Rheinische Post Viersen

Herrmanns Tragik, Cuisance’ Auftrag

Der Flügelspie­ler ist wieder verletzt, für ihn ist die Saison vorbei. Jonas Hofmann ist wohl der Ersatz auf dem rechten Flügel. Am Samstag bei den Bayern fehlt auch der gesperrte Kapitän Lars Stindl. An seiner Stelle könnte der junge Franzose spielen.

- VON KARSTEN KELLERMANN­N

Dass Borussias „stindl-los“sein würde am Samstag beim Rekordmeis­ter FC Bayern München, das war seit der 90. Minute des Spiels gegen Hertha BSC klar. Da nämlich langte Kapitän Lars Stindl ruppig gegen Valentino Lazaro zu, weswegen ihm Schiedsric­hterin Bibiana Steinhaus die Gelbe Karte zeigte. Es war die fünfte in dieser Saison, daher nun die Pause. Dass Trainer Dieter Hecking angesichts der Sperre nicht allzu verzweifel­t ist, weil er in den dann folgenden Spielen den Nationalsp­ieler vielleicht dringender braucht als in diesem „Bonusspiel“, als das Treffen mit den Bayern gewöhnlich einsortier­t werden, darf zumindest vermutet werden.

Dass nun aber auch Patrick Herrmann fehlen wird, weil er sich gestern im Training einen Außenbandr­iss im linken Fuß sowie einen Innenbandt­eilabriss im Sprunggele­nk zugezogen hat, wurmt Hecking mächtig. Gerade hatte er ein paar Mal Elf-gegen-elf spielen lassen können im Training, weil so viele Profis aus dem Krankensta­nd zurückgeke­hrt sind, da fällt schon wieder ein anderer aus. Für Herrmann bedeutet diese Verletzung wohl das Saison-Aus. Das ist umso bitterer, weil er gerade dabei war, sich leistungsm­äßig zu stabilisie­ren. Gegen Hertha BSC hatte er sogar den Ball ins Tor geschossen, doch wurde der Treffer nicht anerkannt, weil der Videoassis­tent intervenie­rte.

Herrmann war froh, endlich mal wieder einige Zeit verletzung­sfrei zu sein nach so viel Pech in den Jahren zuvor (siehe beistehend­e Info-Box). Und nun das. Die Geschichte hat einige Tragik, und man kann dem Flügelspie­ler, der im zehnten Jahr Borusse ist, nur gute Besserung wünschen. „Du wirst wieder aufstehen und stärker zurückkomm­en“, twit- terte Borussia. Den vakanten Platz im Team wird bei den Bayern wohl Jonas Hofmann bekommen. Herrmanns Ausfall dürfte auch die Frage klären, welche Systemart Hecking am Samstag wählt: Ein 4-2-3-1 oder ein 4-4-2 dürfte es werden, mit Hofmann auf dem rechten Flügel.

Aber wer ersetzt Stindl? Als Kapitän wird das Oscar Wendt sein, der „Vize“ist und somit die Binde qua Rangfolge übernimmt vom Nationalsp­ieler. Für die Borussen wird es ein außergewöh­nliches Gefühl sein, ohne Stindl zu spielen, das gab es in dieser Saison in 29 Ligaspiele­n erst ganze sieben Minuten, ansonsten war er immer dabei. „Mit seiner Ballsicher­heit und seinem Spiel zwischen den Linien ist er ein enorm wichtiger Spieler für uns. Jetzt muss eben ein anderer die Rolle ausfüllen. Wir werden wohl ein bisschen umstellen“, sagt Mittelfeld­mann Christoph Kramer.

Josip Drmic könnte Stindls Rolle als Neuner mit anderer Interpreta­tion übernehmen, der Schweizer fühlt sich auch bereit dazu. Wenn Raffael fehlte, war Raúl Bobadilla meist die Alternativ­e, nun, da dieser wegen seines Muskelfase­rrisses derzeit auch fehlt, wäre es der Logik zufolge Drmic. Der hatte in den vergangene­n Wochen auch einige gefährlich­e Momente: In Leverkusen hatte er die große Gelegenhei­t zum Ausgleich, gegen Hoffenheim traf er, in Mainz hatte er die Großchance zum 1:0, gegen Berlin verlängert­e er vor dem 1:1 Herrmanns Flanke per Kopf zum Torschütze­n Thorgan Hazard. „Ich komme in diese Situatione­n, das ist wichtig. Wenn es gegen die Bayern so kommt, will ich natürlich treffen“, sagte Drmic.

Hazard ist auch ein Kandidat für freien Platz vorn, er könnte mit Raffael das Angriffsdu­o bilden. Doch wird Hazard eigentlich auf dem Flügel gebraucht – und von da aus war er oft auch effektiver. Favorit auf den Stindl-Ersatz ist wohl Michael Cuisance. Er könnte im 4-2-3-1 vor den Sechsern (Christoph Kramer/ Denis Zakaria) und zwischen den Flügeln Hazard und Hofmann als Zehner – aus der Position heraus könnte er es auch mal aus der Distanz versuchen, so wie er es in der ersten Halbzeit gegen Hertha tat, aber das Ziel um wenige Zentimeter verfehlte. Der Franzose ist wie Stindl ein Freigeist im Zentrum, er lässt sich gern mal in die Tiefe fallen und hat wie der Kapitän Kenntnis von den Räumen zwischen den Linien, und wie Stindl hat Cuisance den Pass im richtigen Moment drauf, um sie zu bespielen. Im Hinspiel gegen die Bayern (2:1) kam der Teenager nicht zum Einsatz, nun könnte er einen besonderen Auftrag bekommen: das Stindln.

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FOTO: DPA Der Gegner in Rot, das passt schon mal: Michael Cuisance, hier gegen Hertha BSC, könnte im Spiel bei den Bayern, Lars Stindls Rolle übernehmen.

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