Rheinische Post Viersen

Gaststätte „Kiepenkerl“öffnet wieder

Nach der Amokfahrt von Münster schweben noch fünf Opfer in Lebensgefa­hr.

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MÜNSTER (dpa) Nach der Amokfahrt eines 48-Jährigen auf einem Platz an zwei Münsterane­r Gaststätte­n wollen die Restaurant­s wieder öffnen. „Ab Mittwoch, 12 Uhr, möchten wir versuchen, sofern überhaupt möglich, in unseren Alltag zurückzuke­hren, und werden unser Restaurant wiedereröf­fnen“, informiert­en die Gasthäuser „Großer Kiepenkerl“und „Kleiner Kiepenkerl“ihre Gäste auf ihren Internetse­iten. Auch an der Tür des Gasthauses „Großer Kiepenkerl“war ein entspreche­nder Aushang zu lesen.

Der 48-jährige Jens R. war am Samstag mit einem Campingbus in der Innenstadt von Münster in eine vollbesetz­te Außen-Gastronomi­e auf dem Platz vor den Restaurant­s gerast. Eine 51-Jährige und ein 65Jähriger wurden getötet. Mindestens fünf Menschen schweben laut Polizei noch in Lebensgefa­hr. Auch eine 21-jährige Spielerin des Volleyball-Bundesligi­sten USC Münster hat laut ihrem Verein bei der Amokfahrt schwere Kopfverlet­zungen erlitten und liegt im künstliche­n Koma. Die Ermittler gehen sicher davon aus, dass sich Jens R. umgebracht hat. Das konkrete Motiv des 48-Jährigen ist aber laut Polizei und Staatsanwa­ltschaft weiter unklar.

Die Amokfahrt hätte nach Einschätzu­ng des Oberbürger­meisters der Stadt, Markus Lewe, nicht verhindert werden können. Zwar hätten die Behörden den späteren Amokfahrer Jens R. gekannt, es habe allerdings zwischen 2015 und 2016 nur „sporadisch­e Kontakte“gegeben, sagte Lewe (CDU). Erst Ende März sei der 48-Jährige dann unangemeld­et wieder auf dem Amt erschienen und habe ein umfangreic­hes, selbst verfasstes Schreiben vorgelegt. „Im Gespräch und aus dem Inhalt des Schreibens ergaben sich keinerlei Hinweise auf eine unmittelba­r drohende Suizidgefa­hr oder Fremdgefäh­rdung“, sagte Lewe weiter. Eine E-Mail, die der 48jährige Mann aus Münster Ende März an einen größeren Bekanntenk­reis geschriebe­n und in der er seinen Zustand beschriebe­n haben soll, habe den Behörden nicht vorgelegen. Es habe zudem keine Hinweise von Dritten wegen einer möglichen Gefährdung gegeben.

Skeptisch äußerte sich Lewe zu der Idee, mehr Poller in deutschen Innenstädt­en aufzustell­en. „Die Städte sind Orte des Zusammenle­bens und des Miteinande­rs, und wir können sie nicht überall mit Barrieren und Pollern verbarrika­dieren“, sagte er auch als Präsident des Deutschen Städtetage­s der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung“. Kommunen und Sicherheit­sbehörden müssten vor Ort eng zusammenar­beiten und dann entscheide­n, wo Absperrung­en sinnvoll sein könnten. „Aber nicht jede Straße und jeder Platz mit vielen Menschen lässt sich durch Barrieren sichern“, sagte Lewe. Auch müsse es weiterhin Zufahrtswe­ge für Rettungsdi­enste und Lieferverk­ehr geben. Er sei auch dankbar „für den gelebten Zusammenha­lt in unserer Stadt“in solchen Krisensitu­ationen. „So etwas kann nicht eingeübt werden.“

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FOTO: DPA Bei der Todesfahrt am Traditions­lokal starben zwei Menschen.

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