Ein scheuer Weltstar in Krefeld
Mit Bob Dylan besucht nach Elton John der zweite echte Weltstar Krefeld. Das Konzert mit dem legendären Musiker, der 2017 Jahr den Literaturnobelpreis erhalten hat, findet heute im Königpalast statt. Es ist eines von sechs Konzerten in Deutschland. Noch sind Karten zu haben. Dylan-Fans dürfen sich auf ein gutes Konzert freuen – die Kritiken aus den vergangenen 14 Tagen für den 76-jährigen Sänger sind ausgesprochen positiv und voller Respekt vor der musikalischen und auch stimmlichen Leistung Dylans. Er ist, wie die „Stuttgarter Nachrichten“resümieren, „ein großartiger Künstler“, aber eben auch „ein schwieriger Mensch“.
Der Aufwand ist eines Stars würdig. Nach Angaben des Veranstalters bringen zehn Lastwagen zwischen 150 und 200 Tonnen Material für den Bühnenaufbau. Mehr als 200 Mitarbeiter sind für Bühnenbau, Sicherheit und Catering tätig. Die Betreuung des Weltstars selbst ist wenig aufwendig. Dylan gilt als anspruchslos beim Konzert.
Das ist keineswegs selbstverständlich. Beyoncè etwa fordert laut „Bild“, dass ihre Garderobe hinter der Bühne exakt auf 22,2 Grad aufgeheizt sein müsse; über Madonna heißt es, sie erwarte rosa und weiße Rosen von einer bestimmte Länge (6 Inches = 15,24 Zentimeter). „Solche Wünsche hat er nicht“, sagt Jardena Kifle, die für den Sparkassenpark das Konzert in Krefeld mit vorbereitet. Einziger Sonderwunsch seit Jahrzehnten: In den Konzerträumen gilt für Presseleute Fotografierverbot. Selbst dem OrgaTeam des Konzertes sind Selfies untersagt. „Er will sich ganz auf die Musik beschränken, kommt auf die Bühne, spielt und fährt wieder.“Wie und von wo er nach Krefeld kommt und in welchem Hotel er absteigt, ist nicht bekannt. Fest steht: Dylan absolviert mit seinen 76 Jahren eine Knochentour. Er war am 16. April in Wien, heute, Mittwoch, spielt er in Leipzig, morgen in Krefeld, am 21. in Bielefeld, am 22. in Nürnberg, am 23. in Baden-Baden. Danach geht es nach Italien – am 26. spielt er in Jesolo nahe Venedig. Auch die Auf- und Abbauten der Bühne sollen nicht in Bildern festgehalten werden. Der Zugang zur Halle ist untersagt, die Anlieferung des Materials wird durch Sichtschutz verdeckt. Auch bei seinen Auftritten ist Dylan quasi zurückgezogen; Höflichkeits- und Begrüßungsfloskeln gehören wohl nicht zu seinem Repertoire. „Der alte Griesgram hat es noch drauf“titeln etwa die „Stuttgarter Nachrichten“in ihrem Bericht über Dylans Auftaktkonzert in Neu-Ulm am 12. April, wo der Songwriter das erste Mal nach der Verleihung des Nobelpreises in Deutschland auftrat. Dylan, so heißt es, verschwende keine Zeit mit Geplauder: „Der Musiker betritt grußlos die Bühne und heißt sein Publikum auch später nicht willkommen. Während des Auftritts blickt er griesgrämig drein und zeigt ansonsten keinerlei Mienenspiel. Er verabschiedet sich ebenso grußlos.“Fans oder Dylanolgen, wie die größten Fans genannt werden, dürfen sich also auf einen puristischen Abend freuen.
Musikalisch sind die Berichte der jüngsten Konzerte voller Respekt. Dylans Auftritt in Wien am 16. April vor 8.500 Zuschauern wurde von der österreichischen Presse gefeiert, die Wiener „Kleine Zeitung“schrieb von einem „wunderbaren Erlebnis“. Die „Kronen-Zeitung“sprach von Dylans bestem Österreich-Konzert seit langer Zeit. Der „Grandseigneur der Populärmusik“habe sich „auf seine unsterblichen Songs, eine gediegene Stilistik und seine einzigartige, auch im Spätherbst des Lebens noch eindringliche Singstimme“verlassen. Freilich: Ein Dylan-Konzert ist offenbar immer auch eine Wundertüte. Die gleiche KronenZeitung schreibt, ein Dylan-Konzert sei „jedes Mal ein riskanter Ritt durch unbekanntes Land“; manchmal spiele er ein „perfektes Set“, manchmal „verunstaltet der Amerikaner sich und sein Kultwerk so dermaßen harsch, dass nur die unverbesserlichen Dylanologen ehrfürchtig vor dem großen Meister stehen“.
Zur Erhöhung der Sicherheit dürfen Besucher keine Taschen oder Rucksäcke, die „DIN A4“(21 x 29,7 Zentimeter) überschreiten, in den Königpalast mitnehmen. Ansonsten aber spielt die Sicherheit keine übergroße Rolle. Die Polizei wird kein Personal abstellen. Weder Straßensperren unter polizeilicher Aufsicht, noch Polizisten vor Ort wird es geben. Sven Schalljo, Oliver Schaulandt und Jens Voss
Eigentlich ist Bob Dylan, Folklegende aus den USA ein anspruchsloser Gast. Doch es gilt absolutes Fotografier-Verbot für Presse und Crew. Heute tritt er im Königpalast auf
Karten (ab 61.64 Euro) fürs heutige Konzert gibt es an der Abendkasse. Einlass ab 18 Uhr, Beginn 20 Uhr.