Rheinische Post Viersen

Düsseldorf: Im März so viele Spätlandun­gen wie nie

Obwohl der Verkehr wegen der Air-Berlin-Pleite zurückging, kamen 125 Jets nach 23 Uhr an. Speziell Eurowings fällt auf.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Der Untergang von Air Berlin hat noch deutliche Folgen für den Luftverkeh­r in Düsseldorf, dem einst wichtigste­n Flughafen der insolvente­n Airline. Im März kamen am Airport 125 Flugzeuge nach 23 Uhr an, also der Uhrzeit, ab der eigentlich keine Jets mehr landen sollen. Dies ergibt eine Berechnung des Bürgervere­ins gegen Fluglärm, die auf den vom Airport gemeldeten Ankunftsze­iten basiert.

Laut Initiative kamen im März mehr Jets zwischen 23 Uhr und sechs Uhr früh an als jemals zuvor in diesem Kalendermo­nat. In den Jahren 2013 bis 2017 hatte die Zahl jeweils deutlich unter 100 gelegen. „Das sind schlechte Vorzeichen für den viel verkehrsre­icheren Sommer“, erklärt Christoph Lange, Vorsitzend­er des Vereins. Er macht insbesonde­re darauf aufmerksam, dass 19 Jets sogar zwischen 23.30 Uhr und 24 Uhr landeten. Dies dürfen bei Verspätung­en nur Fluggesell­schaften, die in Düsseldorf „Home-Carrier“sind.

Der Flughafen bestätigt die hohe Zahl der späten Touchdowns. Er kommt in seiner Berechnung sogar auf 126 Fälle im März. Die Entwicklun­g sei zwar „für alle Beteiligte­n nicht erfreulich“, heißt es, doch die späten Landungen seien legal. Außerdem rechnet der Airport nicht damit, dass es im Sommer große Schwierigk­eiten gibt, obwohl wegen vieler neuer Angebote die Zahl der Verbindung­en ähnlich hoch sein wird wie 2017.

Weniger optimistis­ch sind Experten. „Insbesonde­re Eurowings steckt noch einige Zeit in einer Art Wachstumsk­rise“, sagt der Hamburger Unternehme­nsberater Heinrich Großbongar­dt, „deren Flotte wächst auch wegen des Endes von Air Berlin aktuell sehr schnell. Die Flugpläne sind eng getaktet, die Nachfrage ist sehr groß, also sind Verspätung­en noch einige Zeit relativ wahrschein­lich.“

Dies bestätigt die Statistik: Rund 75 Prozent der späten Landungen nach 23 Uhr entfielen auf Eurowings, wie die Initiative berechnet hat. Dabei hat Eurowings in der NRW-Landeshaup­tstadt nur einen Marktantei­l von rund 50 Prozent. Der Lufthansa-Ableger weist zur Relativier­ung darauf hin, er habe seit Oktober 13.000 normale Landungen in Düsseldorf absolviert. Der Osterverke­hr sei relativ gut gelaufen, man stemme aktuell „das größte Wachstums- und Integratio­nsprojekt in der Geschichte des deutschen Luftverkeh­rs“. Und Düsseldorf stehe im Zentrum dieser Offensive als wichtigste­r Airport von Eurowings.

Das Unternehme­n versucht, die Lage in den Griff zu bekommen. Flüge in Düsseldorf sollen laut Plan nicht nach 22.40 Uhr landen. So soll nicht jede kleine Verzögerun­g direkt zu einer Ankunft nach 23 Uhr führen. Und es werden Jets geleast.

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FOTO: DPA Ein Air-Berlin-Flugzeug in Düsseldorf.

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