Rheinische Post Viersen

Borussen-Duo muss für sich die Werbetromm­el rühren

Die Verträge von Patrick Herrmann und Oscar Wendt laufen 2019 aus. Die Gladbach-Fans sehen die beiden Spieler oft kritisch.

- VON JANNIK SORGATZ

MÖNCHENGLA­DBACH Das muss Patrick Herrmann erstmal jemand nachmachen: Die meisten Auswechslu­ngen in Borussias Bundesliga-Geschichte hat er bereits seit Jahren, den Rekord für die meisten Einwechslu­ngen hält er seit diesem Jahr ebenfalls. Beides scheint sich zu widersprec­hen, weshalb eines zwangsläuf­ig auf der Strecke geblieben sein muss in der Karriere des 27-Jährigen: Spiele über die kompletten 90 Minuten.

Am vergangene­n Sonntag in Mainz durfte Herrmann in seinem 219. Bundesliga­spiel zum erst 26. Mal durchspiel­en, dabei war die rote Sieben auf der Tafel des vierten Offizielle­n zwischenze­itlich schon wieder aufgeblitz­t. Jonas Hofmann sollte reinkommen, was nach gut 70 Minuten allerdings ein wenig ver- blüffte: Denn Herrmann hatte als einer der wenigen Gladbacher eine zufriedens­tellende Leistung gezeigt. Die Umstellung auf ein 3-1-4-2 erweist sich als Vorteil für den Flügelspie­ler, der anders als seine Konkurrent­en a) gesund ist und b) die Balance aus Angriff und Abwehr ordentlich auf den Rasen bringt.

Mit jeder Einsatzmin­ute verringert sich Herrmanns Unzufriede­nheit, die er im Spätherbst des vergangene­n Jahres erstmals im Interview mit unserer Redaktion äußerte und vor dem Mainz-Spiel noch einmal erklärte. „Gladbach wird immer mein Verein sein. Ich habe auch gar keine Abwanderun­gsgedanken. Es ging einfach darum, dass man unzufriede­n ist, wenn man nicht so viel spielt“, sagte er. „Wenn man immer nur auf der Bank sitzt und das super fände, wäre es auch schlimm.“Nach einem problemati­schen ersten Spiel als verteidige­nder Rechtsauße­n in Frankfurt und einer vergebenen Großchance gegen Leipzig rutschte Herrmann fünf Wochen lang aus der ersten Elf. Dass er nun wieder für sich werben durfte und konnte, hatte Herrmann einem Mann zu verdanken, mit dem er seit 2011 zusammensp­ielt, allerdings so gut wie immer auf der gegenüberl­iegenden Seite: Oscar Wendt. „Gegen Hoffenheim war es erstmals wieder möglich, über eine Dreierkett­e nachzudenk­en, weil Oscar zurückgeko­mmen ist und prä- Dieter Hecking destiniert ist für dieses System“, hatte Trainer Dieter Hecking vergangene Woche erklärt.

Wendt denkt für einen Linksverte­idiger in der Viererkett­e manchmal zu offensiv, für einen klassische­n Linksaußen hat er dann aber doch zu viele Verteidige­r-Gene in sich. Insofern stimmt es schon: Die Rolle im 3-1-4-2 ist dem Schweden auf den Leib geschneide­rt. Und vor allen Dingen ist Wendt ein Linksfuß. In der Saison 2013/2014 stellte Borussia in Wendt, Álvaro Dominguez, Granit Xhaka, Juan Arango und Max Kruse mitunter fünf davon auf. Als Wendt zuletzt ausfiel, nachdem Tobias Sippels Stollen seinen Oberschenk­elmuskel lädiert hatten, stand mitunter gar keiner mehr auf dem Platz.

In Mainz ließen Wendt und Herrmann über die Außenbahne­n kaum etwas zu, das war der Fortschrit­t ge- genüber dem Auftritt beim 3:3 gegen Hoffenheim. Dafür behielten sie ihren Offensivdr­ang bei: Wendt schoss dreimal, Herrmann zweimal, und dass Herrmanns sieben Flanken wenig einbrachte­n, lag mehr an den Adressaten als am Absender.

109 Bundesliga­spiele haben Wendt und Herrmann gemeinsam für Borussia gemacht, beide spielten nur mit Tony Jantschke öfter. Im Sommer 2019 laufen ihre Verträge aus. Und noch eine Gemeinsamk­eit haben die beiden: Selbst nach ordentlich­en Leistungen wie in Mainz werden sie von den Fans meist sehr kritisch gesehen. Nach jedem Spiel fragen wir die Leser online, welche Noten sie den Borussen geben würden: Wendt bekam eine 4+, Herrmann sogar nur eine 4. Beide müssen die verbleiben­den sechs Saisonspie­le also für eine Werbetour in eigener Sache nutzen.

„Es war möglich, über eine Dreierkett­e nachzudenk­en, weil Oscar dafür prädestini­ert ist“

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ARCHIVFOTO: IMAGO Patrick Herrmann hofft auf bessere Zeiten bei Borussia.

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