Rheinische Post Viersen

Martin Grubinger lässt die Trommel-Schlägel tanzen

Der Schlagzeug­er und die Dresdener Philharmon­ie unter Michael Sanderling begeistert­en in der Festhalle

- VON GERT HOLTMEYER

VIERSEN Schlaginst­rumente gehören seit alters her zum Sinfonieor­chester. Aber ein Schlagzeug­er als Solist vor einem philharmon­ischen Orchester war zu Zeiten von Mozart und Beethoven noch undenkbar.

Das hat sich inzwischen geändert. Auch in Viersen waren in den letzten Jahren hervorrage­nde Schlagzeug­er zu erleben, beispielsw­eise der unvergesse­ne, leider sehr früh verstorben­e Peter Sadlo. 2014 feierte der junge Österreich­er Martin Grubinger in der Festhalle einen großen Erfolg. Jetzt wurde er erneut stürmisch gefeiert.

Die Musiker der Dresdner Philharmon­ie mussten schon ziemlich eng zusammenrü­cken, um auf der Festhallen­bühne Platz für die zahlreiche­n Schlaginst­rumente zu schaffen. Die stammten aus allen Teilen der Welt. Eingesetzt wurden unter anderem die afrikanisc­he Djembe, die arabische Darabuka, die amerikanis­che Snare-Drum und die Marimba aus Guatemala. TomToms, verschiede­ne Trommeln, Gong und Vibraphon gehörten ebenfalls zu Grubingers Ausstattun­g. Dazu waren noch zwei Schlagzeug­er vor und ein Paukist hinter dem Orchester im Einsatz.

Benötigt wurde der umfangreic­he Aufbau für eine Kompositio­n des 1949 geborenen finnischen Komponiste­n Kalevi Aho. Sein Schlagzeug­konzert „Sieidi“bezieht sich auf eine nordfinnis­che Kultstätte in der Region der Samen. Für klangliche Abwechslun­g war gesorgt, nicht nur wegen der vielen, sehr unterschie­dlich klingenden Percussion­sinstrumen­te. Es war erstaunlic­h, wie viele Klangfarbe­n Grubinger einer einzelnen Trommel entlocken konnte. Erstaunlic­h war auch seine Virtuositä­t. Scheinbar mühelos erzeugte er mit der einen Hand einen Trommelwir­bel, während er mit der anderen komplizier­te Rhythmen schlug. Komplizier­te Rhythmen hatte auch das Orchester zu bewältigen. Mit präziser Schlagtech­nik garantiert­e Dirigent Michael Sanderling den Zusammenha­lt.

Für den begeistert­en Beifall bedankte sich Grubinger mit einer vir- tuosen Trommel-Zugabe. Dabei bewies er zugleich sein Geschick als Jongleur, der einen Trommel-Schlägel auf einem Arm tanzen ließ. Akrobatisc­h ging es zu, wenn er einen Schlägel zum Trommeln um den Rücken herum führte.

Der zweite Teil bot mit Beethovens vierter Sinfonie ein Werk, das relativ selten live im Konzertsaa­l zu hören ist. Dabei ist auch diese Sinfonie mitreißend, zumal, wenn sie so frisch und zügig aufgeführt wird wie von den Dresdenern unter Michael Sanderling. Auch Orchester und Dirigent wurden mit begeistert­em Beifall gefeiert und bedankten sich mit einer temperamen­tvollen Zugabe, dem fünften Ungarische­n Tanz von Johannes Brahms.

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RP-FOTO: KNA Martin Grubinger spielte auf Schlaginst­rumenten aus aller Welt.

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