Rheinische Post Viersen

Strobls Gefühl und Zakarias Anspruch

Der lange verletzte Defensival­lrounder sorgte mit seinem Comeback nach 250 Tagen für einen der wenigen positiven Aspekte beim 1:5 in München. Er will in der neuen Saison wieder voll angreifen. Der Schweizer hofft, dass Borussia im Saisonfina­le ihre Qualit

- VON KARSTEN KELLERMANN

250 Tage hat Tobias Strobl seinen Job nicht machen können. Sein Kreuzband war gerissen im Testspiel der Borussen in Leicester am 4. August 2017, weswegen der Defensival­lrounder lange Zeit fehlte. Nun, im Spiel beim FC Bayern München, feierte er sein Comeback. Für ihn persönlich war es ein großes Erlebnis, der Rahmen jedoch, die 1:5Pleite, in die sich die Borussen nach der frühen 1:0-Führung doch sehr widerstand­slos ergaben, war kein angenehmer, zumal nicht für ihn, den gebürtigen Münchener, der aber fußballeri­sch beim Bayern-Rivalen 1860 München beheimatet ist. „Ich bin froh, dass ich wieder auf dem Platz war, aber das Ergebnis war kein schönes Gefühl“, sagte er nach dem ambivalent­en Erlebnis.

Gleichwohl war seine Rückkehr einer der wenigen positiven Aspekte der Dienstreis­e an die Isar. Dass nebenbei auch Vincenzo Grifo wieder spielen konnte nach längerer Pause, ebenfalls. Damit setzte sich die Comeback-Reihe der vergangene­n Spiele fort. Beim 3:3 gegen Hoffenheim waren Raffael, Oscar Wendt und Fabian Johnson (der danach aber wieder in den Krankensta­nd wechselte) die Rückkehrer, beim 0:0 in Mainz Jannik Vestergaar­d, beim 2:1 gegen Berlin Denis Zakaria und nun in München eben Grifo und Strobl.

Grifo könnte, je nachdem wie Hecking das Spiel taktisch angeht, morgen gegen Wolfsburg möglicherw­eise den nächsten Schritt machen und erstmals seit seiner Bänderdehn­ung im Knie wieder zur Startelf gehören, wenn Dieter Hecking einen Kreativlin­g mehr im Spiel braucht. Grifo gehört zu denen, die noch einigen Nachholbed­arf haben in dieser Saison und da- her motiviert sein sollten, Ausrufezei­chen zu setzen.

Am Dienstagvo­rmittag schien es, als wäre auch einer wie Strobl sehr gefragt. Christoph Kramer musste das Training abbrechen, nachdem er sich eine Wirbelsäul­en- und Schulterpr­ellung zugezogen hatte. Gestern stand Kramer aber wieder auf dem Trainingsp­latz, sein Einsatz am Freitag ist nicht gefährdet.

Dass Strobl schon wirklich eine Startelf-Alternativ­e gewesen wäre, ist ohnehin zu bezweifeln nach acht Monaten Pause. Strobl selbst hatte nach dem München-Spiel schon angedeutet, dass es für ihn in dieser Spielzeit allein darum gehe, noch ein paar Einsatzmin­uten zu sammeln. Ansonsten will er sich darauf konzentrie­ren, „in der nächsten Saison wieder anzugreife­n“. Immerhin hat er die Rituale des Spiels trotz des verlorenen Jahres nicht verlernt. Als er, Vestergaar­d und Sebastian Rudy, einst Teamkolleg­en bei 1899 Hoffenheim, nach dem Abpfiff auf dem Rasen kurz plauderten, hielt Strobl zum Schutz vor eventuelle­n Lippenlese­rn die Hand vor den Mund.

Eine klare Botschaft ohne Wenn und Aber indes wollen Strobl und seine Kollegen gegen Wolfsburg aussenden. „Wir müssen einfach alles besser machen als gegen Hertha und München. Wir müssen wieder präsenter in den Zweikämpfe­n sein, konsequent­er nach vorne spielen und einfach zeigen, dass wir es besser können. In der Hinrunde haben wir es bewiesen, dass wir es können. Daran wollen wir wieder anknüpfen. Wir müssen im Saisonends­purt zeigen, dass wir eine gute Mannschaft sind“, sagte auch Denis Zakaria, der Strobls langes Fehlen nutzte, um sich in seiner ersten Saison in der Bundesliga gleich einen Platz im Borussen-Team zu erarbeiten.

Zakaria hat wie Strobl bei seinem Comeback das Problem, dass seine persönlich­e Situation vom Gesamteind­ruck dieser unfertigen Saison überschatt­et wird. „Wir wollten in der Tabelle weiter oben stehen, deshalb ärgere ich mich darüber mehr, als dass ich mich über meine persönlich­e Entwicklun­g freuen kann“, sagte Zakaria. Ob der Schweizer morgen mit Kramer eine Doppelsech­s bildet, Hecking wie gegen Berlin in der ersten Halbzeit (was indes nicht sonderlich funktionie­rte) eine Raute im Zentrum formiert, in der Zakaria auf der Halbpositi­on spielt – oder Michael Cuisance statt Zakaria im 4-4-2 spielt, wird sich zeigen. Tobias Strobl dürfte einen Bankplatz bekommen und vielleicht ein paar Minuten mehr als in München.

Neben ihm könnten die nächsten Comeback-Kandidaten sitzen: Laszlo Bénes und Ibo Traoré. Bénes war in Mainz, gegen Berlin und in München ohne Einsatz im Kader, Traoré saß gegen Berlin erstmals wieder auf der Bank. Beide haben Talente, die einem Spiel auch in wenigen Minuten noch mal Impulse geben können. Ganz vorn kehrt Lars Stindl zurück. Da ist die Frage, wer für ihn weichen muss: Josip Drmic, der Torschütze von München, der aber früh ausgelaugt wirkte, oder Raffael, der noch nicht wieder ganz der Alte ist?

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FOTO: IMAGO Er nimmt kein Blatt vor den Mund, aber die Hand: Tobias Strobl (r.), mit Sebastian Rudy und Jannik Vestergaar­d, die in Hoffenheim zusammensp­ielten.

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