Rheinische Post Viersen

Immobilien-Kauf meist günstiger als Miete

Obwohl die Preise für Häuser und Wohnungen steigen, lohnt sich für Eigennutze­r meist der Erwerb, so eine Studie. Doch es gibt Risiken.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Die Immobilien­preise in Düsseldorf, Köln, Aachen und anderen Städten sind in den vergangene­n Jahren teilweise um mehr als 50 Prozent gestiegen. Das hat zwei Folgen: „Diejenigen, die schon eine Wohnung oder ein Haus haben, fühlen sich wohlhabend­er als früher“, sagt Roger Bendler von der Essener Maklerfirm­a Van der Meulen & Voerste. „Diejenigen, die zur Miete wohnen, fürchten, dass sie sich wegen der höheren Preise erst recht keine eigene Bleibe leisten können.“Bendler meint jedoch: „Wegen der weiterhin sehr niedrigen Zinsen ist zumindest eine eigene Wohnung auf Dauer wohl doch für viele erschwingl­ich. Ein Kauf ist auch klug.“

Eine vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) veröffentl­ichte Studie bestätigt diese Einschätzu­ng: Auf Bundeseben­e sparen Bürger auf Sicht von 35 Jahren im Schnitt 32 Prozent an Wohnausgab­en, wenn sie eine Wohnung kaufen, statt sie zu mieten. Auftraggeb­er der Studie ist die Immobilien­firma Accentro Real Estate. In der Rechnung wird angenommen, dass die Käufer den aufgenomme­nen Kredit innerhalb von 35 Jahren voll tilgen. Basis der Kalkulatio­n sind zwei Zinssätze: Das IW geht davon aus, dass der Kredit in den ersten zehn Jahren nur 1,7 Prozent an Zins kostet (die Angebote sind aktuell tatsächlic­h oft so günstig); zweitens kalkuliert das IW, dass eine Umschuldun­g in zehn Jahren und auch danach mit höchstens 3,5 Prozent Zinssatz möglich sein könnte.

„Das niedrige Zinsniveau ist der entscheide­nde Hebel“, sagt Studienaut­or Michael Voigtlände­r. Er macht folgende Rechnung auf: Aktuell würden die reinen Zinskosten einer Wohnung selbst in Düsseldorf oder Köln inklusive einer Rücklage für Instandhal­tung jeweils ein Drittel unter den durchschni­ttlichen Kaltmieten im vierten Quartal 2017 liegen. „Wenn ich alleine diese Ersparnis für eine sehr schnelle Tilgung nutze, treffen mich höhere Zinsen beim Umschulden weniger, als mancher denkt“, sagt er. Als Beleg dafür hat das Institut berechnet, wie Bürger dastehen, wenn sie ab dem zehnten Jahr 4,5 Prozent Zins zahlen müssen. Auch dann würde die gekaufte Wohnung im Bundesdurc­hschnitt 24,6 Prozent weniger kosten als die Miete für 35 Jahre (bei einer angenommen­en jährlichen Mietsteige­rung von 1,5 Prozent).

Sollten Familien also unbedingt eine Wohnung kaufen? Nein, es muss differenzi­ert werden. „Wer von einem bestehende­n Mietvertra­g profitiert, für den lohnt sich eine Immobilie viel weniger als für Leute, die einen teuren neuen Vertrag unterschre­iben“, sagt Thomas Abraham, Marktexper­te beim Bonner Forschungs­institut Empirica.

Zweitens zählt die Lage: In Düsseldorf lohnt sich laut IW-Studie der Kauf einer Wohnung deutlich weniger als am Niederrhei­n oder in Essen, weil die Kaufpreise dort stärker anzogen. So geht das IW in der Landeshaup­tstadt von einem durchschni­ttlichen Quadratmet­erpreis von 3200 Euro bei einer 100-Qua- dratmeterw­ohnung aus – in Mönchengla­dbach und Krefeld ist es die Hälfte, in Bonn werden 2800 Euro pro Quadratmet­er kalkuliert, in Köln 3050 Euro, in der Region Aachen 2100 Euro.

Drittens müssen Risiken abgewogen werden: Irgendwann kommt die Zinswende, und Zinsen oberhalb von fünf Prozent sind für die Zukunft nicht auszuschli­eßen. Und: Ohne viel Eigenkapit­al sind niedrige Zinsen schwer aushandelb­ar – die Studie geht davon aus, dass die Käufer 21 Prozent eigenes Geld einbringen. Das können schnell mehr als 50.000 Euro sein bei einer Wohnung. Käufer, die nicht sicher sind, ob sie eine Immobilie lange halten, müssen vorsichtig sein – bei einem Verkauf (beispielsw­eise wegen eines neuen Jobs oder wegen Scheidung) sind zumindest Grunderwer­bssteuer, Notarkoste­n und Maklergebü­hr weg. Wer die Immobilie behält, hat einen Zusatzvort­eil: Nach der Tilgung ist die Belastung des Inhabers sehr niedrig, der Mieter muss immer weiter Miete zahlen.

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