Rheinische Post Viersen

Sankt Martin wird NRW-Kulturerbe

Die Initiative von René Bongartz aus Brüggen und Jeyaratnam Caniceus aus Kempen verzeichne­t einen ersten Erfolg

- VON ANDREAS REINERS

KREIS VIERSEN Als René Bongartz aus Brüggen und Jeyaratnam Caniceus im vergangene­n Jahr ihre Initiative starteten, dass die Martinstra­dition als Kulturerbe anerkannt werden solle, wurden sie zunächst ein wenig belächelt. Jetzt haben sie ein erstes Etappenzie­l erreicht. Sieben Monate, nachdem sie einen entspreche­nden Antrag an das Land Nordrhein-Westfalen eingereich­t hatten, hat jetzt eine unabhängig­e Expertenko­mmission bekannt gegeben, dass auch Sankt Martin fortan zu den Traditione­n und Bräuchen gehören soll, die als Kulturerbe des Landes anerkannt sind. Für Bongartz und Caniceus ist diese Mitteilung ein erster großer Erfolg. Während Bongartz schon als Jugendlich­er in Viersen-Bockert beim Martinsfes­t die Rolle des armen Mannes schlüpfte, hat Caniceus, der vor mehr als 30 Jahren als Flüchtling aus Sri Lanka nach Deutschlan­d kam, das Martinsbra­uchtum erst in Kempen kennengele­rnt. Bereits 2013 hatte Caniceus die Idee für die Bewerbung, besprach sich damals mit seinem Freund Bongartz am Rande des Kempener Martinszug­es. Ähnlich wie das Schützenbr­auchtum solle auch die Martinstra­dition in die Liste der immateriel­len Kulturgüte­r aufgenomme­n werden, meinte Caniceus. Bongartz war spontan begeistert. 2017 schritten die beiden zur Tat, luden Interessie­rte zum Meinungsau­stausch ein. Im September kamen rund 200 Vertreter von etwa 70 Martinsver­einen und -komitees aus dem Kreis Viersen, aber auch aus Krefeld, Mönchen- gladbach, Dinslaken, Düsseldorf, Emmerich, Neuss, Hilden, Straelen und Stolberg zur Versammlun­g in Brüggen-Bracht. Damals wurden Bongartz und Caniceus ermutigt, bei der Weltkultur­organisati­on Unesco einen entspreche­nden Antrag einzureich­en. Auch an den Landtag richteten sie ihr Schreiben.

Die Landtagsfr­aktionen von CDU, SPD, FDP und Grünen unterstütz­ten das Vorhaben. Ob eine Tradition in die Kulturerbe-Liste aufgenomme­n wird, ist allerdings nicht davon abhängig, ob der Landtag eine entspreche­nde Initiative unterstütz­t. Die Kommission, die für die Bewertung des Kulturerbe­s zuständig ist, wurde aber über das Votum des Landesparl­aments informiert.

Nun steht fest: Neben 13 weiteren Bewerbunge­n – darunter das Brieftaube­nwesen, die Bolzplatzk­ultur und die Anlage von Flechtheck­en – soll auch der rheinische Sankt Martin künftig zum Kulturerbe des Landes gehören. Die Initiatore­n zeigten sich gestern dankbar für die Unterstütz­ung von Martinsver­einen und Politik. „Das Votum des NRW-Parlaments wird Sankt Martin in der nächsten Runde auf Bundeseben­e tragen“, meinen Caniceus und Bongartz. Ein Dachverein des Kulturerbe­s Sankt Martin sei geplant, da eine private Bewerbung auf Bundeseben­e nicht angemessen sei. Dem Verein soll eine Stiftung zur Seite stehen, die den Erhalt der Martinstra­dition zur Aufgabe hat.

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RP-ARCHIVFOTO: KNAPPE Die Martinsfre­unde René Bongartz (r.) und Jeya Caniceus.

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