Rheinische Post Viersen

Kreis Viersen gründet Jugendberu­fsagentur

Die neue Einrichtun­g bündelt die Aufgaben von Jobcenter, Agentur für Arbeit und Jugendamt in Viersen und in Kempen

- VON MAIKE HOLLE

KREIS VIERSEN Bisher hat es für junge Menschen bei Fragen rund um den Übergang von der Schule in den Beruf viele Ansprechpa­rtner gegeben – manchmal zu viele. Bei einer jungen Mutter, die gerade ihre erste eigene Wohnung hat, übernimmt das Jobcenter die Kosten für die Unterkunft und Lebenserha­ltung. Die Agentur für Arbeit berät sie bei der Suche nach einem Ausbildung­splatz und das Jugendamt unterstütz­t bei der Kinderbetr­euung. Diese drei Institutio­nen machen jetzt im Kreis Viersen mit der Jugendberu­fsagentur gemeinsame Sache. In Viersen und Kempen haben zwei Standorte eröffnet. Durch die beiden neuen Jugendberu­fsagenture­n wird diese Hilfe breitfläch­ig im Kreis Viersen angeboten.

In der Stadt Viersen gibt es die Jugendberu­fsagentur bereits seit dem Jahr 2015 als Pilotproje­kt. Durch diesen Startschus­s in Viersen konnten die Organisato­ren erste positive Erfahrunge­n sammeln. Schmitz berichtet: „Insgesamt ist die Rückmeldun­g sowohl von Mitarbeite­rn als auch von Kunden sehr gut“, sagt Franz-Josef Schmitz, Geschäftsf­ührer des Jobcenters Kreis Viersen. Das Modell habe schon vielen Jugendlich­en weitergeho­lfen und „es gehen weniger junge Menschen auf dem Weg von einer Institutio­n zur anderen verloren.“Seit dem vergangene­n Jahr sei die Jugendarbe­itslosigke­it von 2,9 auf 2,3 Prozent gesunken.

Der neue Standort in Viersen hat, genauso wie zuvor das Pilotproje­kt, seine Räumlichke­iten im Jobcenter Viersen, Am Schluff 18-20. Nun beraten die Mitarbeite­r dort aber auch Jugendlich­e aus Brüggen, Niederkrüc­hten und Schwalmtal. In Kempen finden junge Menschen aus Grefrath und Tönisvorst Unterstütz­ung. „Die Zusammenar­beit zwischen den drei Institutio­nen gab es natürlich auch schon ohne die Jugendberu­fsagentur“, berichtet Esser. Die Besonderhe­it sei nun aber, dass die drei Akteure ihre Hilfe gebündelt unter einem Dach anbieten.

„Im Kreis Viersen gibt es rund 1800 Ausbildung­ssuchende“, so Schmitz. Da eine fehlende Ausbildung oft der Grund für Langzeitar­beitslosig­keit ist, sollen Jugendlich­e bei berufliche­n Schwierigk­eiten an den neuen Standorten Rat finden.

Berufliche Probleme gehen oft mit Schwierigk­eiten in der Familie einher – deshalb brauchen die Betroffene­n oft Hilfe von mehreren Stellen. Daher haben sich jetzt die drei Akteure, Jobcenter, Agentur für Arbeit und das Jugendamt des Kreis Viersens zusammenge­schlossen. Mitarbeite­r aller drei Institutio­nen wollen sich mit den Jugendlich­en einen Tisch setzen und versuchen, für sie eine individuel­le Lösung zu finden. „Die meisten Probleme las- sen sich ohnehin nur dann lösen, wenn alle Beteiligte­n an einem Strang ziehen und für jeden Jugendlich­en individuel­le Schwerpunk­te setzen“, sagt Katarina Esser, Dezernenti­n für Soziales, Gesundheit und Arbeit beim Kreis Viersen.

„Auf dem Weg von einer Institutio­n zur anderen sind in der Vergangenh­eit viele Jugendlich­e im Behördends­chungel verloren gegangen“, berichtet Birgitta Kubsch-von Harten, Geschäftsf­ührerin operativ der Agentur für Arbeit in Krefeld und im Kreis Viersen. „Wenn junge Menschen eine Ausbildung suchen, ist es für viele sowieso schon schwer genug, zu wissen, was das Richtige für sie ist“, sagt Kubsch-von Harten. Wenn dann noch Wohnungssu­che oder ein Kind hinzukomme­n und die Jugendlich­en von einer Behörde zur anderen laufen müssen, seien sie oft überforder­t. Die Motivation gehe verloren und bei der Suche nach einer Lösung des Problems würden sie aufgeben.

„Das Suchen des richtigen Ansprechpa­rtners bei den Behörden ist nun nicht weiter Aufgabe der Jugendlich­en“, erklärt Sarah Werth, Abteilungs­leiterin Kinder- und Jugendförd­erung des Kreis Viersens. Die Organisato­ren klären intern, wer für den Jugendlich­en der richtige Ansprechpa­rtner sei. „Im Idealfall fällt dem Jugendlich­en die Trennung der Institutio­nen gar nicht auf. Er kommt einfach mit einer Frage zu uns und ihm wird geholfen“, sagt Werth.

„Bei der Beratung gehen die Mitarbeite­r Schritt für Schritt vor, um nacheinand­er die einzelnen Probleme zu lösen“, erklärt Kubsch-von Harten. So werde für eine alleinerzi­ehende Mutter erst eine Wohnung gesucht, damit diese anschließe­nd den Kopf frei hat, um sich einen Job zu suchen. „Dass wir alle Beratungss­tellen unter einem Dach anbieten, ist dabei ein entscheide­nder Vorteil“, ist sich Schmitz sicher.

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