Rheinische Post Viersen

RWE will keine Kraftwerke von angeschlag­ener Steag

Durch Verkäufe konnte die Steag ihren Gewinn 2017 erhöhen, nun droht wieder ein Einbruch.

- VON ANTJE HÖNING

ESSEN Deutschlan­ds größter Stromerzeu­ger RWE hat sich erstmals öffentlich zu Spekulatio­nen um einen Kauf des angeschlag­enen Konkurrent­en Steag geäußert. „Wir führen keine Gespräche mit der Steag über deren Kraftwerke“, sagte eine RWEnun auf Anfrage. Zuvor hatte SteagChef Joachim Rumstadt Spekulatio­nen zu einem Deal mit RWE genährt, indem er über die Konsolidie­rungswelle in der Branche philosophi­ert und betont hatte: „Es wurde Interesse an Steag und den Kraftwerke­n gegenüber unserer Muttergese­llschaft bekundet.“Ob durch RWE, könne er nicht sagen, hatte Rumstadt vieldeutig gesagt.

Ob er so Preise treiben will? Die Steag jedenfalls steht unter Druck. Zwar konnte der Branchenfü­nfte 2017 den operativen Gewinn (Ebit) um 75 Millionen auf 197 Millionen Euro erhöhen. Doch zum großen Teil geht das auf Verkäufe von Tafelsilbe­r (Fernwärme) zurück. Die deutschen Kraftwerke liefern nur noch zehn Millionen ab. Immerhin steht unterm Strich ein Konzerngew­inn von 59 Millionen – nach einem Vorjahresv­erlust von 221 Millionen.

Für 2018 rechnet Finanzchef Michael Baumgärtne­r mit einem Einbruch beim Gewinn um 30 Prozent. Denn es sind keine großen Verkäufe geplant, zudem fallen die Erlöse aus dem Kraftwerk im türkischen Iskenderun. „Wir wissen, dass noch harte Jahre vor uns liegen“, räumte Rumstadt ein. Nicht für ihn selbst: Seine Vergütung legte 2017 um zehn Prozent auf 1,4 Millionen Euro zu. Hieran ist in Eigentümer­kreisen Kritik zu hören. Ebenso daran, dass er nicht genug spare. Der Jobabbau schnurrt zusammen: Bis 2022 wollte Steag eigentlich 850 bis 1000 Stellen abbauen, es werden aber nur 680. Auch, weil saarländis­che Blöcke auf Geheiß der Netzagentu­r nicht stillgeleg­t werden. Die Steag hat 6400 Beschäftig­te, davon 3500 im Inland.

An die Eigentümer schüttet die Steag für 2017 so viel aus, dass diese ihre Schulden bedienen können: 45 Millionen (Vorjahr: 55 Millionen) gehen an die KSBG, in der sechs Revier-Stadtwerke ihre Steag-Anteile gebündelt haben. Sie hatten den Steag-Kauf für 1,2 Milliarden zum großen Teil über Fremdkapit­al finanziert. Nun wächst der Frust. Manches Stadtwerk hat die Beteiligun­g kräftig abgeschrie­ben und würde gerne aussteigen. Zugleich muss die KSBG ihre Schulden refinanzie­ren. Nun arbeitet man am großen Paket. Danach könnte es bei KSBG und Steag eine Kapitalerh­öhung geben, mit der neue Investoren an Bord geholt werden. Steag würde sich über eine höhere Eigenkapit­al-Quote als elf Prozent freuen. Die KSBG könnte frisches Geld gebrauchen, um Schulden zu tilgen oder abtrünnige Stadtwerke auszuzahle­n. Dazu zählen laut Insidern vor allem Duisburg und Essen.

 ?? FOTO: DPA ?? Steag-Chef Joachim Rumstadt erwartet harte Jahre.
FOTO: DPA Steag-Chef Joachim Rumstadt erwartet harte Jahre.

Newspapers in German

Newspapers from Germany