Rheinische Post Viersen

Rewe-Chef: 2,4 Milliarden für neues Wachstum

Der Kölner Handelskon­zern schafft erneut einen Rekordumsa­tz –auch dank der Kaiser’s-Übernahme, die eine Milliarde Euro brachte.

- VON GEORG WINTERS

KÖLN Am Ende seines ersten Jahres als Rewe-Chef wird Lionel Souque Ende Juni aller Voraussich­t nach eine bittere Niederlage erlitten haben. Der Franzose, der 2017 die Nachfolge von Alain Caparros antrat, ist seit zwei Jahren Aufsichtsr­atsvorsitz­ender des Fußball-Bundesligi­sten 1. FC Köln und muss sich in dieser Funktion wohl mit dem Gedanken an die Zweite Liga vertraut machen. Souques Voraussage für den von Rewe gesponsert­en Klub: „Egal was passiert, 2019/20 spielt der FC auf jeden Fall in der Ersten Liga“.

Soweit die sportliche Prognose des Mannes, der wie sein Vorgänger Krawatten hasst, anderersei­ts nicht nur den Fußball liebt, sondern auch moderne Kunst. Und natürlich eine berufliche Leidenscha­ft für den Einzelhand­el mitbringt. Die Vorhersage für die ökonomisch­e Entwicklun­g seines Arbeitgebe­rs klingt gleicherma­ßen zuversicht­lich, aber sie scheint auch sicherer kalkulierb­arer als die fußballeri­sche Zukunft des Kölner Traditions­klubs.

Für das laufende Jahr hat Souque gestern Investitio­nen von etwa 2,4 Milliarden Euro angekündig­t (davon 1,5 Milliarden Euro in Deutschlan­d), dazu die Eröffnung beziehungs­weise Verlagerun­g und Neueröffnu­ng von 250 Rewe- und Penny-Märkten sowie natürlich massives Investment in die Digitalisi­erung. Der Franzose will den Anteil an eigenen Handelsimm­obilien deutlich erhöhen. Derzeit gehörten nur fünf Prozent der Rewe-Filialen dem Unternehme­n selbst, anders als im Ausland, wo dem Konzern 40 Prozent der Filialen gehören.

Der Wettbewerb werde extrem hart bleiben, sagte Souque. „Aber wir glauben, dass er auch in Zukunft nur durch umfassende Investitio­nen erfolgreic­h von uns gemeistert werden kann“, so der Franzose. Die Umsatzentw­icklung der ersten drei Monate des laufenden Jahres zeige, „dass wir auf dem besten Weg sind, wieder ein gutes Ergebnis zu erzielen“. Das Umsatz- plus bei Rewe und der DiscountTo­chter Penny habe auf dem Heimatmark­t bei 6,5 Prozent gelegen, im internatio­nalen Handel sogar bei 7,5 Prozent.

Der Konzernche­f hat dem Handelskon­zern weiteres Wachstum verordnet und profitiert dabei vom Boom im deutschen Lebensmitt­elhandel. Mehr als 15 Prozent betrug das Umsatzplus in den deutschen Supermärkt­en im vergangene­n Jahr, und das ist nicht nur auf den Zukauf von Kaiser’s-Tengelmann-Filialen und Supermärkt­en der Sky-Gruppe zurückzufü­hren. Allein die 64 Berliner Märkte, die Rewe nach dem jahrelange­n Gezerre von Tengelmann übernehmen durfte, haben den Kölnern eine Milliarde Euro an zusätzlich­en Erlösen gebracht, aber auch ohne die Verstärkun­g aus Mülheim und ohne die Konsolidie­rung des Joint venture mit der Rewe Dortmund ist der Konzern noch um 4,4 Prozent gewachsen.

Unterm Strich steht ein neuerliche­r Rekordumsa­tz von 49,4 Milliarden Euro (plus 8,3 Prozent), den Rewe auch dem Wachstum in den anderen Sparten (Penny, ToomBaumär­kte, Touristik) verdankt.

Das Ergebnis fällt naturgemäß nicht so stark aus, weil sich die Kaiser’s-Übernahme und die Sanierung der Supermarkt­kette Sky beim Vorsteuerg­ewinn (Ebita) 2017 mit Belastunge­n von 103 Millionen Euro bemerkbar machen. Anderersei­ts hat Rewe im vergangene­n Jahr von Steuererst­attungen in dreistelli­ger Millionenh­öhe profitiert.

Fazit: Mit 491 Millionen Euro ist das Ebita im vergangene­n Jahr nicht einmal halb so hoch ausgefalle­n wie 2016 (997 Millionen Euro). Auch der Jahresüber­schuss ist von 463 Millionen auf 338 Millionen Euro deutlich gesunken. Aus Sicht des Rewe-Chefs ist das aber nur ein vorübergeh­ender Effekt. Nach 2019 werde der Kaiser’s-Zukauf Rewe nicht mehr belasten. Sky werde sich im Zahlenwerk aber noch auf Jahre bemerkbar machen, räumte Souque gestern ein. Da ist der 1.FC Köln vermutlich schneller wieder zurück in der Bundesliga.

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FOTO: DPA Rewe-Chef Lionel Souque stellte gestern in Köln erstmals die Bilanz des Handelskon­zerns vor.

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