Rheinische Post Viersen

Kämmerei übersieht 780.000 Euro

Nachdem der Brüggener Rat im März den Haushalt für 2018 beschloss, fiel der Kommunalau­fsicht auf, dass etwas nicht stimmte. Die Verwaltung hat die Berechnung­en korrigiert. Grünen-Fraktionsc­hef René Bongartz spricht von Trickserei

- VON BIRGITTA RONGE

BRÜGGEN „Uns ist da ein Bock passiert.“Mit diesen Worten erklärte Thomas Jäger, Vertreter des Bürgermeis­ters im Brüggener Rathaus, am Mittwochab­end dem Rat, dass der Verwaltung bei der Aufstellun­g des Haushaltsp­lans ein Fehler unterlaufe­n ist. Im März hatte Kämmerer Oliver Mankowski die Eckdaten vorgestell­t, bevor der Rat Haushaltsp­lan und -satzung für 2018 beschloss. In der Darstellun­g der Transferau­fwendungen erläuterte Mankowski, dass die Gemeinde 2018 rund sieben Millionen Euro als Kreisumlag­e an den Kreis Viersen weitergebe­n werde, rund vier Millionen Euro fürs Jugendamt sowie 222.500 Euro an den Verkehrsve­rbund Rhein-Ruhr (VRR) – insgesamt rund 11,2 Millionen Euro. Im Vergleich zu 2017 seien die Transferau­fwendungen 2018 um 605.195 Euro geringer, berichtete Mankowski.

Ganz so rosig ist die Lage allerdings nicht: Nachdem der Rat den Haushalt beschlosse­n und Satzung und Plan der Kommunalau­fsicht angezeigt wurden, entdeckte die Kommunalau­fsicht ein Problem. Bei der Eintragung von Kreisumlag­e, Mehrbelast­ung Jugendamt und Mehrbelast­ung VRR sei ein Übertragun­gsfehler passiert, musste die Verwaltung nun dem Rat erklären. Man hatte zwar durch die vermindert­en Hebesätze des Kreises mit einer geringeren Umlage gerechnet – doch so niedrig fiel die Umlage durch eine erhöhte Steuerkraf­t und mehr Schlüsselz­uweisungen an die Gemeinde doch nicht aus. Der Fehler fiel weder direkt noch bei der endgültige­n Kontrolle auf.

Jetzt hat die Kämmerei den Plan korrigiert. Für die Kreisumlag­e sind nun rund 7,5 Millionen Euro vorgesehen, fürs Jugendamt 4,2 Millionen Euro, für den VRR 237.954 Euro. Die Differenz zur alten Berechnung: 785.343 Euro. Um den Mehraufwan­d auszugleic­hen, kürzte die Ver- waltung bei den Sach- und Dienstleis­tungen 20 Prozent ein – macht 383.108 Euro plus. Mit Blick auf die sprudelnde Gewerbeste­uer rechnete man dort 400.000 Euro hinzu. Damit liegt das Jahreserge­bnis nicht mehr bei 4281 Euro, sondern bei 2046 Euro im Plus. Ausgeglich­en.

Dem geänderten Haushalt stimmte der Rat einstimmig zu, wenngleich Grünen-Fraktionsc­hef René Bongartz zuvor nachgehakt hatte, ob man nicht sagen könne: „Ja, wir sind 750.000 Euro im Minus“? Das Vorgehen nun sei doch Trickserei. Dagegen verwehrte sich die Verwaltung: Bürgermeis­ter Frank Gellen (CDU) verwies darauf, dass ein Kämmerer grundsätzl­ich nicht zu optimistis­ch sein dürfe, es aber derzeit Rekordertr­äge bei der Gewerbeste­uer gebe. Jäger verwies auf die Gemeindeor­dnung: Danach sei der Haushalt auszugleic­hen, „das hat mit Trickserei nichts zu tun, das sind gesetzlich­e Vorgaben“.

Vorwürfe machten die Fraktionen der Verwaltung nicht. „Fehler passieren“, sagte FDP-Fraktionsv­orsitzende­r Andreas Bist. CDU-Fraktionsc­hef Thomas Schmidt erinnerte daran, dass man noch im März darüber nachgedach­t habe, Überschüss­e zurücklege­n zu wollen: „Jetzt sind wir wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen.“

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