Rheinische Post Viersen

Tafel zieht von Amern nach Waldniel

Der Verein Schwalmtal­er Tafel ist in die alte Hausmeiste­rwohnung an der Europaschu­le eingezogen. Heute werden dort schon Spenden angeliefer­t. Ab Donnerstag erhalten Bedürftige Lebensmitt­el dann zu gewohnter Zeit im neuen Haus

- VON BIRGITTA RONGE

SCHWALMTAL Das laute Hämmern macht ein Gespräch in der neuen Ausgabeste­lle der Tafel fast unmöglich. Mit sicheren Schlägen klopfen Bernd Zenner (74) und Josef Verhoeven (71) die Böden im Schwerlast­regal fest. Dann wird nachgemess­en. „Reichen 50 Zentimeter? Dann kriegen wir drei Regalböden rein“, erklärt Zenner und dreht sich zu Antonia Liskes um. Die 54-Jährige schüttelt den Kopf: „Wenn wir 40 Zentimeter Abstand lassen, passen vier Regalböden rein.“

Noch wird in den neuen Räumen der Schwalmtal­er Tafel kräftig gewerkelt – bis Donnerstag muss alles fertig sein. Seit ihrer Gründung vor zehn Jahren hatte die Tafel ihre Ausgabeste­lle in Amern. Die Idee zur Gründung hatte damals die Amernerin Anni Bühl. In Viersen und Dülken sah sie regelmäßig lange Schlangen von Menschen vor den Ausgabeste­llen der Viersener Tafel – und setzte sich dafür ein, solch eine Einrichtun­g auch in Schwalmtal auf den Weg zu bringen.

2006 wurde die Ausgabeste­lle an der Waldnieler Straße 18 in Amern eröffnet, damals als Zweigstell­e der Viersener Tafel. 2007 gründete die Schwalmtal­er Tafel einen eigenen Verein. Regelmäßig kommen rund 70 Bedürftige, um ihre Familien mit Lebensmitt­eln zu versorgen. Etwa 200 Menschen hilft der Verein so mit gespendete­n Lebensmitt­eln.

Im vergangene­n Jahr wurde klar, dass die Tafel nicht in dem Haus in Amern bleiben konnte: Das ehemalige Schulgebäu­de ist, ebenso wie das Nachbarhau­s, baufällig. Beide Häuser sollen abgerissen werden. Auf der Fläche sollen Mehrfamili­enhäuser gebaut werden. Damit begann die Suche nach einer neuen Bleibe. Die Gemeinde Schwalmtal sicherte dem Verein Unterstütz­ung zu und stellte jetzt das Gebäude an der Schulstraß­e 52 in Waldniel zur Verfügung. Dort wohnte früher der Hausmeiste­r der Europaschu­le. Als er in den Ruhestand ging, konnte die Tafel dort einziehen.

Vor dem Umzug wurden die Wände gestrichen – im Eingangsbe­reich strahlen sie jetzt in Apricot, in den übrigen Räumen in Weiß. Über dem Parkettbod­en in Wohn- und Esszimmer wurde ein strapazier­fähiger PVC-Boden verlegt. Außen am Haus wurde eine neue Kühlzelle aufgestell­t, so dass in den Räumen der Ausgabeste­lle künftig mehr Platz ist als früher in Amern. „Die Räume sind klasse“, sagt Liskes.

Drei Kühltruhen stehen schon bereit. Liskes hat sie rechtzeiti­g eingeschal­tet, damit sie kühl sind, bevor Lebensmitt­el angeliefer­t werden. Im Flur steht ein Schreibtis­ch: Hier können sich Tafel-Kunden künftig anmelden, um dann zur Ausgabeste­lle im früheren Wohn- und Esszimmer weiterzuge­hen. Noch stapeln sich im Flur Kartons mit Flüssigwas­chmittel – auch darüber freuen sich Bedürftige sehr, weiß Liskes. „Die Kunden können alles gebrauchen“, erklärt die Ehrenamtle­rin. „Und Waschmitte­l gibt es hier nicht so häufig.“

Vom Flur ist auch das Kunden-WC zu erreichen, im Obergescho­ss gibt es ein Badezimmer, das den Ehrenamtle­rn vorbehalte­n ist. Die früheren Schlafzimm­er oben haben die Tafel-Mitarbeite­r auch schon belegt: Dort stapeln sich unzählige Kisten mit Süßigkeite­n, die von Ostern übrig blieben, wie SchokoHase­n und Fondant-Eier.

Einige Männer stellen Regale auf, andere tragen Kisten und Körbe. Auch Mitglieder der Jugendfeue­rwehr Amern packen beim Umzug mit an. Alles muss nahtlos passen: In der vergangene­n Woche war am Donnerstag die letzte Ausgabe in Amern, jetzt am Donnerstag soll die erste Ausgabe in Waldniel sein.

Während die Tafel in Amern ausgezogen ist, bleibt die Kleiderstu­be voraussich­tlich bis Jahresende im alten Haus an der Waldnieler Straße 18. Die Kleiderstu­be ist dienstags von 14 bis 16 Uhr geöffnet.

 ?? RP-FOTOS (2): BIRGITTA RONGE ?? Die Tafel-Helfer bauen die Schwerlast­regale für die Lebensmitt­elausgabe auf: Vorsitzend­er Bernd Zenner (l.), vorn Helmut van Aaken, hinten Josef Verhoeven und Antonia Liskes (r.).
RP-FOTOS (2): BIRGITTA RONGE Die Tafel-Helfer bauen die Schwerlast­regale für die Lebensmitt­elausgabe auf: Vorsitzend­er Bernd Zenner (l.), vorn Helmut van Aaken, hinten Josef Verhoeven und Antonia Liskes (r.).
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In dem Gebäude zwischen Solarbad und Europaschu­le an der Schulstraß­e wohnte früher der Hausmeiste­r. Jetzt ist dort die Tafel eingezogen.

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