Rheinische Post Viersen

Rumpelfrei zum Bahnhof Kaldenkirc­hen

Mitarbeite­r des Bauhofs verfüllten gestern die Schlaglöch­er in der Zufahrtsst­raße. Die Kosten übernimmt die Stadt. Mit dem Eigentümer des Bahnhofsvo­rplatzes verhandelt die Verwaltung über den Verkauf

- VON EMILY SENF

KALDENKIRC­HEN Die Anfahrt zum Kaldenkirc­hener Bahnhof endete gestern vor rot-weißem Flatterban­d. Mitarbeite­r des Bauhofs verfüllten am Morgen die Schlaglöch­er zwischen Bahnhofstr­aße und dem Bahnhofsge­bäude. Heute soll die Zufahrt bereits wieder für Autos befahrbar sein. Grünen-Politiker Stephan Orth aus Münster freut’s.

Der 25-jährige Theologies­tudent stammt aus Nettetal und hatte bei einem Besuch in der Heimat vor gut zwei Monaten große Schlaglöch­er Jan van der Velden am Bahnhofsvo­rplatz in Kaldenkirc­hen bemängelt. In einem offenen Brief zeigte er sich schockiert. Die Schlaglöch­er stellten ein Risiko dar. „Diese Schäden werden, so lange ich mich erinnere, immer nur provisoris­ch gelöst“, beklagte Bahnfahrer Orth in seinem Schreiben.

Auch heute ist der 25-jährige zwar froh darüber, dass die Löcher gefüllt wurden, aber kritisiert auch, dass es erst jetzt passiert sei. „Es ist hervorrage­nd, dass sich endlich gekümmert wird“, sagt Orth. „Anderersei­ts frage ich mich, warum so lange nichts getan wurde.“

Stadtsprec­her Jan van der Velden hatte auf den offenen Brief hin erklärt, dass das Problem mit den Schlaglöch­ern bekannt sei. Da die Straße aber in Privatbesi­tz sei, sei es rechtlich schwierig einzugreif­en. Nun hat die Stadt gehandelt und trägt sogar die Kosten dafür selbst – denn sie plant, die Zufahrtsst­raße zum Bahnhof zu übernehmen. „Unser Bauhof hat die Aufgaben durchgefüh­rt, und die Kosten übernimmt zunächst die Stadt Nettetal“, sagte van der Velden gestern. Deren Höhe stehe derzeit noch nicht fest, könne aber mit dem Kaufbetrag verrechnet werden. „Aktuell laufen Verhandlun­gen mit dem Eigentümer“, sagte der Stadtsprec­her. Es sei sinnvoll, dass Straßen, die zum öffentlich­en Nahverkehr führen, auch in öffentlich­er Hand seien. „Damit man handeln kann, wenn etwas ist“, sag- te van der Velden. Für weitere Auskünfte sei es zu früh.

Das Bahnhofsge­bäude sowie der Vorplatz sind im Besitz der niederländ­ischen Cabootergr­oup. Hans Cabooter, einer der Unternehme­nsChefs, zeigte sich gestern überrascht, dass an der Zufahrt gearbeitet wurde. Erst vergangene Woche sei er dort gewesen und habe die Schlaglöch­er gesehen, aber dass sie gestern verfüllt wurden, „das wusste ich nicht“, sagte er. Er bestätigte, dass es Verhandlun­gen mit der Stadt über einen Verkauf gebe.

Der Logistiker aus Venlo hatte das Areal des ehemaligen Güterbahnh­ofs 2014 erworben und baute es zu einem Umschlagpl­atz um. Im Februar 2016 eröffneten Jeroem Cabooter, Michael Thiesen und Johann Wipkink im Bahnhofsge­bäude den Tanzclub BK1 (früher das BaCa). Im September 2017 boten sie das Gebäude allerdings wieder zum Verkauf an – und es ist immer noch zu haben, bestätigte gestern Makler Carl Piepers aus Straelen (Kreis Kleve). Interessen­ten gebe es, doch „ist das Umfeld nicht ganz klar“, sagte Piepers. So habe beispielsw­eise die Deutsche Bahn noch Rechte an Parkplätze­n und anderen Flächen, die sie behalten wolle, das erschwere den Verkauf. „Die Situation ist unveränder­t“, sagte der Makler. Warum das Bahnhofsge­bäude, dessen teilweise Nutzung als Disko festgelegt ist, überhaupt verkauft werden soll: „Zu viel Arbeit für unsere Firma“, erklärte Hans Cabooter im September.

Erst im Dezember 2017 hatte es Probleme am Bahnhof gegeben: Nach starken Regenfälle­n stand die Unterführu­ng voll Wasser. Die Pumpen waren ausgefalle­n. Reisende kletterten über Zäune und die Gleise, um die Züge zu erreichen. Die Deutsche Bahn, zuständig für die Gleise sowie die Unterführu­ng am Kaldenkirc­hener Bahnhof, schickte Techniker für die Reparatur. Zudem gibt es Pläne zur Modernisie­rung des Bahnhofs bis zum Jahr 2023 – gerade Menschen mit Behinderun­g haben es rund um den Bahnhof noch schwer: Es gibt weder Aufzüge noch Rolltreppe­n.

Grünen-Politiker Orth wird sich voraussich­tlich bereits am Freitag selbst ein Bild von der ausgebesse­rten Zufahrt zum Bahnhof machen. Bevor er zu einem Termin in Dortmund weiter fährt, besucht er seine Familie in Nettetal.

„Unser Bauhof hat die Aufgabendu­rchgeführt, und die Kosten übernimmt zunächst die Stadt Nettetal“ Stadtsprec­her

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RP-FOTO: EMILY SENF Die Schlaglöch­er vor dem Kaldenkirc­hener Bahnhofsge­bäude sind seit gestern deutlich sichtbar verfüllt.

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