Rheinische Post Viersen

Fall Wendt belastet Staatssekr­etär

Der Abschlussb­ericht der Sonderermi­ttler ist für Jürgen Mathies gefährlich.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Für die Affäre Wendt machen die Sonderermi­ttler verschiede­ne ehemalige NRW-Innenminis­ter und in zweiter Linie auch Polizeibeh­örden verantwort­lich. Das geht aus dem Abschlussb­ericht der noch von Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD) einberufen­en Untersuchu­ngskommiss­ion hervor, deren Ergebnisse Jägers Nachfolger Herbert Reul (CDU) gestern im Innenaussc­huss des Landtages vorstellte.

Demnach hat der Bundesvors­itzende der Deutschen Polizeigew­erkschaft (DPolG) bis zu seiner Pensionier­ung als Polizist im Februar 2017 elf Jahre lang ein Polizeigeh­alt bezogen, obwohl er „keinen Dienst verrichtet“hat, fasste Reul den Bericht zusammen. Für dieses „Arrangemen­t“, wohl als Entgegenko­mmen der jeweiligen Landesregi­erung für kleinere Gewerkscha­ften gemeint, habe es keine Rechtsgrun­dlage gegeben. Zudem wurde Wendt 2010 auch noch befördert, was ebenfalls rechtswidr­ig war.

Diese Beförderun­g könnte nun für Reuls rechte Hand, Staatssekr­etär Jürgen Mathies, zum Problem werden. Denn primär sei für diese damalige Beförderun­g des Polizisten Wendt, der gar nicht mehr als Polizist gearbeitet hat, zwar das damalige Innenminis­terium verantwort­lich gewesen. Aber „die nachgelage­rte Verantwort­ung für die Beförderun­g bestehe im LZPD als der Behörde, in der die Ernennung erfolgte“, gab Reul den Bericht gestern wieder, den er aus datenschut­zrechtlich­en Gründen nicht im Original vorlegen wollte. Direktor des Landesamte­s für Zentrale Polizeilic­he Dienste (LZPD) war von 2007 bis 2016 Jürgen Mathies.

Zudem erhielt Wendt 2011 auch noch eine Regelbeurt­eilung, in der seine Arbeit im LZPD als „voll den Anforderun­gen entspreche­nd“bewertet wurde. Reul fasste das Urteil der Sonderermi­ttler dazu mit diesen Worten zusammen: „Eine Beurteilun­g hätte im LZPD in Ermangelun­g einer Dienstverr­ichtung nicht erstellt werden dürfen.“

Welche der ehemaligen NRW-Innenminis­ter jeweils in welchem Umfang Verantwort­ung für die unglücklic­hen Wendt-Privilegie­n hatten, ließ Reuls Zusammenfa­ssung des Berichts im Unklaren. Wohl auch, weil die Beurteilun­g im Detail komplizier­t ist. So war Wendt anfangs auch noch als Personalra­t aktiv, was zumindest teilweise eine Freistellu­ng vom Dienst gerechtfer­tigt haben könnte.

Da die infrage kommenden ehemaligen Innenminis­ter aber ohnehin keine wichtigen politische­n Funktionen mehr haben, wird die Opposition im Landtag sich nun auf den ehemaligen LZPD-Chef, früheren Kölner Polizeiprä­sidenten und jetzigen Staatssekr­etär Mathies einschieße­n, obwohl der gebürtige Wuppertale­r in Polizeikre­isen einen exzellente­n Ruf genießt.

Vorher verlangen SPD und Grüne aber Einsicht in den Original-Bericht, den Reul dem Parlament gestern unter Berufung auf ein entspreche­ndes Votum der Landesdate­nschutzbea­uftragten vorenthiel­t; dieses hatte Reul eigens eingeholt. Das will die Opposition nicht akzeptiere­n. „Wir haben ein parlamenta­risches Recht auf Einsicht in den Originalbe­richt“, sagte die GrünenPoli­tikerin Verena Schäffer, „zur Not müssen wir das eben über einen Parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss durchsetze­n.“

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FOTO: DPA Jürgen Mathies ist Staatssekr­etär im NRW-Innenminis­terium.

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