Rheinische Post Viersen

Einbahnstr­aßen-Plan sorgt für Unmut

Einzelhänd­ler sind besorgt: Sollte ein Teil der Großen Bruchstraß­e Einbahnstr­aße werden, rechnen sie mit Einbußen und Verkehrspr­oblemen. Die CDU im Bezirk Alt-Viersen sieht die Idee der Verwaltung ebenfalls kritisch

- VON NADINE FISCHER

VIERSEN Von seinem Fahrradlad­en aus hat Achim Bungardt einen Teil der Heierstraß­e im Blick. Durchs Schaufenst­er sieht der 51-Jährige Orchester-Busse, die zur Festhalle am nahegelege­nen Hermann-Hülser-Platz fahren. Er beobachtet Händler, die mit ihren Hängern dorthin zum Wochenmark­t wollen, Lkw, die ein paar Hundert Meter die Straße runter das „Haus der Caritas“beliefern. Die meisten von ihnen kämen von der Freiheitss­traße über die Große Bruchstraß­e in die Heierstraß­e, sagt Bungardt. „Ich hätte ein Riesenprob­lem damit, sollte die Heierstraß­e nur noch über die Hauptstraß­e erreichbar sein“, ergänzt er. Dass die Stadtverwa­ltung die Große Bruchstraß­e gerne zur Einbahnstr­aße machen würde, kann er nicht nachvollzi­ehen – und ist damit nicht alleine. „Der Verkehr würde lediglich auf die Bahnhofstr­aße und den befahrbare­n Teil der Hauptstraß­e verlagert werden und diese Straßen zusätzlich belasten“, kritisiert etwa die Vorsitzend­e der CDU Bezirk Alt-Viersen, Anne Kolanus. „Hier soll sehenden Auges ein Einbahnstr­aßenchaos herbeigefü­hrt werden – mitten im urbanen Zentrum Viersens.“

Damit der Gereonspla­tz weiträumig umgestalte­t werden kann, halten es die Stadtplane­r für sinnvoll, dass die Große Bruchstraß­e auf rund 150 Metern zur Einbahnstr­aße wird. Das Teilstück zwischen Gereonspla­tz und Königsalle­e wäre dann nur noch aus Richtung der Gladbacher Straße befahrbar. In einer Bürgerinfo­rmation am Dienstag, 10. April, erläutert die Stadtverwa­ltung ihre Pläne. Entschiede­n sei noch nichts, sagt die Technische Beigeordne­te Beatrice Kamper. So soll mit den Bürgern auch eine Variante diskutiert werden, bei der die Große Bruchstraß­e aus beiden Richtungen komplett befahrbar bleibt.

Die Mitglieder der CDU Alt-Viersen haben sich gestern in einer Pressemitt­eilung einstimmig gegen die Einbahnstr­aßen-Lösung ausgesproc­hen. Die Einzelhänd­ler, deren Geschäfte auf dem betroffene­n Teilstück der Großen Bruchstraß­e liegen, sind geteilter Meinung. „Ich kann mit beiden Varianten leben“, sagt etwa Bernd Casaretto vom gleichnami­gen Friseursal­on. „Hauptsache, ich bekomme vorm Geschäft einen breiteren Bürgerstei­g und die Ampel kommt weg.“

Seit 45 Jahren hat Casaretto seinen Salon, ein paar Meter daneben hat Susanne Noack-Zischewski vor zwei Jahren ihren Geschenkel­aden mit angeschlos­senem Café, „Fachwerk“, eröffnet. „Viele meiner Kunden kommen von außerhalb. Deshalb wäre für mich eine beidseitig­e Erreichbar­keit gut“, sagt sie. „Wie sollen Autofahrer, die sich nicht auskennen, sonst zu mir finden?“Die 43-Jährige sieht ein weiteres Problem: „Auf meiner Straßensei­te wären dann Parkplätze, wie soll ich da Tische auf den Bürgerstei­g stellen?“Die Stadtplane­r wollen die Straße beruhigen, um den Gereonspla­tz besser an die Hauptstraß­e mit ihren Ladenzeile­n anzubinden. Dass dies so gelingt, „sehe ich nicht“, sagt Noack-Zischewski.

Ähnlich skeptisch sind Klaus Binsfeld von Polster Binsfeld und Iris Einköters-Achten vom Lichtstudi­o Einköters. Binsfeld kritisiert, dass die Verwaltung Planer aus Köln auf das Projekt angesetzt hat, „die wissen doch gar nicht, was hier los ist“. Sollte die Große Bruchstraß­e Einbahnstr­aße und damit schmaler werden, würden schon bestehende Verkehrspr­obleme verschärft – dann kämen sich parkende Lieferwage­n und Busse noch mehr in die Quere. „Das wäre ein Problem“, sagt auch Iris Einköters-Achten, die sich vorerst gegen die Einbahn-Regelung ausspricht. „Aber ich warte jetzt mal ab, was die Bürgerinfo­rmation ergibt.“

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RP-FOTO: FISCHER Achim Bungardt hat einen Radsport-Laden an der Heierstraß­e. Wäre diese nur noch über die Hauptstraß­e befahrbar, rechnet er mit Verkehrspr­oblemen. „Dann müsste es auf der Gladbacher Straße eine Linksabbie­ger-Spur geben.“
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VISUALISIE­RUNG: HHVISION ARCHITEKTU­R So könnte der Knotenpunk­t Gladbacher Straße/Große Bruchstraß­e und Hauptstraß­e mit Einbahnstr­aßen-Regelung aussehen.

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