich am Dienstag angekündig­t hatte, wurde gestern wahr: Jannik Vestergaar­d kehrte 17 Tage, nachdem bei ihm neben einer Kapsel- und Bänderdehn­ung ein Mittelfußb­ruch diagnostiz­iert worden war, ins Mannschaft­straining zurück. „Es war wohl eine Altverletz­ung, nichts Frisches“, sagte He- cking über die Verletzung. Gestern sah es so aus, als sei Vestergaar­d nie weg und die Diagnose nur ein schlechter Traum gewesen.

Ein weiterer Rückkehrer wird, wenn die guten Nachrichte­n nicht trügen, ebenfalls nur ein Spiel gefehlt haben. „Ich habe alles auskuriert. Dafür ist so eine Länderspie­lwoche da“, sagte Christoph Kramer, der seine kurze Pause mit Humor nahm: „Ich habe bisher kaum Gelbe Karten gesammelt. So habe ich das eine Spiel Sperre durch den HoffaFettk­örper ersetzt.“Ihm sind in dieser Saison auch schon ein paar Gelegenhei­ten zum Kartensamm­eln entgangen. Ein Nasenbeinb­ruch, Oberschenk­elprobleme, eine Nackenprel­lung, Probleme im Nackenund Schulterbe­reich, ein grippaler Infekt und zuletzt eben der HoffaFettk­örper im Knie, der schmerzte – immerhin konnte sich Kramer glücklich schätzen, meist nur ein Spiel oder gar keins mit seinen diversen Blessuren verpasst zu haben.

Den Gipfel des Verletzung­spechs scheint Borussia hinter sich zu haben. Es ist nicht die erste Mutmaßung dieser Art in dieser Saison, aber die Anzeichen mehren sich. Von den elf Spielern, die nach Hoffenheim verletzt waren, dürften (ein „wenn nichts mehr dazwischen­kommt“bitte immer mitdenken) am Sonntag gegen Mainz Vestergaar­d und Kramer in die Startelf zurückkehr­en. Tobias Strobl ist viel- leicht ein Kandidat für die Bank, Laszlo Bénes ganz sicher. Dafür tritt Fabian Johnson wieder kürzer. Gegen die gelben Plastik-Mainzer voll- endete Bénes den schönsten Angriff, Hecking ließ den Slowaken halblinks im Vierer-Mittelfeld ran. Dort ein Linksfuß, auf dem linken Flügel in Oscar Wendt ein Linksfuß – personell kehrt so langsam wieder Normalität ein. Hecking muss weniger kitten, verschiebe­n, improvisie­ren. Wenn Lars Stindl, Matthias Ginter, Yann Sommer, Nico Elvedi, Josip Drmic, Thorgan Hazard und Michael Cuisance heute wohlbehalt­en zurück sind, hat der Trainer so viele Optionen wie lange nicht.

Schließlic­h wäre da noch Raffael, der gestern seinen 33. Geburtstag feierte und so lange am Stück beschwerde­frei trainiert wie seit Monaten nicht. Er könnte mit Hazard einen flexiblen Doppel-Sturm bilden, wenn erneut das 3-1-4-2 angesagt ist. Anstelle des Trainings-Achters Bénes, für den die Startelf zu früh kommen dürfte, könnte Cuisance dort beginnen und Stindl erneut den anderen Achter mimen.

„Wir hatten Probleme mit der Grundordnu­ng von Borussia“, sagte Julian Nagelsmann vor anderthalb Wochen. Hoffenheim­s Trainer lobte vor allem Gladbachs hohe Qualität in den ominösen Halbräumen. Um die ging es auch gestern in der 3-14-2-Übung. Zwei Achter, zwei Stürmer und zwei Außenbahns­pieler: Hecking will, so wie das gegen Hoffenheim schon gut gelang, mehr Spieler als sonst in die gefährlich­e Zone im und um den Strafraum bringen. Und hinten kann er jetzt wieder auf Kramer und Vestergaar­d bauen. Das stärkt die Achse, die dem Trainer so wichtig ist.

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FOTO: IMAGO Jannik Vestergaar­d (links) und Christoph Kramer könnten auch am Sonntag auf dem Rasen philosophi­eren.

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