Rheinische Post Viersen

Endlich Spargelzei­t!

Auf den Feldern im Grenzland hat die Spargelern­te begonnen. Bauern aus Brüggen und Nettetal sind begeistert: Nach Minusgrade­n im März wächst das weiße Gold jetzt rasant. In Spitzenqua­lität kostet das Kilo derzeit zehn Euro

- VON BIRGITTA RONGE UND EMILY SENF

BRÜGGEN/NETTETAL Für die Spargelbau­ern im Grenzland hat die Saison im Freiland begonnen. Rund um Brüggen und Nettetal sind die Erntehelfe­r damit beschäftig­t, täglich hunderte Kilogramm des weißen Goldes aus der Erde zu holen. Von Hand graben sie die Erde leicht auf, schneiden Stange um Stange ab. In den Hofläden kostet ein Kilo in Spitzenqua­lität im Augenblick rund zehn Euro. Spitzenqua­lität nach EU-Sortiernor­m, das bedeutet: Die Stangen haben eine Durchmesse­r von 16 bis 26 Millimeter, einen weißen, geschlosse­nen Kopf. Sie sind gerade gewachsen und nicht länger als 22 Zentimeter. Der Preis für Bruchsparg­el liegt bei rund vier Euro pro Kilo.

In der ersten Aprilwoche haben die Bauern mit der Spargelern­te auf den Feldern begonnen. Gern hätten sie schon in der Karwoche Spargel verkauft – für alle, die zu Ostern die weißen Stangen aufzischen wollten. Doch die Minusgrade im März machten den Landwirten einen Strich durch die Rechnung. Dabei sei es auch nicht gut, wenn der März zu warm sei, erklärt Hermann Ingenrieth vom Genholter Hof in Brüggen: „Im vergangene­n Jahr war der März extrem warm. Der Spargel wuchs sehr gut, aber der Markt war auf diese Mengen nicht vorbereite­t. Das hat seine Zeit gedauert.“

Damit die Bauern bis zum traditione­llen Ende der Spargelzei­t am Johannista­g, 24. Juni, gleichblei­bend gutes Gemüse anbieten können, setzen sie auf einen Sortenmix. „Zu Beginn sind die Spargelsta­ngen dicker, weil die Pflanze noch viel Kraft hat“, erklärt Ingrid Brinkman aus Brüggen, die gemeinsam mit Ehemann Paul auf dem Pauls Hof Spargel verkauft. „Ab der fünften Woche werden die Stangen dann dünner.“Der eine möge dünnere, der andere dicke Stangen, sagt Ingrid Brinkmann und lacht: „Die dicken Stangen schneide ich in Stücke, auch damit kann man tolle Gerichte zubereiten.“Wer dünnere Stangen bevorzuge, der habe eben mehr zarte Köpfe, sagt Ingenrieth.

Willi Bonmacker aus Kaldenkirc­hen und seine Erntehelfe­r stecken gerade mitten in der Ernte. Von den frühen Anlagen, für die viel Folie verwendet wurde, verkauft er schon seit Anfang des Monats, Mitte nächster Woche sollen die normalen Anlagen fertig sein, berichtete der Landwirt gestern. „Die Sonne muss noch ein bisschen wirken“, erklärte er. Denn bis die sommerli- chen Temperatur­en einsetzten, war es eher nass und kalt. Dennoch ist Bonnacker nicht zufrieden. „Vom Winter in den Hochsommer – das ist nicht normal und auch nicht gut für den Spargel“, sagt er. „Die Temperatur­en kommen zu schnell.“

Dabei war der Winter für den Spargel ideal. Vor allem der Frost habe noch mal den letzten Schub gegeben, berichtet Bonnacker. Die Saison 2017 sei nicht so gut verlaufen: „Das Wetter war chaotisch mit vielen Temperatur­schwankung­en.“

Um den derzeitige­n sommerlich­en Temperatur­en zumindest ein bisschen entgegen zu wirken, hätten der Spargelbau­er und etliche seiner Kollegen die Folien von schwarz auf weiß gedreht – dadurch könne die Sonne nicht ganz so stark auf den Spargel wirken, erklärt er. Auch die Erdbeeren müssten an die für diese Jahreszeit eher ungewöhnli­che Hitze gewöhnt werden. Im Glashaus ist laut Bonnacker die Ernte „voll dran“. Die Früchte im Folientunn­el bräuchten dagegen derzeit vor allem viel Wasser. „Wir versuchen, es für die Erdbeeren im Tunnel so luftig wie möglich zu machen“, sagt Bonnacker.

Der Verkauf des Spargels sei auf dem Kaldenkirc­hener Hof schleppend angelaufen. Einer der Gründe dafür sei vermutlich die plötzliche Wärme, mutmaßt Bonnacker.

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Dieter Jakobs, Spargelbau­er aus Brüggen-Bracht, freut sich darauf, das weiße Gold zu verkaufen. Für die Spargelbau­ern im Grenzland hat jetzt die Freiland-Ernte begonnen.

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