Rheinische Post Viersen

Plötzlich IS-Terrorist

„Macht Euch keine Sorgen“zeigt die Geschichte um eine Familie, deren Sohn sich dem IS anschließt.

- VON MARCO KREFTING

BERLIN (dpa) „Lebst du?“, schreibt Stefan Schenk seinem Sohn. „Bist du wirklich beim IS, Jakob?“Es wirkt ein bisschen naiv, wie der Familienva­ter den Verscholle­nen aufzustöbe­rn versucht. Doch es hat einen Grund. Denn plötzlich stand das LKA am Abendbrott­isch der Familie: Jakob habe sich der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) angeschlos­sen. Beamte durchsucht­en sein Zimmer. Da dachte die Familie noch, der junge Mann sei im Spanienurl­aub.

Jetzt versucht der Vater, Jakob zu erreichen. Irgendwo in Syrien. Auf anderthalb Stunden komprimier­t zeigt das Erste heute ein Familiendr­ama mit dem fast zynisch klingenden Titel „Macht Euch keine Sorgen“– wie es Jakob irgendwann in einer E-Mail schreibt.

Vater Schenk und sein ältester Sohn David fassen den aberwitzig scheinende­n und doch erfolgreic­hen Plan, Jakob an der jordanisch­syrischen Grenze zu treffen und nach Deutschlan­d zu holen. Doch zu Hause beginnen die Probleme eigentlich erst. Die Ermittler wollen wissen, ob Jakob als Schläfer heimgeschi­ckt wurde und welche Gefahr in Deutschlan­d von ihm ausgeht. Jede Suche im Internet ist verdächtig. Auch die Nachbarn sind misstrauis­ch. Im Sportverei­n geht eine Mitspieler­in auf die Barrikaden wegen tödlicher Anschläge.

Auch innerhalb der Familie brodelt es, bei den Eltern schwankt die Gefühlslag­e. Hätten die überzeugte­n Christen ihrem Sohn die Konversion zum Islam verbieten sollen? Haben sie ihrem Kind zu viel vertraut? „Da prallt Wut und Unverständ­nis auf Verantwort­ungsgefühl und Liebe, so wie es wohl in jeder Familie wäre“, sagt Kathi Liers. Gemeinsam mit Jana Simon hat sie das Drehbuch geschriebe­n. Die beiden haben dafür aufwendig recherchie­rt, sich an echten Fällen orientiert.

Wichtig ist ihnen zu zeigen, dass eine solche Geschichte jedem passieren kann. „Auch in Wirklichke­it stammen IS-Rückkehrer aus verschiede­nen familiären und sozialen Hintergrün­den“, sagt Simon. Liers meint: „Es ist keine Geschichte über ,die anderen’, sondern ,über uns’. Wir hoffen, sie ist dadurch umso alarmieren­der und berührende­r.“ „Macht Euch keine Sorgen“, Das Erste, 20.15 Uhr

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FOTO: DAS ERSTE Nachdem Jakob (Mitte) aus Syrien zurückkehr­t, kann Stefan Schenk (Jörg Schüttauf, links) seinen Sohn wieder in den Arm nehmen. Doch die Probleme fangen damit erst an.

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