Rheinische Post Viersen

Diese Bayern-Trainer täten der Liga gut

Die Bundesliga soll spannender werden, und die Münchner könnten mit der Auswahl ihres Coaches dazu beitragen.

- VON ROBERT PETERS

MÜNCHEN Jupp Heynckes will nicht mehr. Das wissen die Ober-Bayern beim Fußballclu­b in München eigentlich seit Herbst. Da gelang es Präsident Uli Hoeneß, seinen Freund bis zum Saisonende als Trainer in den Verein zurückzuho­len. Eine öffentlich­e Charme-Offensive, die Hoeneß und Vereinsche­f KarlHeinz Rummenigge fuhren, um den Trainer doch noch zur Verlängeru­ng zu bewegen, lief ins Leere. Thomas Tuchel, den so mancher auf dem Zettel hatte, sagte mit Hinweis auf eine Verpflicht­ung im Ausland ab. Und langsam wird es eng. Bis Ende des Monats wollen die Bayern einen neuen Coach vorstellen. „Wir wollen einen deutschspr­achigen Trainer. So wird es auch sein“, sagte Rummenigge. Wir haben mit einem Augenzwink­ern eine Auswahl herausrage­nder Kandidaten zusammenge­stellt – eine, die vor allem dem Rest der Liga gut täte. Lothar Matthäus (57) Vor 16 Jahren hat sich Uli Hoeneß schon mal öffentlich mit der berufliche­n Zukunft von Lothar Matthäus befasst. „Der wird hier nicht mal Greenkeepe­r“, erklärte der damalige Mana- ger. Einen Platzwart mit fußballeri­scher Vorbildung benötigt der Meister immer noch nicht. Dafür braucht er nach den trüben Erfahrunge­n mit dem mundfaulen Italiener Carlo Ancelotti dringend jemanden, dessen Qualitäten im Dauerplaud­er-Bereich auf Weltklasse­niveau liegen. Matthäus würde vor allem die Kommunikat­ion mit den Boulevardz­eitungen auf ein Allzeithoc­h heben. Und er könnte in seiner wöchentlic­hen Kolumne in der „Sport Bild“der weniger informiert­en Menschheit seine Taktik erklären. Nebenbei wäre es spannend zu erfahren, was in der Kabine der Bayern alles besprochen wird. Matthäus könnte auf diese Art der DFBForderu­ng nach größtmögli­cher Transparen­z entspreche­n. Winfried Schäfer (68) bringt ein großes Maß an internatio­naler Erfahrung mit. Er trainierte schon die Nationalma­nnschaften von Jamaika und Kamerun. Zurzeit coacht er den iranischen Erstligist­en Esteghlal Teheran. Außerdem hat er immer noch die Haare schön. Schäfer steht darüber hinaus für Eifelaner Lebensart und eine ziemlich entspannte Einstellun­g zu Stars. Trotzdem kann er auch am Spielfeldr­and den wilden Winnie machen. Derartiger Enthusiasm­us fehlt den Bayern seit dem Abgang von Sportvorst­and Matthias Sammer. Und weil Hoeneß nicht mehr alles selbst tun will, hätte er einen Trainer, der die Abteilung Attacke gleich mitbefehli­gt. Rudi Gutendorf (91) ersann einst den legendären Meideriche­r Riegel. Noch heute ist er fest überzeugt davon, das erste moderne Training der Neuzeit eingeführt zu haben. Weil ihm der Ruhestand längst zu ruhig ist, bot er vor sechs Jahren dem MSV Duisburg an, wieder als Trainer einzusteig­en. Kein Mensch weiß, warum der Klub das großherzig­e Angebot ausschlug. Immerhin bringt Gutendorf die Erfahrung aus 55 Trainersta­tionen mit. Und er könnte Bayerns Vertrauen in vergleichs­weise routiniert­e Übungsleit­er so zum Ausdruck bringen. Damit das Gesamtkuns­twerk perfekt wird, sollte der Klub dem rüstigen Gutendorf die Co-Trainer Erich Ribbeck (80) und Otto Rehhagel (79) zur Seite stellen. Beide haben Bayern-Vergangenh­eit und wissen, wo die Säbener Straße liegt. Wenn Gutendorf dem Navi nicht traut, können sie ihm den Weg zeigen. Claus-Dieter Wollitz (52) fand sich schon früher so gut, dass er sich gegen den Spitznamen Pelé nie gewehrt hat. Als Trainer hat er es bis jetzt eher mit Teams am Rande der großen Aufmerksam­keit zu tun gehabt. Über die Ungerechti­gkeiten hat er sich ausgiebig beschwert, zuletzt in seinem Beruf als Coach bei Energie Cottbus. Es wird Zeit, dass Pelé (gesprochen Pehle) Wollitz eine Chance im Establishm­ent bekommt. Mit modisch zerrissene­r Jeans und ausgewasch­enem T-Shirt würde er den entscheide­nden Schub zur Proletaris­ierung der Bayern geben. Als Klub des Volks wären die Bayern der natürliche Herausford­erer für die mit viel Limonadeng­eld aufgemotzt­en Industriek­icker aus Leipzig. Fortan wäre jeden zweiten Samstag Klassenkam­pf in der Arena an der Müllverbre­nnung von Fröttmanin­g. Mario Basler (49) hat schon in der Zeitung mit den vier großen Buchstaben seinen Sachversta­nd unter Beweis gestellt. Vor kurzem prägte er noch eine Ära beim hessischen Oberligist­en Rot-Weiss Frankfurt. Acht Spiele war er dort Trainer, dann wurde es entweder ihm zu langweilig oder dem Vorstand zu fortschrit­tlich. Basler wäre der erste Trainer auf Münchner Boden seit Diego Maradona, der den Trainingsp­latz so richtig unter Dampf setzt. Anders als Maradona, der als Coach für Argentinie­n vor dem Freundscha­ftsspiel gegen Deutschlan­d vor acht Jahren mit einer dicken Zigarre den Torhütern die Bälle um die Ohren schoss, würde sich Basler mit handelsübl­ichen Zigaretten begnügen, während er den Torhütern die Bälle um die Ohren schießt. Basler hat allerdings einen Nachteil: Mit 49 Jahren ist er eigentlich zu jung. Werner Lorant (69) verfügt über mindestens so viel Herzensbil­dung wie Basler und ist alt genug. Außerdem kennt er München aus seiner Zeit als Löwen-Bändiger und weiß so gut wie Ribbeck und Rehhagel, wo die Säbener Straße liegt (nicht so weit vom Löwenstübe­rl der Sechziger nämlich). Lorant spricht die Sprache der Spieler und ist berühmt für klare Verhältnis­se im Umgang. „Die Spieler“, sagte er auf die Frage nach Mitsprache­recht der Athleten, „die Spieler sollen rennen und das Maul halten.“Lorant benötigt keine teure Hotelunter­bringung. Die 100 Kilometer vom Campingpla­tz in Waging, wo sein Wohnwagen steht, kann er bequem pendeln. Uli Hoeneß (66) Wenn selbst in dieser Liste nun nicht der richtige Name steht, kann Hoeneß es immer noch selbst machen. Das richtige Alter hat er immerhin. Und es wäre mal eine interessan­te neue Erfahrung. Denn Hoeneß hat bei den Bayern fast alles schon gemacht, der Trainerjob war nicht dabei. Und Greenkeepe­r kann er ja danach noch werden.

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FOTOS: IMAGO (4), DPA (3) | GRAFIK/MONTAGE: FERL

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