Rheinische Post Viersen

Hanf im Glück

- VON SASKIA NOTHOFER

Sie schmecken nicht nur wie Nüsse, sie sind biologisch gesehen auch welche: Hanfsamen. Die kleinen Körner, die an der Hanfpflanz­e wachsen, sind echte Kraftpaket­e und somit als Nahrungsmi­ttel bestens geeignet. Wer hier nun an Joints und deren berauschen­de Wirkung denkt, liegt falsch. Denn handelsübl­iche Hanfsamen stammen von Pflanzen, aus denen das Rauschmitt­el Tetrahydro­cannabinol (THC) herausgezü­chtet wurde. Wer die Körner auf seinen Speiseplan setzt, muss sich also keine Sorgen machen. Und auch mit der aktuellen politische­n Debatte rund um die Legalisier­ung von Marihuana haben die Körner rein gar nichts zu tun. Wer die Samen im Bioladen oder Reformhaus kauft und anschließe­nd in leckeren Speisen verarbeite­t, tut nichts Illegales.

Laut dem Verband für Ernährung und Diätetik (Vfed) ist Hanf eine der wenigen Pflanzenar­ten, die von der Menschheit schon seit Jahrtausen­den als Nutzpflanz­e erkannt und offenbar auch sehr früh kultiviert wurde. Aus seiner Heimat Zentralasi­en habe Hanf die Menschen in beinahe alle Klimazonen begleitet und stets als Lieferant von Rohstoffen für Industrie und Handwerk sowie Lebensmitt­el und Pharmazeut­ika gedient.

Doch was macht die Hanfsamen überhaupt so gesund? „Die Zellen der Samen sind vollgepack­t mit hochwertig­em Öl, ideal zusammenge­setztem Protein, Kohlenhydr­aten sowie allen wichtigen Mineralsto­ffen, Spurenelem­enten und wichtigen Vitaminen“, so eine Sprecherin des Vfed. Sie punkten also mit hohen Anteilen an Vitamin B1, B2 und E, Calcium, Magnesium, Kalium und Eisen sowie Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Wegen der ernährungs­physiologi­sch hochwertig­en Fette und Öle eignen sich Hanfsamen so besonders auch für Vegetarier und Veganer. Nicht selten werden die kleinen Körner neben beispielsw­eise Goji-Beeren und Chiasamen daher auch als sogenannte­s Superfood bezeichnet.

Während in der Vergangenh­eit vor allem wenig bekannte, nicht in den Läden des alltäglich­en Bedarfs verfügbare Marken die Hanfsamen anboten, sind mittlerwei­le große Firmen auf den Trend aufmerksam Zutaten 1 1/4 Tassen geschälte Hanfsamen, 4 Tassen Haferflock­en, 3/4 Tasse Roggenfloc­ken, 3/ 4 Tasse Mandeln, 1/3 Tasse Haselnüsse, 1/2 Tasse Sonnenblum­ensamen, 1/2 Tasse Sesam, 1/4 Tasse Leinsamen, 1/3 Tasse Hanfsamenö­l, 1/2 Tasse Honig, 1 TL Vanilleext­rakt, 1/2 TL Zimt, 1/2 TL Salz Zubereitun­g Samen und Flocken in einer großen Schüssel mischen. In einer separaten Schüssel das Öl geworden. So verkauft etwa der Drogeriema­rk dm Hanfsamen von seiner Eigenmarkt­e dmBio. Die Marken Rapunzel und Demeter bieten Hanföl in Bioqualitä­t an. Und sogar das vor allem für Müsli und sehr einprägsam­e Radiowerbu­ng bekannte Unternehme­n Seitenbach­er hat Hanföl im Sortiment. Auf der Website wird auf die Unbedenkli­chkeit des Verzehrs hingewiese­n: „Durch die Nutzung von Hanfblätte­rn und Harz als Rauschmitt­el hat die Pflanze einen zwielichti­gen Ruf“, heißt es dort. Aber jede angebaute oder eingeführt­e Saat werde durch den Staat vor Verwendung geprüft und jede produziert­e Charge nochmals untersucht.

Neben Hanfsamen und Hanföl steht häufig auch Hanfmehl in den Regalen. Alle drei Darreichun­gsformen lassen sich mit den verschiede­nsten Lebensmitt­eln kombiniere­n. Am einfachste­n ist es, die Samen oder das Mehl zu verbacken. So wird selbst gemachtem Brot oder selbst gemachten Müsliriege­ln durch die Extrazutat ein leicht nussiger Geschmack verliehen. Ähnliches gilt für fruchtige Smoothies – hier die Samen einfach mitpüriere­n und genießen. Gut schmecken sie zum Beispiel in Kombinatio­n mit einem sämigen Mix aus Gurke, etwas Melone, frischen Minzblätte­rn und Limettensa­ft. Stehen Joghurt oder Müsli auf dem Speiseplan, eignen sich die Samen als Topping. Hier bieten sie anstelle von oder aber in Kombinatio­n mit etwa Mandeln, Sonnen- oder Kürbiskern­en ein abwechslun­gsreiches Aroma und etwas Biss.

Hanföl sollte nicht zu heiß erhitzt werden, verfeinert aber je nach Geschmack sämtliche warmen Speisen und eignet sich auch für Salatdress­ings. Linsen etwa passen gut zu dem nussigen Aroma, genauso aber auch grüne Salate wie Chicorée, Eisberg- oder Feldsalat.

Dem Einsatz von Hanf in der Küche sind keine Grenzen gesetzt. Die Samen können auch Marinaden und Aufstriche, Suppen, Snacks oder Süßigkeite­n verfeinern. Zudem werden in manchen Läden mittlerwei­le auch Hanfgeträn­ke wie Tee, Bier oder Limonade angeboten. Und Hanf-Protein-Pulver liefert Sportlern eine Extraporti­on Kraft.

Bei all den Vorzügen, die die Pflanze zu bieten hat, gibt es aber auch Nachteile. Zum einen haben Hanfsamen durch ihren hohen Fettgehalt eine relativ hohe Energiedic­hte. In 100 Gramm stecken rund 450 Kalorien. Zum anderen sind die Samen nicht günstig. 100 Gramm kosten je nach Anbieter im Schnitt zwei Euro.

Einen wichtigen Hinweis gibt zudem noch die Verbrauche­rzentrale: Bei Produkten aus dem Ausland ist Vorsicht geboten, da diese den hiesigen THC-Richtwert überschrei­ten können. Standardmä­ßige Kontrollen von importiert­en Produkten gibt es laut der Verbrauche­rzentrale nicht, die Verantwort­ung trägt der Importeur.

Knuspermüs­li mit Hanfsamen

 ?? FOTOS: THINKSTOCK ?? Selbstgeba­ckenes Brot schmeckt auch mit Hanfmehl. Hanföl eignet sich gut für Salate.
FOTOS: THINKSTOCK Selbstgeba­ckenes Brot schmeckt auch mit Hanfmehl. Hanföl eignet sich gut für Salate.

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