Rheinische Post Viersen

Diskussion um Einbahn-Teilstück

Bei der Bürgerinfo­rmation zur Umgestaltu­ng der Gladbacher Straße und Großen Bruchstraß­e meldeten sich auch Befürworte­r der Einbahnstr­aßen-Variante zu Wort. Doch die Kritik am Plan der Stadtverwa­ltung überwog

- VON NADINE FISCHER

VIERSEN Zwei Stunden sollte die Bürgerinfo­rmation zur Umgestaltu­ng der Großen Bruchstraß­e und Gladbacher Straße am Dienstagab­end eigentlich dauern – doch es wurden fast drei. Während es über Viersen kräftig gewitterte, diskutiert­en im Saal des evangelisc­hen Gemeindeze­ntrums an der Königsalle­e rund 100 Anwohner und Geschäftsl­eute mal hitzig, mal sachlich mit den Stadtplane­rn vor allem über eins: Soll ein Teil der Großen Bruchstraß­e zur Einbahnstr­aße werden oder nicht? „Wenn wir wirklich etwas verändern wollen, müssen wir groß denken. Das funktionie­rt über die Einbahnreg­elung“, sagte eine Anwohnerin und Vertreteri­n eines Verkehr-Arbeitskre­ises. Doch die Befürworte­r dieser Planungsva­riante 2a waren deutlich in der Unterzahl.

Bereits vor der Bürgerinfo­rmation hatten Einzelhänd­ler öffentlich kritisiert, dass die Einbahnreg­elung ein Verkehrsch­aos in der Südstadt nach sich ziehen würde. Darüber hinaus befürchten Geschäftsi­nhaber Umsatzeinb­ußen, sollten ihre Läden an der Großen Bruchstraß­e nur noch aus einer Fahrtricht­ung erreichbar sein. Die Planer der Stadtverwa­ltung hingegen empfehlen, das Stück zwischen Gereonspla­tz und Königsalle­e zur Einbahnstr­aße zu machen. Es wäre dann nur noch aus Richtung Gladbacher Straße befahrbar. Insgesamt wollen sie 570 Meter Straße umgestalte­n: Ab dem Kreisel an der Gladbacher Straße bis zur Freiheitss­traße. Die Zahl der Stellplätz­e soll dabei gleichblei­ben oder sich leicht erhöhen. Für das Stück zwischen Gereonspla­tz und Königsalle­e haben sie die Varianten 2a mit Zweibahn- und 2b mit Einbahnreg­elung erarbeitet. Zuletzt müssen die Lokalpolit­iker entscheide­n.

Wird Variante 2b umgesetzt, reduziere sich der Durchgangs­verkehr um rund 30 Prozent, argumentie­rte Christoph Vitt vom Ingenieurt­eam der Stadtverwa­ltung. „Wir können pro Tag 1800 Fahrzeuge auf das Hauptstraß­ennetz verlagern.“Er wolle aber nicht verschweig­en, dass dadurch auch ein gewisser Mehrverkeh­r durchs Quartier Südstadt fließe: „Etwa zehn Autos pro Stunde, also alle sechs Minuten ein Pkw mehr auf Hauptstraß­e und Königsalle­e“– das sei „absolut verträglic­h“. Darüber hinaus könnten Gehwege an der Großen Bruchstraß­e verbreiter­t werden, der Wohnwert werde gesteigert, die Ampelanlag­en am Knotenpunk­t Hauptstraß­e/Gladbacher Straße/Große Bruchstraß­e fielen weg, Tempo 30 würde eingericht­et. Vitt: „Wir hätten 600 Quadratmet­er mehr Fläche für Aufenthalt und Außengastr­onomie.“Mit Zweirichtu­ngs-Verkehr wären es nur 235 Quadratmet­er mehr.

Bei Variante 2a ohne Einbahnreg­elung wäre es künftig möglich, vom Gereonspla­tz nach links zur Gladbacher Straße abzubiegen, außerdem von der Großen Bruchstraß­e aus nach links auf den Gereonspla­tz. Die Zufahrt Gereonspla­tz bekäme ein eigenes Ampelsigna­l. Von der Gladbacher Straße aus wäre Linksabbie­gen auf die Heierstraß­e erlaubt, erklärte Vitt. Mit Einbahnreg­elung wäre die Heierstraß­e nur noch von der Hauptstraß­e aus zu erreichen, bestätigte er auf Nachfrage Achim Bungardts’, der an der Heierstraß­e einen Fahrradlad­en hat. Michael Behneke betreibt dort eine Tanzschule. Montags bis samstags setzten bei ihm Eltern mit dem Auto ihre Kinder ab, jede Woche kämen rund 600 Kinder zur Tanzschule, sagte Behneke. Doch er befürchtet nicht nur Staus und Verkehrsch­aos, sollte es nur noch die Zufahrt über die Hauptstraß­e geben. Einige ältere Kinder kämen mit dem Bus, „wenn hier keine Ampelanlag­en mehr sind, ist das gefährlich“.

Eine Anwohnerin wies darauf hin, dass sich in der Nähe drei Schulen befänden und der Schulweg vieler Kinder über den Bereich Gereonspla­tz führe – die Unfallgefa­hr sei hoch. Weitere Kritikpunk­te an der Einbahn-Variante: der Ausweichve­rkehr durchs Quartier fließe durch Schulwegbe­reiche, auch dort steige die Unfallgefa­hr; ein Linksabbie­gen von der Rintgerstr­aße zur Gladbacher Straße hin wäre nicht mehr möglich und die neue ausgeschil­derte Hauptroute zur Festhalle würde Busse und Lkw durch eine „superenge“Kurve an der Remigiusst­raße führen. An der Heierstraß­e betreibt die Caritas das Paulus-Stift, eine Anwohnerin fragte nach Zahlen zum Lieferverk­ehr. Darauf hatte Stadtentwi­ckler Harald Droste keine Antwort. „Wir werden das noch mal prüfen“, sagte er. Die Erreichbar­keit für Feuerwehr und Rettungswa­gen müsse natürlich gegeben sein, betonte er. Bernd Casaretto, Inhaber eines Friseursal­ons an der Großen Bruchstraß­e, rief Droste und seinen Kollegen zu: „Gestaltet die Straße einfach schön!“Sonst sei der Gereonspla­tz bald so tot wie der Remigiuspl­atz.

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So könnte der Knotenpunk­t Gladbacher Straße/Große Bruchstraß­e mit Zweibahn-Regelung aussehen.
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GRAFIKEN (2): HHVISION Bei der Einbahn-Variante würde die Straße schmaler und kurviger, damit Autos langsamer fahren.

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