Rheinische Post Viersen

Weniger Frauen in der Regierung

Der Frauenante­il bei den Beauftragt­en und Koordinato­ren sinkt auf 21 Prozent.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Die Bundesregi­erung hat bei der Auswahl ihrer Beauftragt­en und Koordinato­ren ein Frauenprob­lem. Zwar stieg die Zahl dieser Posten von 32 auf 33, zugleich nahm jedoch die Zahl der mit Spezialauf­trägen im Regierungs­auftrag berufenen Frauen von 14 auf sieben ab. Der Frauenante­il sank damit von 43,7 auf 21,2 Prozent. Zugleich beklagt sich die Gruppe der Frauen in der Union über mangelnde weibliche Präsenz im Parlament und verlangt, jetzt schon mit der Rekrutieru­ng von Frauen für die nächste Bundestags­wahl 2021 zu beginnen.

Die Nachfolge von Iris Gleicke (SPD) als Ost- und als Mittelstan­dsbeauftra­gte der Bundesregi­erung übernahm der CDU-Politiker Christian Hirte. Auf Brigitte Zypries (SPD) als Luft- und Raumfahrtk­oordinator­in folgte der Düsseldorf­er CDU-Abgeordnet­e Thomas Jarzombek. Die Pflegebeau­ftragte Ingrid Fischbach wurde ersetzt durch Andreas Westerfell­haus. Und da die Zuständigk­eit für das Bauen in der Bundesregi­erung vom Umweltmini­sterium ins Innenminis­terium wechselte, ist künftig auch keine SPD-Ministerin mehr zugleich Bonn-Beauftragt­e, sondern CSU-Minister Horst Seehofer. Hinzu kommt, dass Ende des Jahres die Datenschut­zbeauftrag­te Andrea Vosshoff ausscheide­t und der SPD-Politiker Ulrich Kelber ihr Nachfolger werden soll.

Zwei neu geschaffen­e Beauftragt­enposten gingen ebenfalls an Männer: Um weltweite Religionsf­reiheit kümmert sich der CDU-Politiker Markus Grübel und um den Kampf gegen Antisemiti­smus der Diplomat Felix Klein. Im Gegenzug wurde das Amt des OSZE-Beauftragt­en, das Gernot Erler innehatte, wieder gestrichen. Erst im Mai wird entschiede­n, ob Verena Bentele Behinderte­nbeauftrag­te der Regierung bleibt oder die Zahl der Frauen noch weiter schrumpft. Bislang stellen sie außerdem folgende Beauftragt­e: Annette Widmann-Mauz für Integratio­n, Patricia Flor für Abrüstung, Bärbel Kofler für Menschenre­chte, Rita Pawelski für Sozialvers­ucherungen, Marlene Mortler für Drogen sowie Almut Wittling-Vogel als Bevollmäch­tigte beim Europäisch­en Menschenre­chtsgerich­tshof.

Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt nennt es ein „fata- les Signal“, dass die Regierung bei der Gleichstel­lung den „Rückwärtsg­ang eingelegt“habe. „Damit liefert die Bundesregi­erung den Beweis, dass Absichtser­klärungen ins Leere laufen“, sagte sie unserer Redaktion. „Wie will diese Bundesregi­erung glaubwürdi­g von der Wirtschaft mehr Frauen in Führungspo­sitionen fordern, wenn sie selbst im Jahr 2018 mit schlechtem Beispiel vorangeht?“, fragt Göring-Eckardt. Sie fordert, nicht an „halbherzig­en Quötchen“festzuhalt­en.

Die Chefin der Gruppe der Frauen in der Unionsfrak­tion, Yvonne Magwas, kritisiert die geringe Frauenpräs­enz im Parlament. Das hänge mit der mangelnden Aufstellun­g von Frauen als Direktkand­idatinnen zusammen. Die Landesverb­ände müssten jetzt damit beginnen, Frauen für die Wahl 2021 aufzubauen. „Das werden wir einfordern“, kündigte Magwas an.

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FOTO: DPA Lauter Männer: die Führungsma­nnschaft im Bundesinne­nministeri­um.

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